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Hernández: Star des FC Bayern vor Champions League - und Haftstrafe

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Hernández: Star des FC Bayern vor Champions League - und Haftstrafe

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Wie geht es bei Hernández weiter?

Lucas Hernández erscheint in Madrid vor Gericht. Ihm droht eine Haftstrafe und es bleibt nur wenig Zeit, diese noch zu vermeiden. An welchen Strohhalm klammert er sich und wie konnte es so weit kommen? SPORT1 hat Antworten.
Lucas Hernández droht in Spanien handgreiflichen Streits mit seiner Ehefrau in der Vergangenheit aktuell eine sechsmonatige Haftstrafe. Wie sollte der FC Bayern München mit dem 25-Jährigen Franzosen umgehen?
Lukas von Hoyer
Lukas von Hoyer

Die Entwicklungen rund um Lucas Hernández halten die Fußball-Welt weiter in Atem - und niemand weiß so recht, wie die Geschichte enden wird. (NEWS: Überraschung im Fall Hernández)

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Klar ist, dass dem Bayern-Star eine Haftstrafe in Spanien droht. Am Montag sorgte er für eine Überraschung, als er deswegen früher als erwartet vor dem Gericht in Madrid vorstellig wurde.

Doch muss der 25-Jährige wirklich in Haft, wie sehen die nächsten Schritte aus, was bedeutet die Situation für den FC Bayern und wie kam es überhaupt dazu?

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Der skurrile Fall wirft viele Fragen auf - SPORT1 gibt Antworten.

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Wie hat Hernández für Überraschung gesorgt?

Der Franzose ist am Montag in Madrid erschienen. Eigentlich hatte er eine Vorladung für den darauffolgenden Dienstag bekommen. „Lucas Hernández ist heute um 11.30 Uhr freiwillig vor Gericht erschienen. Einen Tag vor seiner Vorladung durch das Strafgericht Nr. 32 von Madrid“, teilte der Oberste Gerichtshof von Madrid am Montag mit.

Seine verfrühte Anwesenheit hatte wohl mit dem Gastspiel des FC Bayern in der Champions League bei Benfica Lissabon am Mittwoch zu tun. (Champions League: Benfica Lissabon - FC Bayern München, Mittwoch ab 21 Uhr im Liveticker)

Hernández sollte vor dem Gericht erscheinen, um mündlich und schriftlich darüber informiert zu werden, dass er innerhalb der nächsten zehn Tage eine Gefängnisstrafe von sechs Monaten antreten muss.

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Immerhin: In dem Bescheid steht, dass er sich die Haftanstalt aussuchen darf. Der Oberste Gerichtshof bestätigte dies nun: „Da der Betroffene am 18. Oktober erschienen ist, endet die Frist von zehn Tagen für die freiwillige Vorstellung in einer Justizvollzugsanstalt am Donnerstag, 28. Oktober, um 24 Uhr.“

Warum soll der Weltmeister in Haft?

Es existiert ein rechtskräftiges Urteil wegen Hinwegsetzung über einen richterlichen Beschluss rund um Hernández, welches eine Haftstrafe von sechs Monaten vorsieht. Für gewöhnlich werden Haftstrafen bis zu zwei Jahren in Spanien zur Bewährung ausgesetzt - das ist bei dem Franzosen, der mit der Équipe Tricolore 2018 Weltmeister wurde, aber nicht der Fall. Ein derartiger Antrag der Verteidigung wurde am 5. August dieses Jahres abgelehnt.

Der Grund dafür: Hernández ist kein Ersttäter. Stattdessen existieren bereits zwei rechtskräftige Urteile. Zumindest eines davon bezieht sich auf häusliche Gewalt mit Körperverletzung. Die Staatsanwaltschaft folgerte daher, dass „die Vollstreckung der Strafe notwendig ist, um die künftige Begehung neuer Delikte durch den Verurteilten zu vermeiden.“ So heißt es im Urteil.

Zu der Entscheidung, die Strafe nicht auf Bewährung auszusetzen, dürfte auch die Reaktion von Hernández auf den Schuldspruch des Richters Ende 2019 geführt haben. Der Fußballprofi soll diesen mit „absolutem Hohn“ quittiert haben. Auch das steht im Urteil.

Was sind die Hintergründe der Verurteilung?

Der Fall Hernández ist reichlich skurril, was vor allem an dem Hergang seiner Straftat liegt. (CHRONOLOGIE: Der skurrile Fall Hernández)

Das Urteil hat seinen Ursprung in der Nacht vom 2. auf den 3. Februar 2017. Damals war Hernández noch bei Atlético Madrid unter Vertrag und lieferte sich mit seiner Partnerin Amelia de la Ossa Lorente einen heftigen Streit, der in Handgreiflichkeiten mündete. Beide sollen dabei Verletzungen im Gesicht erlitten haben und wurden festgenommen. Die Folge: ein wechselseitiges Kontaktverbot. Beide durften sich nicht auf weniger als 500 Meter nähern - und zwar für ein Jahr.

Lucas Hernández vom FC Bayern droht Gefängnisstrafe - wegen Zoff mit dieser Frau
01:48
Hernández droht Gefängnis - weil er sich mit ihr zoffte

Das Paar versöhnte sich in der Folge und flog gemeinsam in den Urlaub - wo sich Hernández und Lorente sogar das Ja-Wort gaben. Doch der Rückflug endete unschön: Hernández wurde am Flughafen von der Polizei abgeführt, da er sich offensichtlich über das Kontaktverbot hinwegsetzte und damit gegen ein Gerichtsurteil verstieß.

Hernández kommt zwar wenige Stunden später wieder auf freien Fuß, die verworrene Geschichte holt ihn nun aber ein. Seine Partnerin kommt deshalb davon, weil ihr das Kontaktverbot zu diesem Zeitpunkt offenbar noch nicht offiziell zugestellt worden war. Wenige Stunden nach seiner Verhaftung wird Hernández wieder auf freien Fuß gesetzt.

Hernández und Lorente leben mittlerweile gemeinsam in München und sind Eltern des Sohns Martin.

Muss Hernández die Haftstrafe antreten?

Das ist noch unklar.

Für die Staatsanwaltschaft in Madrid ist die Sache nach dem Erscheinen von Hernández vor Gericht hingegen für den Moment eindeutig: Der Verurteilte hat nun zehn Tage Zeit, bei einer Justizvollzugsanstalt vorstellig zu werden, in welcher er seine Strafe absitzt. Wäre der Fußballer bis Dienstag nicht erschienen, wäre er wohl mit Haftbefehl gesucht worden.

Das Urteil ist also rechtskräftig und steht nun unmittelbar vor der Vollstreckung. Es gibt aber noch einen Strohhalm, an den sich Hernández klammern kann. Seine Anwälte sind gegen das Urteil und dessen Vollstreckung in Berufung gegangen. Die Sektion 26 des Provinzgerichts Madrid bestätigte in einer Pressemitteilung, dass sie die Berufung seiner Rechtsvertretung bearbeite. Das größte Problem dabei: Hernández läuft die Zeit davon.

Daher ist die Einschätzung der L‘Équipe glaubwürdig, die schreibt, es sei „wahrscheinlicher, dass er ins Gefängnis muss, als dass er es nicht muss“.

Was macht Hernández Hoffnung?

Im Wettlauf gegen die Zeit spielt nun das spanische Landesgericht eine Hauptrolle. Es ist völlig unklar, wann dieses zu einer Entscheidung über die Berufung kommen wird. (NEWS: Muss Hernández ins Gefängnis?)

Es gebe noch keinen Termin für eine Entscheidung des Landgerichts, sagte ein Sprecher der Gerichtsverwaltung in Madrid. Es sei demnach fraglich, ob sich das vor dem 28. Oktober ändern sollte. Für kommenden Freitag ist eine Besprechung mit den Richtern des Landgerichts angesetzt. Vielleicht gibt es danach neue Erkenntnisse.

Das ist ein großes Problem für Hernández, da die einschlägigen Gesetze in Spanien keinerlei Fristen für eine Entscheidung über derartige Anträge vorsehen. Nach jetzigem Stand müsste der Rekordeinkauf des FC Bayern also in Haft, wenn bis zum 28. Oktober um 24.00 Uhr keine andere Entscheidung vom Landesgericht getroffen wurde. Eine schwache Hoffnung.

Denn SPORT1 erfuhr, dass eine Entscheidungsfindung des Landesgerichts oft Monate in Anspruch nimmt. Eine Entscheidung in wenigen Wochen ist unüblich, eine Entscheidung noch während der zehntägigen Frist wäre noch überraschender. Es könnte sogar der Fall eintreten, dass ein Urteil erst nach der sechsmonatigen Haft verkündet wird. Die Verteidiger von Hernández dürften einen Antrag eingereicht haben, wonach ihr Mandant bis zu einer Entscheidung über die Berufung auf freiem Fuß bleiben darf. Auch hierbei sind die Chancen aber selbst von Experten kaum einzuschätzen.

Unklar ist unterdessen auch, warum das Landesgericht das Urteil kippen sollte. Der wohl größte Trumpf von Hernández ist sein beruflicher Werdegang als Fußballprofi und seine derzeitige familiäre Situation. Ein sicheres privates und berufliches Umfeld also. Wenn ein solches vorliegt, dann empfiehlt das spanische Verfassungsgericht auf kurze Haftstrafen in Gänze zu verzichten.

Diese Kriterien bezogen die Richter allerdings wohl auch bei dem aktuellen Schuldspruch ein. Über eine Entscheidung über die Berufung - wann und wie sie ausfällt - kann nur spekuliert werden. Wenn das Landgericht das Urteil bestätigt, würde Hernández noch eine Abänderungsklage vor dem Strafgericht und ein Gnadengesuch vor dem Justizministerium bleiben.

Kann Hernández die Haft in Deutschland absitzen?

In dem Bescheid, den Hernández am Montag abgeholt hat, heißt es, dass er sich eine spanische Haftanstalt aussuchen solle. Er könnte aber auch den Antrag stellen, dass er seine Haftstrafe in Deutschland absitzen wolle.

„Sollte er in Haft müssen, könnte er die auch in Deutschland antreten, sofern er dort seinen Wohnsitz hat. Aufgrund der Kürze der Haftstrafe könnte Lucas seine Strafe auch in einer Gewahrsams-Einrichtung verbüßen“, sagte dazu Carlos Barceló, Experte für Strafrecht, zu Bild.

Dann wäre es sogar möglich, dass Hernández weiter bei den Bayern spielt, während der nur abends in Haft müsste. Es wäre ein ähnliches Modell, wie es Uli Hoeneß im letzten Teil seiner Haft zugestanden wurde.

Was bedeutet die Situation für den FC Bayern?

Bayern-Coach Julian Nagelsmann erklärte in der Pressekonferenz vor dem Spitzenspiel in Leverkusen, dass Hernández nichts anzumerken sei. Beim 5:1-Kantersieg stand der Verteidiger dann in der Startaufstellung der Bayern und zeigte eine gute Leistung. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

„Ich bin froh, wenn er am Mittwoch in Lissabon wieder zur Mannschaft stößt und spielen kann, weil er heute auch ein herausragendes Spiel gemacht hat“, lobte Nagelsmann im BR nach der Partie.

Er ließ außerdem einen Appell folgen: „Lucas Hernández ist ein Fußballer. Und alle Journalisten sollen das Fußballerische bewerten. Und alles andere sind private Themen, die uns alle nichts angehen.“

FCB: Julian Nagelsmann über Hernández: "Wenn ich's nicht gelesen hätte, dann..."
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Nagelsmann plant Hernández in Lissabon am Mittwochabend voll ein, weswegen dieser wohl auch einen Tag früher nach Madrid gereist war. Beim Abschlusstraining der Münchner am Dienstag war er dabei.

Die Partie könnte allerdings für lange Zeit das letzte Spiel für Hernández sein. Sollte er seine Haftstrafe antreten und aussitzen müssen, dann würde er den Münchnern bis April 2022 fehlen.

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