Frauen-EM>

DFB-Frauen mit erschreckender Beichte

DFB-Frauen mit erschreckender Beichte

Die deutsche Nationalmannschaft kommt bei der Frauen-EM unter die Räder - und wirft auch in der eigenen Analyse Fragen auf.
Nach der klaren Niederlage gegen Schweden bei der EM steht vor allem die offensive Ausrichtung in der Kritik. DFB-Kapitänin Janina Minge hat zu einer möglichen Systemumstellung eine klare Meinung.
Die deutsche Nationalmannschaft kommt bei der Frauen-EM unter die Räder - und wirft auch in der eigenen Analyse Fragen auf.

Auf die historische Niederlage folgten teils erschreckende Aussagen: Die DFB-Frauen haben nach dem bitteren 1:4 gegen Schweden im letzten EM-Vorrundenspiel auch verbal demonstriert, was zuvor schon erkennbar war: Deutschland war phasenweise überfordert.

Vor allem die eigene linke Seite wies im Spiel gegen den Ball Schwächen auf. Unter anderem Kapitänin Janina Minge ließ in ihrer Analyse tief blicken.

„Schweden hat es gut gemacht, hat die Seite immer überladen und deswegen wussten wir nicht so recht, wie wir es machen sollen“, beichtete die Abwehrspielerin im ZDF.

Auch Bühl gibt Probleme zu

Erstaunlich ehrliche Worte, die auf taktische Probleme hinweisen. Die sich auch an den Aussagen von Klara Bühl ablesen lassen. Die Flügelspielerin des FC Bayern, die über die linke Seite kam, erklärte: „Da waren unglaublich viele Spielerinnen, wir hatten Probleme bei der Zuordnung.“

Alle drei Tore in der ersten Hälfte fielen über die linke Flanke des DFB-Teams. Was auch bei der ZDF-Expertin Kathrin Lehmann für Irritationen sorgte. Denn eine Überraschung hätte die Herangehensweise der Schwedinnen eigentlich nicht sein dürfen.

„Sie sind ja gut gestartet, aber das war jetzt genau diese rechte Seite, wo man wusste, da ist Schweden gefährlich“, befand Lehmann.

Beim ersten Gegentreffer zum zwischenzeitlichen 1:1 genügte ein einziger Pass an der Mittellinie, um die komplette deutsche Abwehr auszuhebeln. Beim zweiten schwedischen Treffer konnten Sarai Linder und Bühl die schwedische Teenagerin Smilla Holmberg (18) nicht stoppen.

Deutsche „Drehtüren”: Gehässiger Bericht in Schweden

„Sarai Linder wurde überlaufen und Klara Bühl konnte es alleine nicht regeln“, befand Lehmann. Das dritte Tor - das letztlich nach einem Handelfmeter fiel - sei „wieder über die rechte Seite“ entstanden.

Die Expertin Julia Simic legte am Tag nach der Partie bei Sky nach: „Deutschland hat große Räume angeboten und ein bisschen den Kopf verloren.“

Selbst in der schwedischen Presse reagierte man verwundert auf die deutschen Probleme. Die Verteidigung habe „Drehtüren“ geglichen, schreibt Expressen.

Bühl, so heißt es in dem etwas gehässigen Bericht weiter, habe ihre Gegenspielerin Holmberg vor dem Duell vermutlich gar nicht gekannt: „Jetzt weiß es ganz Europa. Oder man fragt einfach Klara Bühl, die vor dem Gruppenfinale wohl keine Ahnung hatte.“

Von verzweifelten Rettungsversuchen Bühls war die Rede: „Das ist ihr und ganz Deutschland diesmal nicht gelungen. Denn Deutschland scheiterte.“

Deutsches Team gibt sich optimistisch

Auch wenn viele dieser Aussagen dramatisch klingen, gaben sich diverse DFB-Stars dennoch recht optimistisch. Stellvertretend betonte Sjoeke Nüsken in der Mixed Zone, dass man weiter nach dem Maximum strebe.

„Das ändert nichts. Wir wollen weiterhin um den Titel spielen. Ich bin zu 100 Prozent überzeugt von dieser Mannschaft“, sagte die Mittelfeldspielerin.

Bundestrainer Christian Wück machte derweil deutlich, dass er auch mit den Erkenntnissen der empfindlichen Niederlage - Expertin Simic sprach von einem „Reality Check“ - an seiner Spielidee festhalten wolle.

„Es ist falsch, wenn wir sagen, wir wollen jetzt nur reagieren und nur zerstören. Das liegt auch nicht in dieser Mannschaft, dass wir uns hinten reinstellen und versuchen, die Null zu halten und nichts nach vorne zu tun“, sagte er.

Für eine defensivere Ausrichtung habe man „auch die falschen Spielerinnen“.