„Für mich geht ein Traum in Erfüllung und ich werde alles geben, um zu helfen, die erfolgreiche Geschichte dieses Vereins weiterzuschreiben.“
Sogar von den Bossen vergessen
Das sagte Bouna Sarr, als er nach seinem Wechsel von Olympique Marseille zum FC Bayern im Oktober 2020 vorgestellt wurde. Der Senegalese sollte auf der bayrischen Problemposition auf der rechten Abwehrseite für Stabilität sorgen.
Doch daraus wurde nichts, am vergangenen Sonntag wurde er nach gerade einmal knapp 1300 absolvierten Minuten in mehr als 3,5 Jahren vom FC Bayern verabschiedet.
Sarr geht als einer der größten Millionenflops in die Geschichte des Rekordmeisters ein. Acht Millionen Euro legte Ex-Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic auf den Tisch, um den damals 28-Jährigen an die Isar zu holen. Seitdem verbrachte der Senegalese mehr Zeit in der Reha-Abteilung als auf dem Platz: Probleme mit der Patellasehne, eine Knie-OP und zuletzt ein Kreuzbandriss - über 60 Spiele verpasste Sarr aus diversen Gründen.
FC Bayern: Sarr verpasste über 60 Spiele
Kein Wunder, dass er in einem Interview mit der Bild nun auf die Frage, wer sein wichtigster Ansprechpartner im Verein war, antwortete: „Simon Martinello, unser Reha-Trainer. Ich habe während meiner Reha viel Zeit mit ihm verbracht. Simon hat mich sehr unterstützt und dafür bin ich ihm sehr dankbar.“
War Sarr einmal fit, konnte er die in ihn gesteckten Erwartungen aus sportlicher Sicht bei weitem nicht erfüllen. Der deutsche Rekordmeister strebte deshalb längst einen Verkauf an. Das Problem: Es fand sich kein Abnehmer, mit dem sich Sarr einig wurde. Schließlich soll er bei den Bayern bis zu 2,5 Millionen Euro pro Jahr verdient haben. Das konnte und wollte ihm aus nachvollziehbaren Gründen kein anderer Arbeitgeber bieten.
So musste der FCB warten, bis der Vertrag endet. Das ist in diesem Sommer der Fall, vor dem Spiel gegen den VfL Wolfsburg wurde Sarr nun offiziell in Person von Sportvorstand Max Eberl verabschiedet.
Selbst Hainer hatte Sarr schon vergessen
Sinnbildlich für den Stellenwert von Sarr ist eine Episode aus dem STAHLWERK Doppelpass, als Bayern-Präsident Herbert Hainer im vergangenen September zu Gast war.
Auf die lange Verletzungsliste angesprochen, die vor allem auf der Rechtsverteidiger-Position ein Problem darstellte, zählte er einige Optionen auf: „Wir haben Mazraoui, dann haben wir als Option Laimer oder Kimmich kann man rausstellen. Auch Upamecano hat schon rechts draußen gespielt. Also wir haben schon zwei, drei Optionen.“ Als aus der Runde der Name Bouna Sarr eingeworfen wurde, bejahte er den Namen zwar, musste aber sogar selbst lachen.
Und sogar Trainer Thomas Tuchel hatte ihn schon einmal vergessen - oder zumindest bewusst weggelassen. „Wir haben sechs gelernte Defensivspieler für eine Viererkette“, sagte der Trainer kurz nach Ende der Transferperiode im vergangenen Herbst. Tuchel zählt sechs Namen auf, Sarr gehörte nicht dazu.
„Natürlich hätte ich gerne mehr gespielt. Aber es war nicht immer einfach für mich“, erzählte Sarr jetzt. Im DFB-Pokalspiel gegen Preußen Münster am 26. September 2023 hatte er sein Saisondebüt gegeben. Doch sein Comeback - zuvor hatte er bei seinem einzigen Einsatz in der Vorsaison am 6. Mai zwei Minuten gespielt - lag nicht unbedingt an den von ihm erbrachten Leistungen. Tuchel blieb aufgrund zahlreicher Ausfälle schlicht keine andere Wahl.
Sarr feiert großes Comeback - und verletzt sich wieder
In den 27 Minuten, in denen er auf dem Platz stand, gelang Sarr sogar eine Vorlage. Von nun an war der Rechtsverteidiger zumindest wieder Dauergast im Spieltagskader, durfte am 11. November sogar über die volle Spielzeit ran. „Ich bin da, wenn der Trainer mich braucht“, freute sich Saar. Doch nur wenige Tage später verletzte er sich wieder.
Ein Kreuzbandriss warf ihn zurück, bis heute kuriert er diesen aus. Einen weiteren Einsatz für den FC Bayern wird es nicht geben. Doch schlechte Worte verliert er auch jetzt nicht. „Das gesamte Team war eine große Hilfe. Sie sind wie eine große Familie und haben mich immer unterstützt. Ich werde meine Zeit beim FC Bayern nie vergessen und kann mich bei allen im Verein nur bedanken. Auch für diesen schönen Abschied.“
Sarr galt nie als Unruheherd in der Mannschaft, trainierte stets fleißig - wenn er denn fit war. Zudem galt er als wichtige Hilfe bei der Integration von Sadio Mané - auch wenn auch dieser Transfer nicht auszahlen sollte.
Wohin es ihn nun zieht, ist noch unklar. „Ich bin für alles offen - für eine Rückkehr nach Frankreich, aber auch für eine neue Erfahrung in einem anderen Land. Ich habe noch keine Entscheidung getroffen“, erzählte er