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Ein vergessener Top-Keeper taucht wieder auf

Die kleine Auferstehung eines Top-Keepers

Real Madrid spielt bei der Klub-WM gegen Al-Hilal nur Remis. Auch, weil Bono, Torhüter des saudi-arabischen Vereins, spät einen Strafstoß pariert. Eine Szene, die auf den zweiten Blick noch besonderer wirkt.
Yassine Bounou, genannt "Bono", wurde nach seinem parierten Elfmeter gefeiert
Yassine Bounou, genannt "Bono", wurde nach seinem parierten Elfmeter gefeiert
© IMAGO/Xinhua
Real Madrid spielt bei der Klub-WM gegen Al-Hilal nur Remis. Auch, weil Bono, Torhüter des saudi-arabischen Vereins, spät einen Strafstoß pariert. Eine Szene, die auf den zweiten Blick noch besonderer wirkt.

Simone Inzaghi wirkte verhältnismäßig ruhig. Zweimal zupfte er an seinem Shirt, blickte auf seine Armbanduhr, biss die Lippen kurz zusammen und wandte sich wieder dem Spielfeld zu. Soeben traf der Referee eine weitreichende Entscheidung, die das überraschende Remis seines neuen Klubs Al-Hilal gegen Real Madrid hätte verhindern können. Doch vielleicht kannte er die Statistiken bereits. Vielleicht wusste er, was kommen würde.

Und zwar der große Auftritt von Torhüter Bono. Die zweite Minute der Nachspielzeit war schon angebrochen, als Madrids Fede Valverde anlief und seinen Elfmeter beim Stand von 1:1 wuchtig in die untere linke Ecke schoss. Genau auf die Seite, für die sich auch Bono entschied – so schaffte er es, seinen Körper in eine sehenswerte Flugbahn zu bringen und das Gegentor zum 1:2 zu verhindern. Fast ein bisschen absehbar.

Der Marokkaner gilt schließlich als gefürchteter Elfmeterkiller, die Königlichen als nicht sonderlich treffsicher vom Punkt. Sieben der letzten 19 Strafstöße hat Real verschossen, Bono hingegen drei der letzten sechs gehalten. Erlösender Jubel folgte auf Seiten von Al-Hilal, Frust bei den Madrilenen. Xabi Alonsos Debüt als Real-Trainer war vermasselt – und Bono zumindest für einen Moment wieder eine große Nummer im internationalen Fußball.

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“Diesmal war ich an der Reihe”

„Ich versuche, meinen Job zu machen. Ich sage immer, dass es bei Elfmetern auf Intuition und Glück ankommt. Und diesmal war ich an der Reihe, den Elfmeter zu parieren“, sagte der Held des Abends später. Bescheidene Worte, denen die spanische Sportzeitung Marca eine weitaus aufregendere Einschätzung hinterherschob. Bono stehe in Saudi-Arabien natürlich nicht mehr so im Rampenlicht, sei aber mit Emiliano Martínez, dem argentinischen Nationalkeeper, der beste Elfmeterkiller der Welt.

Kein Wunder, gerade die Spanier werden es am besten wissen. Wegen der Weltmeisterschaft 2022, als Bono, bürgerlich Yassine Bounou, endgültig jedem Fußball-Fan ein Begriff wurde. Damals stürmte er mit dem Sensationsteam aus Marokko bis ins Halbfinale – und hatte großen Anteil daran: In den Gruppenspielen gegen Kanada, Kroatien und Belgien, im Achtelfinale gegen Spanien und im Viertelfinale gegen Portugal kassierten die Nordafrikaner lediglich ein Gegentor.

Dabei stand der 1,90 Meter große Keeper mit Ausnahme der Partie gegen Belgien bei allen Spielen zwischen den Pfosten, schien teils unüberwindlich und sinnbildlich für die defensive Stabilität der Marokkaner zu stehen. Er verfügte über eine gute Strafraumbeherrschung, war stark im Eins-gegen-Eins und behielt in brenzligen Situationen die Nerven - die Fans wusste er dazu durch seine Lockerheit zu überzeugen. Und in seiner Heimat ist er spätestens seit dem wahnsinnigen Achtelfinale gegen Spanien ein Held.

Bono war bei Real “die erste Wahl“

Über weit mehr als 120 Minuten war Bono jederzeit auf seinem Posten, vernagelte in der regulären Spielzeit, in der Verlängerung und sogar im Elfmeterschießen sein Tor. Zwei Spanier scheiterten mit ihren Versuchen an ihm, ein weiterer schoss den Ball an den Pfosten. So wurde der heute 34-Jährige, der noch ein weiteres Jahr beim FC Sevilla blieb, in den Monaten danach wegen seiner grandiosen Leistungen bei vielen europäischen Top-Klubs gehandelt. Beim FC Bayern. Und auch bei Real Madrid. Ausgerechnet.

Im Sommer 2023 suchten die Königlichen einen Ersatz für den am Kreuzband verletzten Thibaut Courtois. Fast wäre es Bono geworden, wie dieser selbst verriet. „Bei Real Madrid war ich die erste Wahl“, sagte er einige Wochen später beim Radiosender El Pelotazo. Dazu erklärte Bono, dass die bevorstehende Teilnahme des Marokkaners am Afrika-Cup, die mit einer wochenlangen Abwesenheit im Winter verbunden gewesen wäre, den Deal verkompliziert habe.

„Das Gefühl, dass es Zeit war, zu gehen“

Gerüchte über einen Abgang hielten sich dennoch, aber Bono fand das passende Timing nicht. Erst einen Sommer später griff Al-Hilal zu. Der saudische Klub holte den Torhüter für eine Ablöse von 21 Millionen Euro sowie ein Nettogehalt von zwölf Millionen Euro pro Jahr an Bord. „Es ist schwierig, wenn man einen Verein verlässt, in dem man seine besten Jahre verbracht hat, seit man in Europa ist“, betonte Bono anschließend. „Ich hatte das Gefühl, dass es Zeit war, zu gehen. Ich hatte alles gegeben, was ich in mir hatte. Ich hatte nicht mehr die gleiche Energie.“

Seit seiner Ankunft bei Al-Hilal ist Bono für viele europäische Fans aus dem Fokus geraten. 88 Spiele bestritt er für den Saudi-Klub mittlerweile, dabei hielt er stolze 34 Mal die Null. Ein beachtlich guter Wert. Doch die Klub-WM könnte der Routinier nun nutzen, um sich noch einmal so richtig ins Rampenlicht zu spielen. Wie schon 2022. Ein guter Anfang ist jedenfalls gemacht. Ausgerechnet gegen den Verein, der ihn vor zwei Jahren verpflichten wollte.