Für die Leverkusener Fans ist es ein skurriles Déjà-vu. Flügelspieler Moussa Diaby verlässt den Klub und wechselt zu Aston Villa. Da war doch was! Vor zwei Jahren gab es dieses Szenario exakt so schon einmal, als Leon Bailey den Weg von Leverkusen nach Birmingham fand.
Bayer-Flügelzange wiedervereint
Lediglich die Ablösesumme hat sich in Zeiten inflationärer Transferausgaben noch einmal deutlich erhöht. Für Bailey kassierte Bayer 2021 rund 32 Millionen Euro, für Diaby gibt es mindestens 55 Millionen. Damit löst der Franzose den Jamaikaner als zweitteuersten Bayer-Abgang hinter Kai Havertz ab.
Diaby und Bailey weisen ohnehin erstaunlich viele Parallelen auf. Ihr Potenzial, ihre Entwicklung und ihre Entscheidungen haben sie gemein. Doch es gibt es auch eklatante Unterschiede zwischen den beiden Offensiv-Stars.
Diaby und Bailey: Aus Talenten werden Topstürmer
Bailey (4,5 Jahre) und Diaby (4 Jahre) waren lange in Leverkusen aktiv, kamen als unbekannte Talente und spielten sich unterm Bayer-Kreuz ins Rampenlicht. Leverkusen ging zwar für das damalige PSG-Juwel Diaby (15 Millionen) deutlich mehr ins Risiko als bei Bailey (1,4 Millionen) ein, doch beide waren bei ihrer Ankunft im Rheinland erst 19 Jahre alt.
Gemeinsam wirbelte die Flügelzange zwischen 2019 und 2021 für Leverkusen und kam in dieser Zeit auf 52 gemeinsame Scorerpunkte. Mit Tempo, Finesse und Zug zum Tor dauerte es naturgemäß nicht lange, bis Europas Top-Klubs anklopften.
Zunächst stand Bailey im Fokus, die Gerüchteküche lief heiß. Die Bayer-Bosse um Rudi Völler riefen erstaunliche Summen für den Linksfuß auf, zwischenzeitlich stand sogar ein Mega-Deal zum FC Bayern im Raum.
Doch es kam anders, Bailey wechselte im Sommer 2021 zu Aston Villa. Anstatt bei einem Top-Klub in der Königsklasse zu brillieren, verschwand Bailey bei Villa im Mittelfeld der Premier League.
Auch Diaby wurde seit Jahren prominent umgarnt. Leverkusen saß in seinem Fall ebenfalls am längeren Hebel und ließ sich auch von lukrativen Offerten aus England nicht aus der Ruhe bringen.
Arsenal, Newcastle, PSG? Diaby geht zu Aston Villa
Völlers Nachfolger Simon Rolfes wehrte im vergangenen Sommer Avancen von Manchester United, dem FC Arsenal und Newcastle United ab. Letzterer neureicher Klub versuchte es auch im Winter noch einmal vergeblich. Diabys Ex-Klub Paris Saint-Germain war von vornherein von den aufgerufenen 60 Millionen Euro abgeschreckt.
Und so schlug Aston Villa zu. Statt Europa League mit Leverkusen spielt Diaby nun Conference League mit Villa - und dort wieder gemeinsam mit Bailey. Der Tabellensiebte, der nach schweren Jahren erstmals seit 2010 wieder international dabei ist, hat unter Trainer Unai Emery im letzten halben Jahr eine konstante Weiterentwicklung erfahren.
Hier offenbaren sich die entscheidenden Unterschiede zwischen Bailey und Diaby. Während Bailey vor zwei Jahren zu einem strauchelnden Mittelklasse-Klub wechselte, kommt Diaby, der bereits neunmal für Frankreichs Nationalmannschaft auflief, in eine gefestigte Mannschaft, die nach mehr strebt.
Premier League: Datencenter
Das unterscheidet Bailey und Diaby
Zwar sprachen beide bei ihrer Verabschiedung aus Leverkusen obligatorisch von „einem neuen Kapitel“, das sie aufschlagen werden. Doch in Leverkusen bleiben die beiden scheinbar gleichen Spieler unterschiedlich in Erinnerung.
Über Diaby sagte Geschäftsführer Rolfes: „Die Professionalität und Zielstrebigkeit, mit der er jeden Tag seinem Beruf nachgegangen ist, waren wirklich außergewöhnlich.“ Eine Aussage, die auf Bailey offenbar nicht zutraf.
Zwar blitzte sein Talent auf dem Rasen regelmäßig auf, doch der heute 25-Jährige brachte sich selbst immer wieder durch Disziplinlosigkeiten aus der Bahn. So kassierte Bailey innerhalb von sechs Wochen zwei Platzverweise in der Bundesliga – beide für eine Tätlichkeit.
„Bayern wollte mich als Robben-Ersatz“
Zudem ging er offen mit dem früheren Interesse der Bayern hausieren, die ihn angeblich „als Ersatz für Arjen Robben“ holen wollten. Außerdem hätten ihn „viele andere Vereine haben“ wollen, als er sich im Sommer 2021 für einen Wechsel zu Aston Villa entschied.
Zitate wie diese gibt es von Diaby nicht. Zwar machte es dem 24-Jährigen „Spaß, wenn viele Klubs an einem interessiert sind“, doch mehr war aus dem zurückhaltenden Außenbahnspieler nicht herauszukriegen.
Bei seinem Wechsel zu Aston Villa galt Bailey als Nachfolger des abgewanderten Jack Grealish. Diese Erwartung konnte er jedoch nie erfüllen. In seinem ersten Jahr in Birmingham kam er lediglich auf ein mageres Tor und zwei Vorlagen in 18 Einsätzen.
Lachgas-Video sorgt für Unmut
Erst in der vergangenen Spielzeit spielte er sich langsam ins Team, ehe er sich im März selbst wieder ins Abseits brachte. Bailey hatte ein Video gepostet, in dem zu sehen war, wie er an einem Lachgas-Ballon zog. Die Sun schrieb in diesem Zusammenhang von einer wilden Partynacht.
Es bleibt abzuwarten, ob die gefürchtete Flügelzange aus Diaby und Bailey wie zu Leverkusener Zeiten auch in der Premier League die Außenverteidiger schwindelig spielen wird. Mit Philippe Coutinho, Emiliano Buendia und Bertrand Traoré ist die Konkurrenz jedoch groß.
Nach den Eindrücken der vergangenen Saison wird es wohl eher Diaby sein, der sich in der Startelf wiederfinden wird.