Deutliche Worte über seinen Ex-Klub Borussia Dortmund - und ein hartes Urteil auch in Richtung seines früheren Trainers: Roman Weidenfeller hat Thomas Tuchel ein wenig schmeichelhaftes Zeugnis ausgestellt und sich damit auf die Seite der Chefkritiker an der Arbeit des Trainers vom FC Bayern geschlagen wie zuletzt auch Rekordnationalspieler Lothar Matthäus und Dietmar Hamann.
BVB-Ikone greift Tuchel an
„Ich glaube, dass Thomas Tuchel nicht kritikfähig ist, dass er dafür nicht empfänglich ist und dass er da immer sehr sensibel reagiert. Das hat man in Dortmund erlebt. Das hat man erlebt, wenn Spieler mal nicht seiner Meinung waren - wie Nuri Sahin, der natürlich auch das Spielverständnis hat und ihm auch eine andere Idee präsentiert hat“, meinte Weidenfeller in der Sky-Sendung „Triple“.
BVB-Ikone Weidenfeller übt harsche Kritik an Tuchel
Der ehemalige BVB- und Nationaltorhüter, der seinerzeit unter Tuchel zwischen 2015 und 2017 nur als Nummer zwei hinter Roman Bürki agiert und dabei auf lediglich acht Bundesliga-Spiele gekommen war, spielte dabei auch an auf eine Situation beim DFB-Pokalsieg der Borussen 2017 gegen Eintracht Frankfurt.
Beim 2:1-Triumph hatte Tuchel Eigengewächs und Mittelfeldspieler Nuri Sahin nicht einmal in den Kader berufen - und dafür reichlich Unmut geerntet.
Laut BVB-Ikone Weidenfeller, der zwischen 2002 und 2018 in der Bundesliga 349 Partien bestritt, nicht das einzige Beispiel, bei dem es mächtig geknirscht hat zwischen dem Klub und dem Fußballlehrer, der in seinen zwei Jahren beim BVB zudem einmal Vizemeister und einmal Tabellendritter geworden war.
„Auch als der Verein vorgeschlagen hat, Mario Götze zu verpflichten“, sei es ähnlich gewesen. „Er wollte aber unbedingt André Schürrle. Da gab es schon auch immer Reibereien. Ich glaube hinterher ist es ist wichtig, dass man am Ende eine Sprache spricht und vor Ort Farbe bekennt“, so Weidenfeller.
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„Den Dortmundern fehlt der letzte Biss“
Kein gutes Haar ließ der Ex-Schlussmann darüber hinaus am gegenwärtigen Auftritt des BVB, kritisierte die Einstellung des Teams in manchen Spielen wie zuletzt auch bei der 0:4-Pleite ausgerechnet im Top-Spiel der Bundesliga gegen Tuchels Bayern: „Den Dortmundern fehlt der letzte Biss und die Aufmerksamkeit. Zudem ist der Respekt gegenüber den Bayern vielleicht zu groß. Ich wollte immer gewinnen, wenn ich auf dem Platz gegen Bayern stand, und das habe ich auch ausgestrahlt.“
Unschlüssig zeigte sich Weidenfeller hinsichtlich des weiteren Wirkens von Manuel Neuer in der deutschen Nationalmannschaft.
Der Bayern-Keeper, der nach schwerer Verletzung und fast einjähriger Verletzungspause erst vor wenigen Wochen sein Comeback gegeben hat, taste „sich gerade heran, holt sich Spielpraxis und seine Sicherheit zurück. Im Frühjahr wird man sehen, wie die Karten beim DFB gelegt werden“, sagte Weidenfeller.
„Neuer ist immer präsent auf dem Platz“
Mit Blick auf die Position als Nummer eins bei der Heim-EM, die sowohl Neuer als auch Marc-André ter Stegen vom FC Barcelona haben wollen, meinte Weidenfeller: „Eins kann man sagen: Neuer ist immer präsent auf dem Platz, (...) ihn kann man nicht irritieren. Letztendlich ist es seine Qualität und Außergewöhnlichkeit, so erfahren zu sein und alle Situationen durchgemacht zu haben.“
Für die letzten Länderspielen des Jahres des Jahres hatte Neuer vor wenigen Tagen abgesagt, um sich weiter auf seine Regeneration konzentrieren zu können.
Die DFB-Auswahl trifft am 18. November in Berlin auf die Türkei und drei Tage später in Wien auf Österreich.