Als sich Robert Lewandowski am 1. August 2022 noch einmal bei seinen langjährigen Teamkollegen verabschiedete und Serge Gnabry oder Thomas Müller umarmte, endete beim FC Bayern eine Ära.
FC Bayern: Ist Kane längst besser als Lewandowski?
Und dann kam Kane
Nachdem unter anderem der Versuch mit Sadio Mané krachend scheiterte, ist drei Jahre nach den Szenen der Lewandowski-Trennung klar: In der bayrischen Landeshauptstadt hat mit Harry Kane seit 2023 längst ein Stürmer das Zepter übernommen, der Lewandowski das Wasser reichen kann. Das zeigt der SPORT1-Blick auf die Daten.
FC Bayern: Kane schon besser als Lewandowski?
Schaut man auf die gesamte Zeit der beiden Ausnahmekönner an der Isar, wird klar: In Sachen Torgefahr gibt es bei beiden kaum einen Unterschied. Kane trifft in der Bundesliga alle 79 Minuten (Lewandowski alle 89 Minuten). Doch der Pole war etwas gefährlicher in der Königsklasse (96 Minuten pro Tor vs. 108).
Auffällig ist jedoch der Blick auf weitere Kategorien. Kane kommt gerade in der Liga auf deutlich bessere Werte bei den Assists (0,31 vs. 0,15), Schussvorlagen (1,3 vs. 1,1), kreierten Großchancen (0,47 vs. 0,29) und Expected Assists (0,20 vs. 0,14) – obwohl er weniger Ballaktionen hat.
Dort hat Lewandowski mit 41 die Nase deutlich vorn gegenüber Kane mit 36.
Besonders wichtig sind die Angreifer auch aufgrund ihrer Zuverlässigkeit. Kane kam in 93 Prozent aller möglichen Bundesliga-Spiele für den FC Bayern zum Einsatz (67 von 72). Das ist genau der gleiche Anteil wie beim Polen (253 von 272).
Kane lässt sich mehr fallen
Größter Unterschied zwischen den Stürmerstars ist die Spielweise - das zeigt der Blick auf die Heatmap.
Kane ist quasi überall zu finden in der gegnerischen Hälfte, lässt sich immer wieder fallen und hat die meisten Kontakte auf der linken Seite zwischen Anstoßkreis und Strafraum.
Auch vor dem eigenen Strafraum ist der Engländer auffällig aktiv für einen Angreifer.
Lewandowski hielt sich nahezu ausschließlich im Strafraum und dessen direkter Umgebung auf. Zentral im Sechzehner verbrachte der Pole die meiste Zeit.
Ließ er sich etwas fallen, tauchte er zentral vor dem Strafraum auf, um von dort an gefährlichen Szenen beteiligt zu sein.
Beeindruckende Kane-Steigerung
In dieser Spielzeit ist Kane bisher auf dem Weg, die 41-Tore-Marke seines Vorgängers zu übertreffen und hat nach vier Partien acht Treffer auf dem Konto.
Kurios: Kane gibt in dieser Saison mit 3,5 Schüssen pro 90 Minuten weniger Versuche ab als in seiner bisherigen Zeit in München. Er hat auch weniger Kontakte im Strafraum pro Partie als zuvor (5,7). Aber gleichzeitig trifft er noch häufiger und hat auch den höchsten Expected-Goals-Wert bisher (1,02).
Kane gewann 0,8 Mal pro 90 Minuten den Ball im finalen Drittel. Zudem kreierte Kane bisher drei Chancen pro Partie und steigerte sich dort enorm. Zuvor hatte der Wert bei etwas mehr als eins gelegen.
Lewandowski in Top-Saison mit starken Werten
Kane hat bisher 47 Ballkontakte pro Partie, Lewandowski hatte in seiner Torrekord-Saison 2020/2021 weniger Aktionen (40).
Der heute 37-Jährige hatte damals aber einen Expected-Goals-Wert von 1,18, gab fünf Schüsse pro Begegnung ab, hatte durchschnittlich acht Kontakte im Sechzehner und gewann auch 1,2 Mal pro Spiel den Ball im letzten Drittel. Einen besseren Wert als Kane hatte der Pole auch in den gewonnenen Luftduellen (1,8 pro 90 vs. 1,1 pro 90).
Der Pole kreierte aber damals nur 1,2 Chancen und profitierte stark von seinen Mitspielern.
Kane befindet sich auf dem Lewandowski-Niveau - dabei muss er riesige Fußstapfen ausfüllen. Sein Vorgänger gewann sechs Mal während seiner Bayern-Zeit zwischen 2014 und 2022 die Torjägerkanone.
Lewandowski wurde 2020 und 2021 vom Fußball-Weltverband FIFA zum Weltfußballer des Jahres gewählt. Zudem stellte er Rekorde für die Ewigkeit auf, wie die meisten geschossenen Treffer in einer Bundesliga-Saison (41 Tore).
Unvergessen ist auch der 22. September 2015, als der Pole beim 5:1 gegen den VfL Wolfsburg als erster Joker in der Bundesliga fünf Tore machte. In nur drei Minuten und 22 Sekunden erzielte der Stürmer den schnellsten Hattrick in der Bundesliga und auch die Zeiträume für die erzielten vier bzw. fünf Tore sind unerreicht.
Am Ende standen 375 Partien mit 344 Toren und 73 Assists für Lewandowski zu Buche, als er seine Sachen packte und nach Barcelona aufbrach.
Einen wie ihn, waren sich viele Experten einig, werde es lange nicht mehr geben. Doch dann kam Kane. Und der brachte seine Zweifler und Kritiker seit seiner Ankunft am 12. August 2023 zum Schweigen.
Kane auf Augenhöhe mit Lewandowski
Mittlerweile kommt er auf 103 Partien mit 98 Toren und 29 Assists und ist auf dem Weg zu seiner dritten Torjägerkanone im dritten Jahr. Der Star hat ebenfalls Rekorde aufgestellt.
Als erster Spieler verwandelte der Torjäger jeden seiner ersten 17 Elfmeter – überhaupt sind 17 verwandelte Elfmeter in Folge eingestellter BL-Rekord und waren zuvor nur Jörg Butt (1999 bis 2001) und Lewandowski (2013 bis 2018) gelungen.
Folgt am Saisonende eine weitere Bestmarke? Immerhin würde Kane auf 68 Treffer kommen, sollte er seinen Schnitt halten. Lewandowski war in seiner Rekordsaison 2020/2021 32 Jahre alt. Harry Kane ist nun genauso alt. Ein gutes Omen?