Ginge es nach dem FC Bayern, soll Bayer 04 Leverkusen Jonathan Tah früher von seinem bis Ende Juni gültigen Vertrag entbinden, damit er schon bei der bevorstehenden Klub-WM für seinen neuen Klub auflaufen kann.
Bayerns Argument bei Tah ist völlig weltfremd
Dann muss Bayern eben zahlen
Die Münchner würden sich diesen Luxus offenbar auch ein bis zwei Millionen Euro kosten lassen. Dass die Leverkusener-Bosse nicht einschlagen, den Preis für den ablösefreien Innenverteidiger in horrende Höhe treiben und stur bleiben, ist ihr gutes Recht und nachvollziehbar.
Klar: Ein Preisschild in Höhe von bis zu fünf Millionen Euro für eine zwei Wochen frühere Abgabe ist vollkommen absurd. Genau dieses Verhalten sorgt an der Säbener Straße für großen Unmut.
Was erwarten die Bayern-Bosse?
Doch was erwarten die Bayern-Bosse denn? Dass Leverkusen seinem wichtigsten Spieler der vergangenen Jahre den roten Teppich ausrollt und ihn mit einem Blumenstrauß und besten Grüßen zum größten Rivalen nach München schickt?
Und das für eine – wenn überhaupt - mickrige Anstandszahlung? Das Argument, der Klub müsste einem verdienten Spieler doch etwas entgegenkommen, ist völlig weltfremd.
Denn Freundschaften und gute Beziehungen hören im Profifußball – wie übrigens in allen anderen Großkonzernen – spätestens dann auf, wenn es um siebenstellige Euro-Beträge geht.
Bayer-Bosse sind harte Verhandlungspartner
Das unterstreichen auch die zähen Verhandlungen von Bayer mit dem FC Liverpool in der Causa Florian Wirtz. Auch in Leverkusen, wo man dank des Bayer-Konzerns nicht immer jeden Cent umdrehen muss, geht es um nackte Zahlen.
Fernando Carro und Simon Rolfes präsentieren sich in diesem Sonder-Transferfenster als harte Geschäftspartner. Doch genau das zeugt auch von Verantwortung, denn Leverkusen hat in diesem Sommer einen schwierigen Umbruch zu bewältigen. Da zählt jede Million.
Retourkutsche? Na und?
Es wirkt - wie in München vermutet - wie eine Retourkutsche für die ständigen Streitereien in jüngster Vergangenheit, an denen auch Carro und Co. einen maßgeblichen Anteil haben.
Offenbar liegt den Bayer-Bossen auch nichts daran, diese Wogen zu glätten oder dem Rekordmeister gar entgegenzukommen. Aber wieso auch? Die Bayern gaben Leverkusen zuletzt keinen Anlass dafür.
Das Verhältnis zwischen Leverkusen und München ist spätestens seit dem Transfer-Theater um Tah im vergangenen Sommer und den Aussagen von Carro („Ich halte von Max Eberl nichts…“) mehr als angespannt. Doch auch das offensive Buhlen um Florian Wirtz war den Bayer-Bossen – völlig zu Recht - ein Dorn im Auge.
Man stelle sich vor, ein anderer Verein spräche so offensiv über einen Münchner Profi. Was da am Tegernsee los wäre … Und jetzt soll Leverkusen die Münchner genau dafür belohnen?
Wollen die Bayern Tah unbedingt schon zwei Wochen früher und nicht erst ab einem möglichen Viertelfinale im rot-weißen Trikot sehen, müssen die Bosse eben in den sauren Apfel beißen und eine horrende Summe zahlen. Die Leverkusener Sturheit ist dennoch völlig gerechtfertigt.