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FC Bayern: Tuchels Drohung! Die Bosse dürften hellhörig werden

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FC Bayern: Tuchels Drohung! Die Bosse dürften hellhörig werden

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Tuchels Drohung: Bosse hellhörig?

Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seit der Verkündung seines Abschieds zum Sommer geht Thomas Tuchel in die Offensive. Der Bayern-Trainer hat klare Botschaften im Gepäck.
Thomas Tuchel stellt sich den Reportern nach der Bekanntgabe der Trennung vom FC Bayern im Sommer und sieht sich nicht als Problem für die letzten Misserfolge.
Stefan Kumberger
Stefan Kumberger
Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seit der Verkündung seines Abschieds zum Sommer geht Thomas Tuchel in die Offensive. Der Bayern-Trainer hat klare Botschaften im Gepäck.

Mit einem Lächeln betrat Thomas Tuchel am Freitagmittag das vollbesetzte und daher stickige Mediencenter an der Säbener Straße. Der Noch-Trainer des FC Bayern wirkte überrascht, dass sich so viele Reporter und Kamerateams eingefunden hatten.

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Selbst der erfahrene Klubsprecher Dieter Nickles bekannte bei den ersten Meldungen: „So viele Hände habe ich noch nie auf einmal gesehen.“

Klar, es gab etwas zu besprechen. Seit am Mittwoch verkündet wurde, dass Tuchel nur noch bis zum kommenden Sommer Bayern-Trainer sein wird, war es der erste öffentliche Auftritt des 50-Jährigen. Entsprechend groß war das Interesse. Und Tuchel hatte etwas zu sagen.

Tuchel will nicht der Sündenbock sein

Tuchel – das wurde während der 25-minütigen Pressekonferenz überdeutlich – wollte ruhig und nüchtern wirken, doch ein gewisses Feuer in ihm war stets zu spüren.

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Sein Kernsatz: „Ich denke nicht, dass ich das einzige Problem bin, ich bin aber in der Verantwortung.“

Diesen Glaubenssatz hatte sich Tuchel offenbar bereits vorher zurechtgelegt. Er sollte ihn noch mehrmals so oder so ähnlich wiederholen. Seine Botschaft war damit klar: Auch die Spieler tragen eine große Mitschuld an der aktuellen sportlichen Misere des Rekordmeisters. Sündenbock Trainer? Nicht mit mir!

Und in Richtung der Spieler ging auch seine wichtigste Aussage.

Auf die neue Freiheit für die Profis angesprochen, drehte Tuchel den Spieß um. „Die Entscheidungen sind jetzt natürlich auch für einen Trainer von einer größeren Freiheit geprägt. Du brauchst deine Entscheidungen nicht mehr abwägen, welche Langzeitwirkung sie haben“, sagte der Coach und genoss dabei sichtlich die überraschten Gesichter im Raum.

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Es wirkte fast wie eine Drohung an die Profis. Tuchel ist offenkundig bereit, auch äußerst unpopuläre Entscheidungen zu treffen – rechtfertigen muss er sich ja dafür nicht mehr wirklich.

Später – auf die Nachfrage eines Reporters – wurde der Trainer sogar laut. Er wirbelte seine Hände durch die Luft, seine Worte überschlugen sich fast. „Es gibt dir auf jeden Fall ein paar Prozente an Entscheidungsspielraum, wo du ein bisschen rücksichtsloser sein kannst“, erklärte Tuchel. Und seine Drohung war nun deutlich direkter, schärfer.

Ob Tuchels Aussagen den Bossen gefallen?

Sätze, bei denen die Bayern-Bosse sicherlich hellhörig werden. Ist der Noch-Trainer tatsächlich bereit, althergebrachte und gewachsene Strukturen in den letzten Wochen seiner Amtszeit zu zertrümmern?

Erleben die Bayern-Fans Joshua Kimmich, Thomas Müller und andere verdiente Stars bald wochenlang auf der Bank? Einfach nur, weil es Tuchel kann und ab Sommer sein Nachfolger den Wiederaufbau starten muss?

Tuchels Aufstellung gegen RB Leipzig am Samstagabend (18.30 Uhr im LIVETICKER) könnte ein erstes Indiz sein, welche Profis er auf seiner Seite glaubt und wen er in der Fraktion der Kritiker verortet.

Tuchel benennt Defizite

Auch wenn durch die immer noch beträchtliche Länge der Verletztenliste Tuchel mal wieder die Hände gebunden sind. „Wir hatten in der ganzen Saison noch nicht einmal die Situation, dass Spieler wirklich um ihren Platz kämpfen, weil sie wissen, diese Position ist doppelt besetzt. Es ist so, dass jeder Spieler, der ins Training kommt, im Kader ist“, sagte Tuchel und verband das mit einer bitteren Diagnose: „Uns allen fehlt der Biss, das Verbissene, die Energie.“

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Ebenfalls auffällig: Tuchel wich in seinen Statements ein wenig von der allgemeinen Sprachregelung der Pressemitteilung vom Mittwoch ab. Während dort die Trennung als „Ergebnis eines einvernehmlichen Gesprächs“ beschrieben wurde, sagt Tuchel jetzt: „Ich bin mir nicht sicher, ob es die Option gab, dass ich das entscheide.“ Ist es also doch eher ein Rauswurf statt eine gütliche Trennung?

Tuchel-PK wird in Erinnerung bleiben

Es waren bemerkenswerte Worte, die da an der Säbener Straße fielen. Selten musste sich ein Bayern-Trainer in der Krise zu seinem bevorstehenden und feststehenden Aus erklären. Als 2013 von Jupp Heynckes klar war, dass er den Verein verlassen und durch Pep Guardiola ersetzt werden würde, lagen die Dinge anders. Der Rekordmeister steckte damals nicht im Abwärtsstrudel, das Verhältnis zum Team galt als intakt, die Spieler spielten für den Trainer.

Zudem musste Heynckes nicht um seinen Ruf kämpfen wie Tuchel jetzt. Auch deswegen präsentierte sich der 50-Jährige in einer Mischung aus Selbstkritik und Selbstbewusstsein. Offenkundig sollte keiner denken, er sei in München plötzlich ein schlechterer Trainer geworden.

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„Ich bin enttäuscht von mir und dem, wie wir im Moment spielen“, sagte Tuchel auf Frage von SPORT1. Er und sein Trainerteam hätten alles gegeben und würden das auch weiterhin tun. Es habe nicht das eine Zerwürfnis gegeben, man arbeite mit der Mannschaft, nicht aneinander vorbei.

Hier liegt vermutlich auch die Wahrheit. Es wirkt, als sei Tuchel beim FC Bayern nicht an einem großen Fehler gescheitert, sondern an 1000 Kleinigkeiten. Auch – so scheint es – am Umfeld des Rekordmeisters.

Tuchel mit kleiner Medienschelte

Denn die mediale Betrachtung seiner Arbeit wollte er nicht unkommentiert lassen. Sogar das Wort „heuchlerisch“ fiel, als er erklärte, dass es in München eben eine Rolle spiele, ob der Trainer einen Thomas Müller auf die Bank setze oder einen Raphael Guerreiro.

„Ihr seid doch die allerersten, die einen kompletten Unterschied machen. Wen hat er ausgewechselt? Dann werden eine Woche Sondersendungen gemacht und zwei Wochen darüber geschrieben“, redete sich Tuchel fast in Rage, bis er schließlich schmunzelnd den Faden verlor und diese denkwürdige Pressekonferenz beendet war.

Auch wenn der scheidende Bayern-Trainer in den kommenden Wochen sicherlich noch einiges zu sagen hat.