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Olympia: Die verstörenden Methoden von Kamila Walijewas Eiskunstlauf-Trainerin Eteri Tutberidze

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Olympia: Die verstörenden Methoden von Kamila Walijewas Eiskunstlauf-Trainerin Eteri Tutberidze

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Die Eishexe

Kamila Walijewa bricht nach ihrer verunglückten Kür in Tränen aus, doch von Trainerin Eteri Tutberidze gibt es keinen Trost. Nicht zum ersten Mal fällt die 47-Jährige durch ihre Härte auf.
Kamila Walijewa zeigte beim Eiskunstlauf-Einzel, dass die dem Druck im Doping-Skandal nicht stand halten kann. Nach dem Wettkampf zeigen sich die Olympia-Beteiligten schockiert. Macht Olympia die Kinder kaputt?
SPORT1
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von SPORT1

Es hätte der große Moment der russischen Eiskunstläuferin Kamila Walijew werden können - doch nach der verpassten olympischen Medaille im Einzelwettbewerb kullerten der 15-Jährigen Tränen über das Gesicht. (News: Alle aktuellen Infos zu Olympia 2022)

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Walijew war klar anzumerken, dass ihr der Druck aus den vergangenen Tagen nach dem Doping-Wirbel zugesetzt hatte.

Doch statt einer tröstenden Umarmung gab es für die junge Athletin Kritik von ihrer Trainerin Eteri Tutberidze. „Warum hast du aufgegeben? Erklär‘ es mir. Warum hast du aufgehört zu kämpfen? Du hast nach dem Axel aufgegeben. Warum?“, fragte die 47-Jährige direkt nach dem Wettkampf. (SERVICE: Der Medaillenspiegel)

Olympia: Walijewa-Trainerin wird für Umgang kritisiert

Eine Aktion, die international für Aufsehen sorgte. „Für mich war es sehr verstörend, diese Bilder zu sehen, insbesondere die kalte, unempathische Reaktion ihrer Trainerin im Anschluss“, erklärte Thomas Weikert, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes.

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„Wie sich die Trainerin benommen hat - so darf man nicht mit einem Kind umgehen“, beklagte Aljona Savchenko, die ukrainische Paarlauf-Olympiasiegerin von 2018, bei Eurosport. „Es ist einfach eine traurige Geschichte. Ich kann das nicht mit ansehen, das tut mir im Bauch weh.“ Auch IOC-Präsident Thomas Bach zeigte sich „verstört“ und besorgt.

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Dabei rückte Walijews Trainerin nicht zum ersten Mal mit ihrer kalten und umstrittenen Herangehensweise in den Fokus der Öffentlichkeit. Tutberidze ist längst für ihren strengen und teils rücksichtslosen Umgang mit ihren Schützlingen - die meist noch Kinder sind - bekannt.

Dem russischen Ersten Kanal erklärte sie einmal: „14-, 15-Jährige lenkt nichts ab. Sie haben nur das eine Ziel. Sobald sie das erreichen, lassen sie nach und tun sich selbst leid. Die Praxis zeigt, dass sie dann weniger trainieren.“ (DATEN: Alle Ergebnisse bei Olympia 2022)

Eiskunstlauf-Trainerin Tutberidze mit beeindruckender Erfolgsbilanz

Dabei hat Tutberidze, die als ein Aushängeschild der staatlichen Sportschule „Sambo 17″ gilt, mit ihrem harten Ansatz zahlreiche russische Eiskunstläuferinnen nach ganz oben gebracht. So gab die 47-Jährige bereits freimütig zu, dass ihre Sportlerinnen dafür teils bis zu zwölf Stunden am Tag trainieren. Der Schulunterricht muss zwischen dem Training stattfinden, Privates bleibt auf der Strecke.

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Kritische Stimmen wehrt Tutberidze stets ab. „Warum sollte man die jungen Mädchen bremsen?“, hatte sie in der Vergangenheit bereits erklärt. „Unerträglich harte Arbeit“ sei der einzige Weg um weiterzukommen. Bestätigt dürfte sie sich dabei durch die zahlreichen Erfolge aus den vergangenen Jahren fühlen.

Julia Lipnizkaja, Team-Olympiasiegerin 2014, Alina Sagitowa, Olympiasiegerin 2018, Jewgenija Medwedewa, Olympia-Zweite 2018, Aljona Kostornaja, Europameisterin 2020, Anna Shcherbakova, Weltmeisterin 2021 und nun Walijewa, die im Januar Europameisterin wurde - all diese Läuferinnen trainierten unter Tutberidze.

Kurze Karrieren für Eiskunstlauf-Stars

Doch dem Erfolg muss offenbar in manchen Fällen die Gesundheit weichen. Einige der genannten Athletinnen sind binnen kürzester Zeit von der sportlichen Bildfläche verschwunden.

Beispielsweise musste Medwedewa mit nur 22 Jahren ihre Karriere wegen chronischer Rückenprobleme beenden. Lipnizkaja erkrankte an Magersucht und trat bereits zwei Jahre nach ihrem Olympia-Erfolg 2014 nicht mehr an. Indes ist Sagitowa nur noch als TV-Expertin nach Peking gereist - dabei ist sie gerade einmal 19 Jahre alt.

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Tutberidze selbst hatte in jungen Jahren ebenfalls ihre Karriere als Eiskunstläuferin verletzungsbedingt aufgeben müssen. In den USA, in denen sie im Anschluss mehrere Jahre lebte, sammelte die gebürtige Moskauerin ihre ersten Erfahrungen als Trainerin.

2008 fand Tutberidze schließlich eine Anstellung als Eiskunstlauf-Trainerin in Moskau. Bereits in der folgenden Saison konnte eine ihren Schülerinnen erste Erfolge im Juniorenbereich verbuchen. (DATEN: Der Zeitplan von Olympia 2022)

Negatives Bild von Tutberidze überwiegt

Doch für ihre fragwürdigen Methoden war sie zuletzt auch in Russland in den Mittelpunkt gerückt, als der Hashtag #shameonTutberidze trendete.

Die aktuellen Doping-Vorwürfe gegenüber ihres aktuellen Schützlings Walijewa hatte Tutberidze zuletzt vehement zurückgewiesen. „Ich will betonen, dass ich absolut sicher bin, dass Kamila unschuldig und sauber ist“, wurde die Russin vom Guardian zitiert. Auch das schmälerte die Kritik an ihrer Person natürlich nicht.

So bleibt es am Ende dabei, dass trotz der Erfolge ein anderes Bild von Tutberidze überwiegt. Nämlich das der hart gesottenen Trainerin, die ihre Schützlinge in „Fließband“-Manier für kurze Zeit an die Spitze katapultiert - und dabei keine Rücksicht auf Gefühle nimmt.

Nach 28 Jahren hat „Eishexe“ Tonya Harding offenbar eine würdige Nachfolgerin gefunden. Die US-Amerikanerin ließ seinerzeit ihre Rivalin Nancy Kerrigan per Eisenstange am Knie verletzen, die eiskalte Tutberidze vernichtete ihre Läuferin Walijewa: Mit Verachtung im Blick und vor allem mit verletzenden Worten.

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