Nach dem Elfer-Krimi war vor allem Keeper Bono in den Medien gefeiert und von der FIFA auch als „Man of the Match“ gekürt worden.

Doch einen ähnlich großen Anteil am Halbfinaleinzug der „Löwen vom Atlas“ hatte Sofyan Amrabat. Sportschau-Experte Thomas Broich adelte ihn nach Marokkos Sensationssieg gegen Spanien voller Hochachtung sogar „nur“ als „Monster“ (WM-Halbfinale Frankreich - Marokko, 20 Uhr im LIVETICKER)

Auch Nationalheld Bono erwiderte auf die Frage, wem er diese Auszeichnung geben würde, wenn er sie nicht erhalten hätte: „Dem ganzen Team“, um dann aber recht schnell anzufügen: „Aber wenn ich ihn (den Preis) einem Spieler geben müsste, wäre es Sofyan Amrabat!“

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In der Tat war der Mittelfeld-Abräumer der überragende Mann des Spiels, auch wenn das an den Statistiken nicht direkt abzulesen war. (DATEN: WM-Spielplan 2022)

Amrabat glänzt mit Lauffreude, Einsatz und Leidenschaft

Amrabat gewann die Hälfte seiner Zweikämpfe, hatte eine Passquote von 71 Prozent und war an keinem Torschuss direkt beteiligt - trotz 44 Ballkontakten. Keine überragenden Werte. Doch das Viertelfinal-Duell gegen die favorisierten Iberer erforderte eben Dinge, die in Zahlen nicht zu messen sind.

Der in den Niederlanden geborene 26-Jährige ist als zentraler Mann zwischen zwei Viererketten gesetzt und das Paradebeispiel der nimmermüden, nie aufgebenden Nordafrikaner. Bisher hat der Profi vom AC Florenz auch noch keine einzige Minute bei der WM 2022 in Katar verpasst.

Mit unermüdlichem Einsatz und großer Aggressivität räumte er ab wie ein Weltklasse-Sechser und hielt seinen Offensivspielern den Rücken frei. Als erste Anspielstation im Aufbau, unerbittlicher Zweikämpfer und leidenschaftlicher Antreiber gehört Amrabat deshalb zu den auffälligsten Akteuren der WM.

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In den sozialen Medien wurde der „Unsung Hero“ dagegen überschwänglich abgefeiert: ESPN FC twitterte: „Weniger als 30 Prozent der Erde sind von Land bedeckt, die anderen 70 Prozent von Sofyan Amrabat!“

Social Media feiert Marokkos WM-Helden ab

Auf Instagram machte zudem ein Schnappschuss die Runde, auf dem ein TV-Star zu sehen war, der drei Kollegen gleichzeitig in den Schwitzkasten nimmt.

Und dieser Mann ist in dem Fall Amrabat, wie unter dem Post zu lesen war! Die drei Spanien-Stars, die keine Chance hatten, sind das berühmt-berüchtigte Barca-Triumvirat Sergio Busquets, Gavi und Pedri.

Das Insta-Foto bekam nach Marokkos WM-Sensation natürlich tausende Likes. (DATEN: Gruppen und Tabellen der WM)

Selbst Superstar Zlatan Ibrahimovic schrieb auf Twitter: „Ich bin sehr überrascht, wie stark Sofyan Amrabat dieses Jahr ist. Er ist ein Top-Spieler.“ Eine größere Anerkennung als die vom schwedischen Superstar kann es wohl kaum geben.

Kein Wunder also, dass nach den starken Darbietungen in Katar einige Top-Klubs die Fährte zu Amrabat aufgenommen haben. Laut Foot Mercato soll Jürgen Klopp, Trainer vom FC Liverpool, bereits Gespräche mit seinen Beratern geführt haben.

Neben den Reds sollen allerdings auch Inter Mailand, Tottenham Hotspur und etliche weitere Top-Klubs am marokkanischen WM-Helden dran sein, der in Florenz noch einen Vertrag bis 2024 hat. Im Raum steht offenbar eine Ablöse von 30 Millionen Euro.

Liverpool, Inter und Spurs heiß auf Amrabat

Sollte der Sechser aber am Mittwoch (ab 20 Uhr im LIVETICKER) auch im Halbfinale gegen Frankreich wie zuvor gegen Spanien und Portugal groß aufspielen, wird sein Klub, die Fiorentina, auf diesen Betrag sicher noch etwas draufpacken.

Erst recht, nachdem Opta doch etwas Zählbares fand: Amrabat gelangen bei der WM 2022 bisher starke 41 Balleroberungen, die meisten aller Feldspieler in Katar - und die meisten aller Feldspieler einer afrikanischen Mannschaft bei einer Turnierausgabe seit 1966.

Dabei hätte der Spanien-„Zerstörer“ beinahe das Duell gegen die Furio Roja verpasst, wie er nach dem 3:0-Erfolg verriet: „Ich bin sehr emotional. Es war fraglich, ob ich spielen kann. Letzte Nacht war ich bis drei Uhr morgens beim Physio, und vor dem Spiel habe ich noch eine Spritze bekommen. Aber ich konnte die Jungs und mein Land nicht im Stich lassen. Ich bin sehr glücklich und sehr stolz.“

Nach diesen Worten flossen beim beinharten Mittelfeld-Abräumer sogar Tränen. Manchmal sagen Bilder eben mehr als Worte.

Die „Löwen vom Atlas“ haben keine Angst vor Frankreich

Doch wie stark der Fiorentino-Profi wirklich ist, zeigt sich auch daran, dass der Marokkaner das spanische Passspiel überwiegend neutralisierte, in der Vorrunde die Ausnahmespieler Kevin De Bruyne und Luka Modric aus dem Spiel nahm, und so sein Land zum überraschenden Gruppensieg führte.

Dass der marokkanische Underdog im gesamten Turnierverlauf erst ein Gegentor in fünf Spielen bekommen hat, und zwar ein Eigentor, liegt vor allem an Amrabat - und auch am leidenschaftlichen Verteidigen seiner Mitspieler. (NEWS: Alles Wichtige zur WM)

Das sollen im WM-Halbfinale nun die französischen Weltmeister um Kylian Mbappé zu spüren bekommen. Denn Marokko träumt vom großen Coup und glaubt an den WM-Titel! Der Titelverteidiger wird die „Löwen vom Atlas“ aber bestimmt nicht unterschätzen.