Die elfjährige Schwimmerin Yu Zidi hat für großes Aufsehen bei den chinesischen Schwimm-Meisterschaften gesorgt. Mit einer Zeit von 4:40,97 Minuten über 400 Meter Lagen wurde die Chinesin Zweite und schwamm rund sieben Sekunden schneller als die deutsche Meisterin Noelle Benkler (16). Doch die Leistung warf zugleich Fragen auf. Schließlich gilt der chinesische Schwimmsport nicht erst seit den jüngsten Enthüllungen als Doping-belastet.

Auf Nachfrage erklärte Dopingexperte Fritz Sörgel SPORT1: „Die Trainingsbedingungen und -methoden in China sind extrem hart, die Leute werden richtiggehend ausgequetscht und deswegen will ich gar nicht sagen, dass keine großen Leistungen erzielt werden können.“ Allerdings ergänzte der 74-Jährige: „Aber wie diese Leistung von einer Elfjährigen ohne Doping zu erklären sein soll, bleibt gerade wegen des kürzlich ins Zwielicht geratenen fehlenden kompromisslosen Anti-Dopingkampfes in China nebulös.“

Nur 18-Jährige ist schneller als Wunderkind

Erst im April hatten ARD, New York Times und Daily Telegraph aufgedeckt, dass 23 chinesische Schwimmerinnen und Schwimmer vor Olympia 2021 in Tokio positiv auf die verbotene Substanz Trimetazidin (TMZ) getestet, aber nicht bestraft wurden. Eine von ihnen, die 18 Jahre alte Yu Yiting, war die einzige Kontrahentin, der Yu Zidi über 400 Meter Lagen bei den chinesischen Schwimm-Meisterschaften den Vortritt lassen musste.

Wie beeindruckend Yu Zidis Zeit allerdings ist, zeigt erst der Vergleich mit der Siegerzeit bei den Deutschen Meisterschaften Ende April. Siegerin Benkler gewann in Berlin mit einer Zeit von 4:48,07 Minuten und war damit über sieben Sekunden langsamer als das chinesische Wunderkind.

Supertalent verpasst Olympia-Norm nur knapp

Yu Zidi, die in Shenzhen über unfassbare zehn unterschiedliche Distanzen an den Start gegangen ist, verpasste mit ihrer Lagen-Zeit allerdings die Olympia-Norm für Paris - wenn auch nur knapp um 2,5 Sekunden. Bei den Olympischen Spielen Los Angeles in vier Jahren sollte das im Jahr 2012 geborene Supertalent dann aber am Start sein, wenn ihre Entwicklung so weiter läuft wie bisher.