Home>Fußball>Bundesliga>

"Das fand ich schäbig“: Breitenreiter im SPORT1-Podcast "Leadertalk" über seinen Vater und sein Schalke-Aus

Bundesliga>

"Das fand ich schäbig“: Breitenreiter im SPORT1-Podcast "Leadertalk" über seinen Vater und sein Schalke-Aus

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Breitenreiters Servietten-Anekdote

André Breitenreiter ist einer der erfahrensten Bundesliga-Trainer der zurückliegenden Jahre. Im SPORT1-Podcast Leadertalk mit Mounir Zitouni spricht der 50-Jährige über die Krankheit seines Vaters und das Unverständnis über sein Schalke-Aus.
Die TSG Hoffenheim hat Trainer André Breitenreiter entlassen. Damit scheitert der nächste Trainer an seiner Aufgabe.
Mounir Zitouni
Mounir Zitouni

Mit 17 Jahren gewann Andre Breitenreiter mit Hannover 96 bereits den DFB-Pokal als einer der talentiertesten Spieler Deutschlands. Seinen Heimatverein Hannover führte er als Trainer 2017 auch in die Bundesliga, im Übrigen genauso wie drei Jahre zuvor den SC Paderborn.

{ "placeholderType": "MREC" }

Es gab aber auch Rückschläge: Auf Schalke wurde er einst trotz Europa-League-Qualifikation entlassen, was er bis heute nur schwer nachvollziehen kann.

Und auch in Hoffenheim wurde er 2023 nach einem fulminanten Start freigestellt. Seinen größten Triumph feierte Breitenreiter aber beim FC Zürich 2022, als er mit einem Abstiegskandidaten Schweizer Meister wurde.

Breitenreiter-Auszeit für kranken Vater

Wieso das Lied „Bella Ciao“, dabei eine besondere Rolle spielte, wie er sich nach seiner Freistellung in Hannover zwei Jahre um seinen dementen Vater kümmerte und was er als Spieler bei Trainer Felix Magath bewunderte, das erzählt der Hannoveraner in einer neuen Ausgabe des LEADERTALK mit Persönlichkeitscoach und Autor Mounir Zitouni.

{ "placeholderType": "MREC" }

Wie Andre Breitenreiter im Gespräch erläutert, war seine Auszeit zwischen 2019 und 2022 eine ganz bewusste. Es gab Möglichkeiten, es gab Anfragen und Angebote, aber die Situation um meine Mutter hatte sich tatsächlich dramatisiert. Sie verstarb kurzfristig und es war für mich eine Selbstverständlichkeit, zu dieser Zeit für meinen Vater da zu sein, der dement war und leider vor Kurzem verstorben ist und damals jede Unterstützung benötigte. Für mich war es eine Selbstverständlichkeit, mich so lange aus diesem Fußballzirkus rauszunehmen, bis mein Vater in seinem Leben gut angekommen ist“, so Breitenreiter.

Lesen Sie auch

Dass manche Berichterstatter das zum Anlass nahmen, an seiner Zukunft als Trainer zu zweifeln, das fand der Hannoveraner „schäbig“. Für viele in seinem privaten Umfeld wurde Breitenreiter aufgrund dieser Zeit ein Ansprechpartner für den Umgang mit dementen Personen.

Sein Rat: „Es ist wichtig, in den Momenten, wo man sich sieht, für einen guten Moment zu sorgen, ein Lächeln herauszukitzeln, positive Gefühle zu erzeugen. Natürlich vergisst das derjenige wieder, wenn die Demenz fortgeschritten ist, aber damit muss man sich arrangieren. Und das ist wirklich schwierig. Dann raubt das einem selbst Kraft und Energie. Ich habe gelernt, damit umzugehen. Nun ist unser Vater verstorben und das Thema ist damit abgeschlossen“, erläutert der Trainer.

{ "placeholderType": "MREC" }

Dass er direkt bei seiner ersten Station nach seiner Auszeit Meister in der Schweiz wurde, war umso überraschender. Dass dieser Coup möglich sein könnte, dachte er erstmals im Winter 2022.

Song beschwört Teamgeist

„Wir waren im Wintertrainingslager mit dem FC Zürich in einem Nobel-Restaurant mit toller Hintergrund-Musik. Und da spielten sie auf einmal ‚Bella Ciao‘. Wir hatten eine internationale Mannschaft, die Spieler standen alle auf, wedelten mit den Servietten. Auch der Staff, alle sangen mit voller Inbrunst dieses Lied. Und sorgten für Gänsehaut. Auch ich habe gesungen und ich habe die Jungs beobachtet und mir gedacht: Uns kann diese Saison nichts aufhalten. Wir werden diese Meisterschaft einfahren“, erzählt Breitenreiter.

Breitenreiter wurde mit Zürich überraschend Meister!
Breitenreiter wurde mit Zürich überraschend Meister!

Hauptanteil an dem Erfolg haben für Breitenreiter immer die Spieler. „Machen wir uns nichts vor: Trainer begleiten, Trainer sind die wichtigsten Personen in einem Verein. Aber ob die Spiele gewonnen werden, das entscheiden am Ende die Spieler auf dem Platz. Das wird immer so bleiben, und jeder Trainer, der was anderes meint, der schiebt sich zu sehr selbst in den Vordergrund. Die Spieler gewinnen die Spiele.“

Worauf der Trainer besonders achtet: Wertschätzung für alle. „Ich möchte versuchen, jedem Spieler das Gefühl zu geben, dass er wichtig ist an unserem Gesamterfolg, egal, wie viele Minuten er auch spielt. Jeder soll seinen Anteil haben.“ Aber das gilt auch für das direkte Umfeld. „Ich kann mich nicht ausschließlich um die elf Spieler kümmern, sondern es ist wichtig, auch eine Begeisterung in diesem Verein zu entwickeln“, meint Breitenreiter und fährt fort:

„Die Mitarbeiter sollen ein Gefühl der Wertschätzung haben für ihre Arbeit. Zeugwart, Physios, Waschfrau. Ich breche mir keinen Zacken ab, wenn ich mich mit ihnen unterhalte, morgens mit ihnen einen Kaffee trinke, um ihnen die Wertschätzung auf Augenhöhe zu geben, denn das führt zu Motivation. Es fühlt sich jeder gut, wenn der Cheftrainer diese Liebe schenkt. So schwört man ein Team ein.“

Breitenreiter versteht Schalke-Aus nicht

Auch auf Schalke gelang das – mit einer sehr jungen Mannschaft, mit Spielern wie Leon Goretzka oder Leroy Sané. Am Ende musste Breitenreiter dennoch gehen – trotz Europa-League-Quali.

Das habe ich tatsächlich nicht verstanden. Ich habe die politischen Strömungen damals auf Schalke vielleicht unterschätzt. Ich habe das eine oder andere sehr direkt angesprochen, weil ich auch ein fordernder Trainer bin, im Sinne des Erfolges, um immer das Maximale herauszuholen. Und ich habe damals geglaubt, dass vielleicht auch jede Person neben mir so denkt. Dinge zu verändern, um in die Erfolgsspur zu kommen. Aber das kam nicht bei jedem gut an und vielleicht hat sich der eine oder andere zu kritisch hinterfragt gesehen. Da habe ich sicher draus gelernt, Dinge, die mir auffallen, diplomatischer anzusprechen. Aber der Grundsatz wird sich bei mir nie verändern. Ich denke, um erfolgreich zu sein, muss man auch fordernd sein“, schließt Breitenreiter.