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Handball-WM 2025: Andy Schmid: "Wir haben zweimal auf die Nuss gekriegt"

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Getriebene Legende auf Sinnsuche

Als Sportler zeigt Andy Schmid über Jahre Weltklasseleistungen. Nun muss sich der Ex-Handball-Star neu erfinden. Er hadert und gibt Details aus seinen Seelenleben preis, wie es nur wenige tun.
Die deutschen Handballer sind mit einem souveränen Sieg gegen Polen in die WM 2025 gestartet. Handball-Legende Christian Schwarzer vergleicht in der SPORT1-Sendung Spotlight das DHB-Team mit der Weltmeistermannschaft von 2007.
Philipp Schmidt
Als Sportler zeigt Andy Schmid über Jahre Weltklasseleistungen. Nun muss sich der Ex-Handball-Star neu erfinden. Er hadert und gibt Details aus seinen Seelenleben preis, wie es nur wenige tun.

Pressekonferenzen sind für Journalisten nicht immer ergiebig. Viele Sportler und Funktionäre flüchten sich in sich wiederholende Floskeln, ohne eine Situation konkret einordnen zu wollen oder Details zu verraten, die womöglich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Bei Andy Schmid ist es anders.

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Ein bemerkenswert offener und authentischer Schweizer Handballnationaltrainer war vor dem Aufeinandertreffen mit dem großen Nachbarn Deutschland (ab 20.30 Uhr im SPORT1-Liveticker) um keine Antwort verlegen.

Andy Schmid war um keine Antwort verlegen
Andy Schmid war um keine Antwort verlegen

„Wie gehst du ins Spiel, wenn du zweimal auf den Sack gekriegt hast. Das wäre doch sicher eure erste Frage gewesen?“, rief der ehemalige Weltklassespieler scherzend den Journalisten entgegen, bevor diese überhaupt die Möglichkeit hatten, danach zu fragen. Er erinnerte an das EM-Spiel im vergangenen Januar, als das DHB-Team die Schweiz in Düsseldorf deklassierte (27:14), sowie die ebenfalls einseitige Angelegenheit in der EM-Qualifikation im November (35:28).

Schmid scherzt über Duell mit Deutschland

Er habe es langsam satt, gegen Deutschland zu spielen. „Wir haben zweimal auf die Nuss gekriegt“, weshalb er von „Bein stellen weit weg“ sei. Schmid könne damit leben, „wenn wir knapp verlieren und am Sonntag gegen Polen gewinnen“. Dies würde schließlich nach dem Remis zum Auftakt gegen Tschechien sicher für den Hauptrundeneinzug reichen. „Ich weiß aktuell noch nicht, wo die Schwachstellen liegen. Wir müssen ehrlich sein: Die Deutschen liegen uns nicht.“

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Gleichsam eindrücklich waren Schmids Worte über seinen ehemaligen Mitspieler bei den Rhein-Neckar-Löwen, DHB-Star Juri Knorr. „Ihr tut ihm vielleicht keinen großen Gefallen, wenn ihr ihn immer so ins Scheinwerferlicht stellt. Er hat eine extreme Last zu tragen“, sagte er deutlich. Schmid erkenne sich in Knorr wieder, „weil ich mir auch extrem viele Gedanken mache. Ich habe das Gefühl, er macht das auch. Juri ist sehr sensibel.“

Als wären diese Aussagen nicht schon spannend genug, blickte der 41-Jährige auch auf seinen eigenen Werdegang. Nach zwölf Jahren bei den Rhein-Neckar-Löwen mit zwei deutschen Meisterschaften und fünf Auszeichnungen als bester Spieler der HBL-Saison war Schmid 2022 in seine Heimat zurückgekehrt und hatte seine Karriere nach der Europameisterschaft in Deutschland Anfang 2024 endgültig beendet.

Schon damals war klar, dass Schmid im Sommer das Amt als Nati-Trainer übernehmen wird.

Handball-Legende nicht „komplett glücklich als Trainer“

Dass viele Gedanken in Schmids Kopf umherschwirren und er noch nicht weiß, in welcher Rolle er künftig am glücklichsten sein wird – dies machte er mehr als deutlich. „Beim 17:17 hätte ich mich schon gerne auf dem Platz gesehen“; sagte er zur letzten Szene des Spiels gegen Tschechien, als die Schweiz eine finale Chance auf den Sieg hatte.

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Weiter stellte er klar: „Komplett glücklich als Trainer bin ich noch nicht, so ehrlich muss ich sein.“ Dies liege daran, dass er „ein sehr ungeduldiger Mensch“ sei. „Diese Ungeduld habe Vor- und Nachteile. Sie „treibt mich an“, aber „macht mir jetzt zu schaffen“.

Zudem hadere er mit den Begleiterscheinungen, die das Amt als Nationaltrainer mit sich bringe. „Ich hatte meine Mannschaft in den letzten neun Monaten zusammengezählt vier Wochen. Ich möchte, dass sich Dinge schneller in die richtige Richtung entwickeln. Aber als Nationaltrainer hat man keine Zeit.“

Er vermisse es, „jeden Tag mit dem Handballsport in Kontakt“ zu sein. „Ich kann diese Ruhe nicht aushalten. Ich habe das Gefühl, dass ich als Nationaltrainer ein Manager bin und Sachen nur anschneiden kann.“

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Klare Anzeichen dafür, dass Schmid sehr bald eine Vereinsmannschaft trainieren will - könnte man meinen.

Die Handball-WM 2025 im LIVETICKER auf SPORT1

„Man vermisst das Gefühl, den Ball in der Hand zu haben“

Dies bedeute es aber ausdrücklich nicht, so Schmid: „Ich bin glücklich als Schweizer Nationaltrainer, das ist für mich ein super Schritt, weil ich aus diesem Hamsterrad rauskomme und aus dem täglichen Druck.“

Stattdessen handle es sich schlicht um einen „Prozess, den man durchgehen muss, wenn man so lange Handball gespielt hat. Dann vermisst man dieses Gefühl, den Ball in der Hand zu halten.“

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Bis 2026 läuft Schmids Vertrag in der Schweiz, die trotz des kaum zu kompensierenden Ausfalls von Schlüsselspieler Manuel Zehnder alle Chancen auf den Einzug in die WM-Hauptrunde hat. Dafür, dass Schmid diesen Kontrakt erfüllt, spricht vieles.

Auch danach hat er schließlich noch jede Menge Zeit, der Ruhe mit einem Job bei einer Vereinsmannschaft wieder zu entfliehen.