Home>Motorsport>Formel 1>

Formel 1: "Kein Wunder, wenn viele keinen Bock mehr haben"

Formel 1>

Formel 1: "Kein Wunder, wenn viele keinen Bock mehr haben"

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Fans wenden sich ab - kein Wunder

Um Fernando Alonsos Platzierung beim Großen Preis von Saudi-Arabien gibt es am Sonntag viel Theater. Der Eiertanz lässt die Verantwortlichen nicht gut dastehen, meint SPORT1-Kolumnist Peter Kohl.
Der Eiertanz um Fernando Alonso schadet dem Sport
Der Eiertanz um Fernando Alonso schadet dem Sport
© SPORT1-Grafik/Imago
Peter Kohl
Peter Kohl

Hallo liebe Formel-1-Fans,

{ "placeholderType": "MREC" }

Trullulu und Hoppsasa - der Eiertanz um die Platzierung von Fernando Alonso lässt die FIA und die Rennentscheider im Hintergrund nackt im Hemd dastehen.

Für sein 100. Karriere-Podium zunächst als Dritter gefeiert, samt Interview und Siegerehrung und Pokalübergabe. Direkt danach die Degradierung auf Platz 4. Wenig später die Rolle rückwärts, Alonso dann doch Dritter. Da kommst du dir als Beobachter veräppelt und veralbert vor.

{ "placeholderType": "MREC" }

Zirkus mit Laiendarstellern

Kein Wunder, wenn sich viele abwenden und keinen Bock mehr haben auf einen Zirkus mit Laiendarstellern.

Lesen Sie auch

Alonso steht falsch in seiner Startbox, bekommt dafür eine 5-Sekunden-Strafe. Die wird bei seinem Stopp während der SafeTy-Car-Phase nach 18 Runden abgesessen. Dabei berührt der hintere Wagenheber vor Ablauf der 5-Sekunden-Standzeit das Fahrzeug.

In Genf sitzt ein Stab von Experten, der alle Aktionen des Rennens unter die Lupe nimmt. Von dort kommt die Meldung an die Kommissare vor Ort in der Rennleitung, dass alles seine Richtigkeit hat. In der letzten Rennrunde - also 32 Runden später - kommt aus Genf die Meldung: Ups, da ist doch etwas falsch abgelaufen bei der Alonso-Strafe!

Die Rennleitung schickt die Kommissare in die Spur, die eine 10-Sekunden-Strafe im Nachgang gegen Alonso verhängen. Eine Berührung mit dem Wagenheber sei eine Arbeit am Auto und damit strafbar.

{ "placeholderType": "MREC" }

Aston Martin lässt das nicht auf sich sitzen, hat ad hoc Videoaufnahmen bei der Hand, die Zeitstrafen in zurückliegenden Rennen zeigen, bei denen in mehreren Fällen Wagenheber die Autos berührten, die jeweiligen Fahrer aber straffrei rausgegangen waren.

Die Kommissare vor Ort hatten keine Kenntnis über diese Vorfälle, knickten ein und korrigierten ihre Entscheidung wieder.

Ein Affentanz, hervorgerufen durch ein ausuferndes Reglement mit unzähligen Zusatz-Paragraphen, Interpretationen und Auslegungsmöglichkeiten und einer immer weiter um sich greifenden Differenzierung einzelner Abläufe und Sachverhalte.

Wenn diejenigen, die kontrollieren und entscheiden, schon keinen Durchblick mehr haben, dann Grüß Gott! Ja, Regeln müssen beachtet und strikt eingehalten werden. Sonst schafft man Präzedenzfälle, auf die sich in der Folge berufen werden kann und Grundlage bieten für weiteren Zank und Streitereien, die Millionen kosten können.

Als Lösung gibt‘s nur eins: den Paragraphen-Salat radikal ausmisten unter dem Motto „keep it simple“, sonst verliert ihr den Anhang, der bei dem Wirrwarr nicht mehr mitkommt und sich verabschiedet.

Formel-1-Regeln schaden dem Sport

Wenn du als Zuschauer ein Jurastudium im Regel-Universum brauchst, um zu verstehen, was du auf dem Schirm siehst, ist der Zug nicht mehr nur in die falsche Richtung unterwegs, sondern schon längst entgleist! Ergebnisse, die spät in der Nacht oder am nächsten Tag keine mehr sind, schaden dem Sport.

Das unnötige Saftey-Car beim Ausscheiden von Lance Stroll - geschenkt! Saftey first. Die Rennleitung muss in solchen Fällen sehr schnell entscheiden, um Risiken zu minimieren. Ob das Auto von Stroll eine Gefährdung darstellt oder nicht, war offensichtlich nicht auf Anhieb zu erkennen. Dann lieber etwas zu viel Vorsicht als zu wenig.

Vorsichtig sein muss man in der Beurteilung der Leistungsfähigkeit von Ferrari nicht mehr. Derzeit sind die Roten aus Maranello nur vierte Kraft hinter Red Bull, Aston Martin und Mercedes.

Nach dem Reifenfresser-Asphalt von Bahrain folge der Reifenstreichler-Belag von Dschidda. Aber auch auf dem verheizten die roten Diven die schwarzen Walzen schon beim Fahren in „clean air“, also ohne Vordermann-Verwirbelungen.

Der Ferrari ist ein Reifen-Vernichter. Nur der SOFT im ersten Stint von Leclerc hat funktioniert. Die Harten waren für die Scuderia eine komplette Katastrophe.

McLaren zu langsam

Sehr solide war der Auftritt von Alpine als „best of he rest“. Die Pinken führen das Mittelfeld eindeutig an. Der Schritt, in den Kampf um Podiumsplatzierungen eingreifen zu können, ist aber noch ein gewaltiger. Ob der im Verlauf dieser Saison aus eigener Kraft zu schaffen ist, darf bezweifelt werden.

Aber was soll man bei McLaren erst sagen?! Die Papaya-Orangen wirken leicht faulig.

Oscar Piastris gute Qualifying-Leistung und sein Frontflügel zerbröseln bereits in der Startphase nach einer Berührung mit Pierre Gaslys Alpine. Trümmerteile treffen auch noch das Auto von Piastris Teamkollegen Landon Norris, der sich deswegen ebenfalls eine neue Fahrzeugnase abholen muss.

Generell ist das Auto zu langsam, in der Top-Speed-Messung liegen Piastri und Norris abgeschlagen auf den letzten beiden Plätzen. Das Auto krankt vor allem an Aero-Dynamik-Problemen. Deshalb ist der Abstand zu den Punkterängen zu groß.

Valtteri Bottas erlebt in seinem Alfa Romeo einen rabenschwarzen Sonntag im Niemandsland. Erfrischend war für mich das Duell Alpha Tauri gegen Haas. Beiden Teams hatte man nicht viel zugetraut, aber Kevin Magnussen holt den ersten Haas-WM-Punkt 2023 durch ein sehenswertes Duell mit Yuki Tsunoda in der Schlussphase.

Hülkenberg immer besser

Nico Hülkenberg kommt mit seinem neuen Arbeitsgerät immer besser zurecht, schlägt Teamkollege Magnussen im Qualifying zum zweiten Mal in Folge und wird guter Zwölfter im Rennen. Das kann sich sehen lassen.

An Red Bull kommt derzeit niemand vorbei. Dschidda verdichtet diesen Eindruck. Zum zweiten Mal in der Teamgeschichte kann die Truppe von Christian Horner zwei Doppelsiege in Folge feiern mit Bahrain und Saudi-Arabien.

Sergio Pérez holt seinen fünften Karrieresieg von der Pole aus, Verstappen hetzt innerhalb von 23 Runden vom 15. auf den zweiten Platz nach vorne, mühelos. In der letzten Runde sichert der Titelverteidiger sich die schnellste Rennrunde und den Extrapunkt, verteidigt damit seine WM-Führung um einen Zähler vor Teamkollege Pérez.

Auch wenn es mal technische Probleme gibt, wie bei Verstappen im Qualifying, sind die Brause-Raketen nicht zu stoppen. Ich fürchte, daran wird sich auch in Melbourne nichts ändern.

Bis dahin, PEDAL TO THE METAL, bleiben Sie gesund

Ihr Peter Kohl