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Tuchel und Kimmich: Nichts geht mehr

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Tuchel und Kimmich: Nichts geht mehr

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Tuchel und Kimmich: Nichts geht mehr

Der Zoff auf offener Bühne zwischen Joshua Kimmich und Bayerns Co-Trainer Zsolt Löw ist nur ein Symptom. Er zeigt, wie angespannt die Lage hinter den Kulissen ist.
Nach drei Niederlagen in Folge ist Thomas Tuchel stark in der Kritik. Dennoch darf er gegen RB Leipzig weiter die Führung übernehmen. Es wird wohl sein erstes Endspiel werden.
Der Zoff auf offener Bühne zwischen Joshua Kimmich und Bayerns Co-Trainer Zsolt Löw ist nur ein Symptom. Er zeigt, wie angespannt die Lage hinter den Kulissen ist.

Ab der 63. Minute im Spiel beim VfL Bochum konnte Joshua Kimmich nicht mehr eingreifen. Der Bayern-Star war ausgewechselt worden – und das in einer Phase, in der der Rekordmeister nur mit 1:2 im Rückstand lag und das Spiel noch hätte drehen können.

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Der Ärger, der Frust und das Unverständnis waren dem 29-Jährigen schon beim Rausgehen anzusehen. Die TV-Kameras fingen in der Folge immer wieder Kimmichs Gesicht ein, wie er ungläubig mit ansehen musste, wie die Bayern schließlich ein weiteres Gegentor kassierten und schlussendlich mit 2:3 verloren.

Wer Kimmich kennt, der weiß: Niederlagen arbeiten in ihm. Auswechslungen, die er für nicht gerechtfertigt hält, ebenso.

Entsprechend geladen muss er also gewesen sein, als er nach Spielende aus der Fankurve zurück Richtung Kabinengang ging und dort mit Co-Trainer Zsolt Löw aneinandergeriet.

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Tuchel: „Das ist nichts für die Öffentlichkeit“

Löw wollte bei allen Spielern abklatschen, es folgte ein Wortwechsel mit Kimmich. Offenbar fiel der so heftig aus, dass Löw nicht anders konnte: Der Co-Trainer reagierte erbost und musste von Kimmich getrennt werden. Von einem Handgemenge war später die Rede.

„Ich weiß, was los war“, erklärte Thomas Tuchel nach dem Spiel auf Nachfrage von SPORT1. Und weiter: „Aber das ist nichts für die Öffentlichkeit.“

Doch was sagt die Szene über die Zusammenarbeit zwischen Kimmich und dem Trainerteam aus?

Tuchel sieht es gelassen. „Das ist ein ziemlich normaler Vorfall nach einer Niederlage, da ist es mal emotional. Das ist im Sport sehr normal, wenn es im Rahmen bleibt. Und es blieb im Rahmen“, sagt der Trainer über den Disput zwischen seinem meinungsstarken Assistenten und Kimmich.

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Das mag richtig sein, Fakt ist aber eben auch: Das Verhältnis zwischen Trainerteam und Kimmich gilt nach SPORT1-Informationen als belastet. Die Szene mit Löw – der offenbar nicht wusste, wie er den hochemotionalen Star im Moment der Niederlage händeln muss – ist nur ein Symptom.

Kimmichs Ärger bezieht sich nicht nur auf seine Auswechslung. Dass er im Laufe der Saison einige Tiefschläge hat hinnehmen müssen, ist kein Geheimnis.

Tuchel fährt Schlingerkurs bei Kimmich

Zu Beginn der Saison hatte Tuchel mit seiner vehementen Forderung nach einer „Holding Six“ für Irritationen bei Joshua Kimmich und Leon Goretzka gesorgt. Schließlich war der Ruf nach einem neuen Spieler auf dieser Position auch eine Art Misstrauensvotum gegen sein angestammtes Personal in der Mittelfeld-Zentrale.

Tuchel nahm Kimmich damit spürbar dessen Sonderrolle. Plötzlich war der Mann, der unter Julian Nagelsmann noch als verlängerter Arm des Trainers fungiert hatte, nur noch ein Spieler von vielen – ohne Sonderstatus.

Da half es dann auch nichts, dass Tuchel seinen Spieler im Oktober plötzlich als „Fixspieler“ bezeichnete. Die Verunsicherung blieb.

Auch, weil der Coach einen Schlingerkurs fuhr. Als die Ex-Nationalspieler Lothar Matthäus und Didi Hamann mit Kimmich hart ins Gericht gingen, schützte Tuchel seinen Spieler nicht.

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Im Gegenteil: Er goss sogar noch ein wenig Öl ins Feuer.

Mitte Dezember auf die vermeintliche Führungsschwäche in seiner Mannschaft angesprochen, sagte Tuchel: „Wir arbeiten daran. Ich denke, dass das schon einer der elementaren Punkte ist. Wir dachten, wir wären schon weiter.“

Wieder so ein öffentlicher Nackenschlag für Kimmich. Und auch in der Folge war spürbar, wie wenig überzeugt Tuchel vom Nationalspieler ist.

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Im wichtigsten Spiel musste Kimmich auf die Bank

Beispielhaft dabei das Spiel der Bayern bei Bayer Leverkusen. Der – wie Tuchel sagte – „zu 99 Prozent fitte“ Kimmich durfte im bis dahin wichtigsten Spiel der Saison nicht von Beginn an ran, sondern wurde erst eingewechselt, als der Rekordmeister schon auf der Verliererstraße war.

Schon damals wirkte es so, als unterschätze Tuchel die Emotionalität, die Kimmich einer Mannschaft verleihen kann.

So auch gegen Bochum: Zwar trägt Kimmich am ersten Gegentor eine gehörige Mitschuld, doch nach dem zweiten Treffer der Gastgeber war er es, der sich den Ball schnappte und seine frustrierten Mitspieler aufzuwecken versuchte. Doch dann kam eben die Auswechslung des 29-Jährigen – trotz der zweitbesten Zweikampfquote aller Bayern-Spieler an diesem Abend.

Wo ist Bayerns Spielidee?

Ein weiterer Knackpunkt zwischen Kimmich und Tuchel: Die Vorstellung davon, wie der FC Bayern Fußball spielen soll. Der Nationalspieler gilt als taktisch anspruchsvoller Kicker, dem eine klare Spielidee wichtig ist – so wie er sie beispielsweise unter Pep Guardiola kennengelernt hat. Er will den Gegner dominieren und offensiv agieren.

Tuchel dagegen wählte oftmals einen anderen Weg. In den Top-Spielen beim BVB und gegen Stuttgart ließ er zeitweise den Gegner kommen und beauftragte seine Spieler mit Kontern. In beiden Fällen gab der Erfolg dem Trainer recht. Doch auf lange Sicht ist in seiner über zehn Monate langen Amtszeit immer noch nicht klar, was „Tuchel-Fußball“ eigentlich sein soll.

Muss einer von beiden gehen?

Insgesamt drängt sich der Eindruck auf, dass das Verhältnis zwischen Kimmich und Tuchel nicht mehr zu retten ist.

Manche Beobachter sprechen sogar davon, dass einer von beiden den Verein verlassen müsse. Es sieht so aus, als ob es zwischen beiden einfach nicht mehr geht.