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Karim Adeyemi über seinen Wechsel zum BVB, die Nationalmannschaft und die Bayern

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Karim Adeyemi über seinen Wechsel zum BVB, die Nationalmannschaft und die Bayern

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„Bayern? Schnee von gestern!”

Im exklusiven SPORT1-Interview spricht Jung-Nationalspieler Karim Adeyemi über seinen Aufstieg zum Shootingstar, seinen Wechsel zum BVB und seine Vorbilder.
Karim Adeyemi gibt beim beliebten Spiel "Entweder...oder?" Einblicke in sein Privatleben. Im exklusiven SPORT1-Interview verrät er, welchen Titel er gerne mal gewinnen würde.
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von Kerry Hau, Patrick Berger

In den ersten beiden Nations-League-Spielen gegen Italien und England stand er nicht im Kader (darum fehlte Adeyemi) – doch Karim Adeyemi, dessen ist sich DFB-Geschäftsführer Oliver Bierhoff ebenso wie Bundestrainer Hansi Flick sicher, „wird in Zukunft ein wichtiger Nationalspieler sein“. (Alle News und Hintergründe zur deutschen Nationalmannschaft)

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Hinter dem 20 Jahre alten Angreifer liegen zwölf außergewöhnliche Monate: Er wurde U21-Europameister, gab sein Debüt für die A-Nationalelf und sorgte in der Champions League mit RB Salzburg für mächtig Furore. Demnächst folgt mit dem Wechsel zu Borussia Dortmund der nächste Schritt für den gebürtigen Münchner. (DATEN: Spielplan und Ergebnisse der Nations League)

Höchste Zeit also, um über all das ausführlich zu sprechen! SPORT1 traf einen bestens gelaunten und lockeren Adeyemi im Camp der Nationalmannschaft in Herzogenaurach zum großen Interview. (DATEN: Tabellen der Nations League)

SPORT1: Karim, die wichtigste Frage vorab: Was würden Sie heute beruflich machen, wenn Sie kein Fußballprofi wären?

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Karim Adeyemi: Mein Plan B war immer, Polizist zu werden. Dafür hätte ich aber noch den erforderlichen Abschluss machen müssen. Deshalb bin ich ganz froh, dass es mit dem Fußballspielen geklappt hat (lacht).

SPORT1: Als Kind spielten Sie zwei Jahre beim FC Bayern, wurden 2011 aber mehr oder weniger aussortiert. Waren Sie darüber enttäuscht?

Adeyemi: Ich war zu jung, um lange enttäuscht oder traurig zu sein. Das ist mittlerweile auch Schnee von gestern für mich. Ich glaube, dass ich nach der Zeit in München die richtigen Schritte gemacht habe. Von meinem Jahrgang hat damals auch kein anderer Spieler den Durchbruch bei Bayern geschafft. Also alles gut.

SPORT1: Über Forstenried landeten Sie in Unterhaching. Ihr großer Förderer dort: Manni Schwabl. Hat er nach Ihrem Wechsel zum BVB eigentlich eine große Party geschmissen? Die Spielvereinigung hat bei dem Transfer kräftig mitkassiert.

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Adeyemi: Also mit mir gab es keine Party (lacht). Aber Herr Schwabl ist ein sehr positiver Mensch. Von daher kann ich mir das schon gut vorstellen.

BVB-Neuzugang Karim Adeyemi spricht über Sticheleien, die immer mal wieder beim DFB-Training mit den Spielern vom Rekordmeister Bayern München vorkommen.
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Karim Adeyemi spricht über Sticheleien mit Spielern vom FC Bayern München I DFB

SPORT1: Welche Rolle haben er und auch Ihre Eltern für Ihre positive Entwicklung gespielt?

Adeyemi: Eine sehr wichtige. Ich habe viel in Unterhaching gelernt, meine Eltern leben auch noch heute dort. Sie haben mir den Halt gegeben, den ich gebraucht habe. Wenn ich mal mit einer schlechteren Note aus der Schule nach Hause kam, wurde ich nicht zurechtgewiesen, sondern aufgebaut. Meine Eltern haben auch immer dafür gesorgt, dass ich auf dem Boden geblieben bin. Ich weiß, wo ich herkomme.

SPORT1: Stimmt es eigentlich, dass Sie immer noch Ihr altes Kinderzimmer in Unterhaching haben?

Adeyemi: Klar.

SPORT1: Und wie sieht‘s darin aus?

Adeyemi: Wenn ich da bin, chaotisch (lacht).

„Gemeinsames Foto mit Arjen Robben“

SPORT1: Hängen auch noch alte Fußball-Poster in Ihrem Zimmer?

Adeyemi: Nur Fotos. Auf jeden Fall eins vom Merkur-Cup-Finale mit der U 11, ein paar Fotos von Länderspielen mit der U 16, natürlich ein paar Familienbilder – und ein gemeinsames Foto mit Arjen Robben.

SPORT1: War Robben Ihr Lieblingsspieler?

Adeyemi: Früher, als ich noch bei Bayern war, auf jeden Fall. Ich war ganz gut mit dem Sohn von Ivica Olic befreundet und sein Papa hat uns mal mit in ein Restaurant genommen, wo wir Robben getroffen haben. Dort ist das Foto entstanden. Eine schöne Erinnerung.

SPORT1: Welche Vorbilder hatten oder haben Sie sonst noch?

Adeyemi: Messi! Er ist für mich nach wie vor der beste Spieler der Welt.

SPORT1: Mit welchem Spieler würden Sie sich heute vergleichen?

Adeyemi: Ich finde es schwierig, mich mit anderen Spielern zu vergleichen, denn jeder Spieler ist anders. Vom Spielertyp her gefällt mir Mbappé, weil er ein sehr schnelles Dribbling hat und im Gesamtpaket einfach sehr, sehr gut ist. Auch hier bei der Nationalmannschaft kann ich mir sehr viel abgucken, meinen Mitspielern hier kann man nicht so leicht den Ball abnehmen. Bei Laufwegen oder auch in Eins-gegen-Eins-Situationen kann ich mir einiges aneignen.

SPORT1: Wer ist der härteste Gegenspieler im Training?

Adeyemi: Auf diese Frage kann es nur eine Antwort geben: Toni Rüdiger (lacht). Er ist sehr schwer auszudribbeln. Ein sehr, sehr hartnäckiger Verteidiger, mit dem man lieber keine Späße macht.

„Terzic ist mir sehr sympathisch“

SPORT1: Ein anderer Abwehrspieler, mit dem Sie hier viel Zeit verbringen und auch in Zukunft im Verein verbringen werden, ist Nico Schlotterbeck. Haben Sie sich in Bezug auf die Vereinswahl in den vergangenen Monaten eigentlich untereinander abgesprochen?

Adeyemi: Wir haben uns gegenseitig schon mal gefragt, ob wir wechseln, und ich bin glücklich darüber, dass Schlotti auch nach Dortmund kommt. Dort werden wir uns sicher noch besser kennen lernen.

SPORT1: Was hat Sie vom BVB überzeugt?

Adeyemi: Der BVB war mir bereits früher sehr sympathisch und ich glaube, dass ich gut nach Dortmund passe. Der Verein hat mir aufgezeigt, wie er mit mir arbeiten möchte und ich habe mich direkt wohl gefühlt. Am Ende haben meine Familie und mein gutes Bauchgefühl eine Rolle bei der Entscheidungsfindung gespielt.

SPORT1: Hat die Entlassung von Marco Rose, der immerhin viele Gespräche mit Ihnen geführt hat, etwas an Ihrem guten Bauchgefühl geändert?

Adeyemi: Nein, der Trainerwechsel macht für mich keinen Unterschied.

SPORT1: Haben Sie schon mit Rose-Nachfolger Edin Terzic gesprochen?

Adeyemi: Ja, es war ein gutes Gespräch, er ist mir sehr sympathisch.

Karim Adeyemi steht SPORT1-Chefreporter Kerry Hau Rede und Antwort
Karim Adeyemi steht SPORT1-Chefreporter Kerry Hau Rede und Antwort

SPORT1: Sind Sie während Ihres Entscheidungsprozesses auch mit BVB-Spielern in Kontakt getreten?

Adeyemi: Marco Reus habe ich während einer Länderspielreise mal gefragt, wie der Verein, die Stadt und die Fans so sind. Er hat mir sehr viele gute Sachen erzählt. Marco ist einer der Führungsspieler in Dortmund, spielt schon lange dort und weiß viel über den Verein.

SPORT1: Es gab vergangenen Winter auch Interesse aus München an Ihnen. War eine Rückkehr zum FC Bayern eine ernsthafte Option?

Adeyemi: Mit meiner Entscheidung bin ich sehr glücklich.

SPORT1: Welche persönlichen Ziele haben Sie sich für Ihre erste Saison in der Bundesliga gesetzt?

Adeyemi: Ich möchte mich gut in die Mannschaft integrieren, einen festen Platz im Team haben, mich in die Startelf spielen. Eine Tor-Marke habe ich mir nicht gesetzt. Ich freue mich über jedes Tor.

SPORT1: Und jede Meisterschaft?

Adeyemi: Hoffentlich!

SPORT1: Das muss nach zehn Bayern-Titeln in Folge doch das Ziel sein, oder?

Adeyemi: Soweit ich weiß, teilt beim BVB zu Beginn einer Saison die Geschäftsführung immer das offizielle Saisonziel mit. Da müssen Sie also Herrn Watzke fragen. Unser Ziel lautet, gut als Team zu harmonieren und so viele Spiele wie möglich zu gewinnen. Was am Schluss dabei herausspringt, werden wir sehen.

SPORT1: Mit Ihrem Wechsel nach Deutschland wollen Sie sich auch noch mehr in den Fokus des Bundestrainers spielen. Wie ist der Austausch mit Ihm?

Adeyemi: Er ist sehr offen und kommuniziert sehr viel. Er redet viel mit uns Spielern, auch wenn wir nicht im Kader stehen oder mal ein schlechtes Spiel gemacht haben.

SPORT1: Zuletzt standen Sie weder gegen Italien noch England im Kader. DFB-Geschäftsführer Bierhoff verwies auf die starke Konkurrenz und meinte, Sie müssten sich in Geduld üben.

Adeyemi: Meine Motivation ist sehr hoch, in den nächsten Spielen und natürlich auch bei der WM dabei zu sein. Wir sind generell eine sehr ehrgeizige Mannschaft, jeder will im Kader stehen. Auch ich will zeigen, was ich kann.

Adeyemi lobt Musiala

SPORT1: Welches Feedback gibt Ihnen das Trainerteam? Woran müssen Sie noch besonders arbeiten?

Adeyemi: Das Trainerteam betont immer, dass ich nicht wegen meiner Schwächen Teil der Nationalmannschaft bin, sondern wegen meiner Stärke. Wichtig ist, dass ich die hier bestmöglich zum Vorschein bringe und weiter verbessere. Nichts und niemand ist perfekt, ich muss auch weiter an meinem Torabschluss arbeiten. Aber wenn ich speziell etwas verbessern muss, dann würde ich sagen: meinen ersten Kontakt, das Festmachen von Bällen.

SPORT1: Sie gelten als Teil der neuen Generation, die spätestens ab der Heim-EM 2024 für Furore sorgen soll. Einer der jungen Wilden, der jetzt schon überzeugt und an der Startelf schnuppert, ist Jamal Musiala.

Adeyemi: Seine Zielstrebigkeit und Unbekümmertheit sind beeindruckend. Auf dem Feld zeigt er seine Qualitäten und versteckt sich nicht. Außerdem ist er noch sehr sympathisch.

SPORT1: Sie haben sich bislang auch nicht versteckt: Ein Tor und ein Assist stehen Ihnen nach 48 Einsatzminuten im Nationaltrikot zu Buche. Fällt es Ihnen nach all den Jahren in Unterhaching und Salzburg eigentlich schwer zu realisieren, plötzlich auf der großen Bühne dabei zu sein?

Adeyemi: Ich gehe relativ gelassen damit um, würde ich sagen. Ich versuche einfach Fußball zu spielen. Natürlich war ich sehr glücklich und stolz, als ich mein Debüt für die A-Nationalmannschaft gegeben und sofort getroffen habe. Das ist mir bei einem Debüt noch nie gelungen.

SPORT1: Zum Abschluss noch die Frage: Ist Deutschland einer der Kandidaten auf den WM-Titel?

Adeyemi: Die Spiele in der Nations League gegen Italien und England sind sehr unglücklich verlaufen für uns. Im ersten Spiel haben wir nicht die Leistung gezeigt, die wir uns vorgestellt haben, aber trotzdem glaube ich, dass wir es hätten gewinnen müssen. Gegen England haben wir uns nicht belohnt für eine gute Leistung. Fest steht: Wir sind eine gute Mannschaft und wenn wir einen guten Tag haben, können wir jeden Gegner schlagen – auch bei der WM.