Als Lennart Karl am Sonntagabend die Bayern-Kabine verließ, wollte er keine Interviews geben, sondern verwies darauf, dass er schnell zu seiner Familie wolle.
FC Bayern: Was wegen Lennart Karl diskutiert wird
Was wegen Karl diskutiert wird
Immerhin ließ er bei SPORT1 durchblicken, dass seine Jubelgeste, die er bereits gegen Sporting und nun auch gegen Mainz gezeigt hatte, keine größere Bedeutung habe.
Während der Youngster derzeit also lieber schweigt, wird die Diskussion um seine Person immer intensiver. Die Kernfrage lautet: Soll Karl mit seinen 17 Jahren bereits in die Nationalmannschaft berufen werden?
Kimmich plädiert für Karl-Nominierung
Einer, der diese Frage eindeutig mit Ja beantwortet, ist Joshua Kimmich. Der DFB-Kapitän hatte Karl bereits nach dem Sieg über Lissabon unter der Woche zu einem klaren Kandidaten für den Kader der Nationalmannschaft erklärt.
Nach der Partie gegen Mainz legte er jetzt nach: „Es ist einfach die Wahrheit. Wenn einer bei Bayern regelmäßig spielt und regelmäßig gute Leistungen bringt und Deutscher ist, gehört er auf Sicht in die Nationalmannschaft - wenn er das über Wochen und Monate bestätigen kann“, sagte der 30-Jährige auf SPORT1-Nachfrage.
Zudem verwies Kimmich darauf, dass sein junger Kollege die aktuellen Leistungen schließlich nicht in einer „blinden Mannschaft“ zeigte, sondern beim FC Bayern München, der aktuell durch sämtliche Wettbewerbe marschiert.
Basler tritt bei Karl auf die Bremse
„Wenn du bei Bayern konstant performst, dann gehörst du in die Nationalmannschaft“, erklärte er weiter. Auf seiner Seite hat Kimmich damit Ex-Nationalspieler wie Lothar Matthäus und Dietmar Hamann. Beide haben sich zuletzt als wahre Karl-Fans geoutet.
Als größter Kritiker des Karl-Hypes gilt auf der anderen Seite Mario Basler. Der SPORT1-Experte trat schon frühzeitig auf die Bremse - was ihm teils Applaus, aber auch viel Spott einbrachte, wenn der Youngster traf.
Doch Basler bleibt bei seiner Vorsicht: „Ich habe immer gesagt: Lennart Karl ist ein großes Talent. Aber auch da geht mir alles zu schnell“, sagte er im SPORT1-Doppelpass.
Baslers Befürchtung ist eindeutig: Das Supertalent soll nicht „verheizt“, sondern langsam aufgebaut werden. Dabei nimmt der Ex-Profi auch die Medien in die Pflicht: „Wenn der Junge nicht klar genug ist, kann es auch in die falsche Richtung gehen. Das ist das, was ich moniere.“ Schließlich würden Talente wie Karl und Said El Mala auch die Jubel-Berichte über sich lesen.
Warum die Karl-Diskussion beispielgebend ist
Es wirkt fast so, als übe Fußball-Deutschland gerade, wie man mit Supertalenten umgehen muss. Während in England und Spanien junge Ausnahmespieler seit jeher frühzeitig ins Rampenlicht gezogen werden, ist hierzulande die Vorsicht immer etwas größer. Selbst Jamal Musiala und Florian Wirtz wurden trotz ihrer Fähigkeiten immer wieder eingebremst – gerade auch von Ex-Stars wie Basler, Hamann & Co.
In dieser Hinsicht könnte die Diskussion um Karl tatsächlich beispielgebend und zukunftsweisend sein. Zur Debatte steht, welcher Umgang mit solch aufgehenden Sternen grundsätzlich der richtige ist – egal, wie sie heißen.
Dabei wirkt es fast so, als sei man in Deutschland gänzlich ungeübt darin. Womöglich weil gerade in der DFB-Elf stets das Kollektiv an oberster Stelle stand - oder wie es der damalige Bundestrainer Berti Voigts in der 1990er-Jahren sagte: „Der Star ist die Mannschaft.“
Dieses Mantra wirkt angesichts des Talents von Karl und der deutschen Sehnsucht nach jungen Top-Talenten allerdings aus der Zeit gefallen – auch weil die Medienwelt sich seither deutlich verändert hat und Karl allein durch die schiere Anzahl an Spielen deutlich mehr Möglichkeiten hat, sich zu präsentieren.
Die Debatte dürfte damit noch lange nicht beendet sein.