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Boxen: Zwei Männerfreunde und eine Gelddruckmaschine

Der Schattenmann hinter Jake Paul

Der kontroverse Influencer Jake Paul hat sich zu einem der mächtigsten Player der Box-Branche entwickelt. Ein strategisch gewitzter Geschäftspartner aus dem UFC-Kosmos hat daran entscheidenden Anteil.
Vor dem Schwergewichts-Kracher zwischen Anthony Joshua und Jake Paul wird der Ton rauer. Während "AJ" kurzen Prozess machen will, plant der YouTuber bereits den nächsten Mega-Fight gegen Tyson Fury.
Der kontroverse Influencer Jake Paul hat sich zu einem der mächtigsten Player der Box-Branche entwickelt. Ein strategisch gewitzter Geschäftspartner aus dem UFC-Kosmos hat daran entscheidenden Anteil.

Jake Paul gegen Anthony Joshua: Es ist ein Kampf, den noch vor einigen Jahren viele für aberwitzig gehalten hätten.

Man erinnere sich: Zu Beginn des Jahres 2020 hielt Joshua vier Weltmeister-Titel, war im Schwergewichts-Boxen das Maß der Dinge. In demselben Zeitraum startete der damals nur als Social-Media-Influencer bekannte Paul seine Box-Karriere als scheinbarer Marketing-Gag, mit einem Duell gegen den britisch-arabischen YouTuber-Kollegen AnEsonGib, vor einigen Tausend Zuschauern in einem Hotelkomplex in Miami, von weiten Teilen der Szene belächelt.

Knapp sechs Jahre sind seitdem vergangen. Und Jake Paul hat sich in dieser Zeit zu einem der größten Machtfaktoren der Branche entwickelt - als Boxer, Promoter und Kassenmagnet.

Etwas mehr als ein Jahr nach dem weltweit (nicht nur positiv) beachteten Showfight gegen Box-Ikone Mike Tyson ist Paul erneut Hauptfigur eines Ereignisses, das das Interesse der Massen auf sich zieht. Was aber hat es eigentlich auf sich mit dem zum Imperium gereiften Projekt des 28-Jährigen, bei dessen Promoterfirma MVP auch der deutsche Olympia-Held Nelvie Tiafack aktiv ist?

Die Geschichte des Box-Phänomens Jake Paul ist eng verbunden mit einem weniger bekannten Schattenmann hinter der schillernden Berühmtheit.

Jake Paul vs. Anthony Joshua: Er ist der Schattenmann

Nakisa Bidarian heißt der Mann, der als strategischer Kopf hinter Pauls Box-Karriere gelten darf. Der im Iran geborene Kanadier, studierter Ökonom und ehemaliger Unternehmensberater und Investmentbanker, lernte einst über eine Business-Bekanntschaft die Brüder Lorenzo und Frank Fertitta kennen, die beiden Architekten hinter dem Aufstieg der UFC zur Weltmarke.

Bidarian heuerte bei der MMA-Promotion an und stieg dort bis zum Finanzchef auf. Im Jahr 2019 kam er mit dem damals nur als kontroverser Influencer bekannten Paul in Kontakt und half ihm bei der Organisation seines Debütkampfs. Im Jahr darauf wurde er von dem Kampfsport-Streaming-Startup Triller als ausführender Produzent für den Nostalgie-Fight zwischen Mike Tyson und Roy Jones Jr. engagiert - und engagierte Paul in dieser Funktion für einen Undercard-Fight gegen Ex-NBA-Star Nate Robinson.

Der große Erfolg der Kampfnacht - die messbar viel mit Pauls zig Millionen Follower großer Social-Media-Fanbase zu tun hatte - führte allen Beteiligten das geschäftliche Potenzial des „Problem Child“ vor Augen. Und der 47 Jahre alte Bidarian wurde zum Operateur der Gelddruckmaschine.

Nakisa Bidarian: Vom UFC-Finanzchef zum Box-Revoluzzer

Bidarian und Paul gründeten im Jahr 2021 die Firma Most Valuable Promotions und haben mittlerweile über 40 Boxerinnen und Boxer unter Vertrag.

Die ausladend vermarkteten Kämpfe von Jake Paul gegen Stars aus anderen Gewichtsklassen und Kampfsportarten sind dabei nicht das einzige erfolgreiche Standbein der Firma - durchaus wegweisend war und ist auch das Engagement von MVP im Frauenboxen, in dem Bidarian eine große Vermarktungslücke ausmachte.

Inspiriert von dem großen Kassenerfolg Ronda Rouseys bei der UFC, verpflichteten Paul und Bidarian zuallererst Top-Boxerin Amanda Serrano.

Durch intensive Vermarktung auf Social Media und anderen Kanälen kreierte MVP einen Hype, der schnell in einen historischen Meilenstein mündete: Serranos WM-Fught gegen Katie Taylor wurde zum allerersten Frauenkampf, der Headliner einer Kampfnacht im ehrwürdigen Madison Square Garden in New York wurde. Die berühmteste Arena der Welt war ausverkauft, das weltweite Fan-Interesse am Frauenboxen erreichte ein neues Hoch.

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Deutscher Olympia-Held Tiafack ist an Bord

Das MVP-Projekt ist eine ähnliche Erfolgsgeschichte wie die Social-Media-Karriere von Jake und seinem älteren Bruder Logan Paul - als Podcaster, Energydrink-Unternehmer und WWE-Wrestler ähnlich umtriebig.

Während der sportliche Wert der Kämpfe Jake Pauls immer noch als eher zweifelhaft anzusehen ist, ist nicht zu bestreiten, dass er frischen Wind und neue popkulturelle Relevanz gebracht hat in eine Branche, die im Schatten des UFC-Booms der vergangenen Jahrzehnte deutlich an Popularität und Strahlkraft speziell beim jüngeren Publikum verloren hatte.

Nicht umsonst entschied sich Tiafack, der mit dem Zustand des Boxgeschäfts erklärtermaßen stark hadert, nach seinem Olympia-Bronze im Superschwergewicht in Paris 2024, bei MVP anzuheuern. Tiafack hat beobachtet, wie Bidarian und Paul die erfolgreichen Vermarktungskonzepte der UFC aufs Boxen übertragen haben - und will davon ebenfalls profitieren.

Weniger freundlich blickt UFC-Boss Dana White auf das mit ihm um Aufmerksamkeit konkurrierende Paul-Imperium: Er und Jake Paul haben zwar einiges gemeinsam - etwa die politische Sympathie für Donald Trump -, aber Paul hat sich schon viele Male durch öffentliche Attacken auf White profiliert. Unter anderem warf er White vor, seine Kämpfer zu schlecht und nicht fair zu bezahlen - ein empfindlicher Punkt im Promoter-Gewerbe.

Pauls Attacken auf White führten anfangs auch zu einer persönlichen Krise mit Geschäftspartner Bidarian, der mit White befreundet ist.

Paul vs. Joshua: Die Kampfbörse ist atemberaubend

Inzwischen ziehen Paul und Bidarian wieder an einem Strang und haben mit dem Kampf gegen Joshua den nächsten Coup gelandet.

Der große Fight steigt in der Nacht zum Samstag im knapp 20.000 Zuschauer fassenden Kaseya Center in Miami. Die Show wird erneut ein weltweites Streaming-Ereignis auf Netflix, das Joshuas eigentlichen Partner DAZN in den Verhandlungen ausstach.

Unter den Protagonisten wird Berichten zufolge eine Kampfbörse von 184 Millionen Dollar aufgeteilt. Generiert wird der Großteil des Geldes mittlerweile mehr durch Vermarktungs-Phänomen Paul als durch Joshua - der Paul in seinem Kampf um Aufmerksamkeit und eine Rückkehr auf den Box-Thron inzwischen besser gebrauchen kann als dieser ihn.