Das, was auf die deutsche Handball-Nationalmannschaft am Mittwoch zukommt, hat so noch keiner erlebt. Ein Auftaktspiel der Europameisterschaft im eigenen Land – vor einer erwarteten Weltrekordkulisse von über 50.000 Zuschauern in der Fußballarena in Düsseldorf.
Handball-EM startet mit einem Knall
„Das wird eine krasse Erfahrung, das wird etwas ganz Besonderes“, sagte Rückraum-Star Juri Knorr vor dem Duell mit der Schweiz (10. Januar ab 20.45 Uhr im LIVETICKER), das unter geschlossenem Dach steigt, bei SPORT1: „Jeder wird dort vielleicht ein bisschen nervöser sein als sonst.“
Ähnlich äußerte sich Überraschungsmann Martin Hanne: „Das wird auf jeden Fall eine krasse Sache. Das werde ich alles aufsagen und gucken, dass ich mich immer daran erinnern kann.“
Linksaußen Lukas Mertens betonte, „richtig Lust auf das Ereignis zu haben. 50.000 – das macht mir Gänsehaut, wenn ich das höre.“
Und Rechtsaußen Timo Kastening erklärte beim SID: „Vor mehr als 50.000 Leuten Handball spielen zu dürfen, hätte ich als kleines Kind nicht für möglich gehalten.“
Handball-Rekord: Schon 2014 im Fußballstadion
Der bisherige Zuschauerrekord im Hallenhandball wurde ebenfalls in einem deutschen Fußballstadion aufgestellt: 44.189 Fans verfolgten am 6. September 2014 die Bundesligapartie der Rhein-Neckar Löwen gegen den HSV Hamburg beim „Tag des Handballs“ in Frankfurt.
Erfahrung davon hätte der verletzt ausfallende Patrick Groetzki mitgebracht. Auf der Gegenseite ist es Spielmacher-Legende Andy Schmid, der es zwar als „mega“ bezeichnete, dass der Handball erneut so eine Bühne bekommt, aber auch kritische Töne anschlug.
Schmid hätte lieber in der Halle gespielt
„Für uns war es damals so: Handball lebt von der Emotion und von den Zuschauern. Die Resonanz des Publikums trat aber erst ein, zwei Sekunden später bei uns ein. Das ist das Schwierige“, erinnerte sich der langjährige Bundesligaprofi der Rhein-Neckar Löwen im Podcast Hand aufs Harz an das Spektakel 2014.
Er „hätte lieber gegen Deutschland in einer normalen Halle gespielt. Ich glaube, in diesem Fußballstadion verliert der Handball so ein bisschen an seiner Essenz“.
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Mehr Spiele in großen Arenen? „Völliger Nonsens“
Ex-DHB-Vizepräsident Bob Hanning hält die Entscheidung für das Eröffnungsspiel für richtig, weil es „unglaubliche mediale Aufmerksamkeit“ bringe.
Ein mögliches Gedankenspiel, mehr Handballspiele in großen Stadien auszutragen, bezeichnete der Geschäftsführer der Füchse Berlin bei Dyn aber als „völligen Nonsens. Weil das nichts mit Handballspielen zu tun hat. Handball gehört in die Hallen und dahin, wo die Stimmung gelebt wird von den Rängen und von den Fans.“
„Man ist sich der Dimension noch nicht bewusst“
Könnte das erstaunliche Zuschaueraufkommen die deutsche Mannschaft am Ende sogar lähmen?
„Ich gehe davon aus, dass das Eröffnungsspiel mit der Rekordkulisse unsere Mannschaft eher pusht und die Atmosphäre sie beflügeln wird“, meinte Stefan Kretzschmar beim SID: „In einem kleinen Hexenkessel zu spielen, kann schwieriger sein, dort kann mehr Druck auf eine Mannschaft ausgeübt werden als in so einem großen Stadion.“
Die Handball-Ikone schränkte zwar ein, dass „man sich der Dimension noch gar nicht bewusst“ sei und das auch „beeindruckend“ sein werde: „Aber ich glaube, dass dort eine hitzige Atmosphäre erst einmal nicht aufkommt. Das wird uns entgegenkommen.“
Klar ist: Die Handball-EM 2024, so formulierte es DHB-Präsident Andreas Michelmann bereits vor einer Weile, soll „mit einem Knall“ starten.