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Warum eine deutsche Tennis-Legende immer noch spielt

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Warum eine deutsche Tennis-Legende immer noch spielt

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„Warum mache ich das noch?“

Die deutsche Tennis-Legende Tommy Haas hat vom Wettkampfgeschehen noch nicht genug. Bei SPORT1 spricht der 45-Jährige über seine Teilnahme an der Herren-30-Bundesliga und ordnet Alexander Zverevs Chancen bei den French Open ein.
Beim Tennisgiganten Novak Djokovic werden sehr hohe Maßstäbe gesetzt. Doch dass ein Halbfinal-Aus bei den Australian Open als Versagen dargestellt wird, findet die deutsche Legende Tommy Haas übertrieben.
Benjamin Bauer
Benjamin Bauer
Die deutsche Tennis-Legende Tommy Haas hat vom Wettkampfgeschehen noch nicht genug. Bei SPORT1 spricht der 45-Jährige über seine Teilnahme an der Herren-30-Bundesliga und ordnet Alexander Zverevs Chancen bei den French Open ein.

Die deutsche Tennis-Legende Tommy Haas schlägt wieder wettkampfmäßig auf. Die ehemalige Nummer zwei der Welt geht wie bereits in den drei vergangenen Jahren für den Münchner Vorort-Klub TC Großhesselohe in der Bundesliga Süd der Herren 30 an den Start.

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Am vergangenen Wochenende trat der 45-Jährige im Rahmen des ersten Spieltags an Position eins gegen den TC Bad Homburg an. Auch wenn Haas sein Duell gegen André Stenger mit 6:1 und 6:1 gewann, musste sich Großhesselohe am Ende geschlagen geben.

Zuvor sprach Haas, der auch Turnierdirektor von Indian Wells ist, bei SPORT1 über die Hintergründe seiner Teilnahme, die anstehenden French Open sowie die Zukunft des Sports.

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SPORT1: Herr Haas, warum Herren-30-Bundesliga - ist der Ehrgeiz noch so sehr da?

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Tommy Haas: Ja, der Ehrgeiz ist schon noch da. Mittlerweile ist es aber auch eine Freundschaft geworden mit vielen von den Spielern. Die Beziehung hat schon eine sehr lange Geschichte. Ich habe damals 1995 Bundesliga gespielt, also schon eine ganze Weile her. Ich bin im Sommer immer ein bisschen länger hier und versuche meine Eltern, Schwestern und ein paar alte Freunde zu besuchen. Deswegen lohnt sich das und es passt immer ganz gut rein in meinen Kalender. Und klar, es ist natürlich noch immer so ein gewisser Reiz da. Wie spielt man in gewissem Alter? Kann man sich noch einigermaßen fit halten? Während dem Match fragt man sich dann oft: Warum mache ich das noch? Aber diese Emotionen und die Berg- und Talfahrt, die bekommt man ja wirklich nirgendwo anders mehr, außer im Sport.

Tennis-Legende: „Es ist schwieriger geworden“

SPORT1: Wie viel Prozent sind vom besten Haas noch da? Oder fällt das Aufstehen morgens doch schon etwas schwer?

Haas: Ja, es ist schwieriger geworden. Leider. Ich glaube, da müsste man ein bisschen mehr oder intensiver trainieren, was auch einen Physio angeht. Wenn man sich dann nicht mehr so bewegen kann oder nicht mehr so rotieren kann und die Muskeln nicht mehr so sind, wie sie früher mal waren, oder wie man es gewohnt war, dann kommt auch nicht mehr so viel aus dem Schlag raus. Da muss man versuchen, irgendwie andere Mittel zu finden, um Punkte zu gewinnen. Das ist dann auch das Frustrierende an der ganzen Sache. Auf der anderen Seite: Jedes Mal, wenn man da rausgeht und sich eine Stunde bewegt und ein bisschen schwitzt, ist es immer positiv und gesund für den Körper. Das motiviert dann wieder, sich zu versuchen, fit zu halten.

SPORT1: Ein Blick nach vorne zu den French Open: Die Favoriten straucheln oder sind angeschlagen. Wer wird gewinnen?

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Haas: In diesem Jahr könnte es mal ein ganz anderer werden, wobei es immer sechs, sieben oder acht Spieler sind, von denen wir reden. Ich bin gespannt, wie sich ein Alcaraz mit seiner Armverletzung schlägt, das Gleiche gilt für Sinner mit seiner Hüfte. Das sind natürlich alles Kleinigkeiten, bei denen man nie weiß, ob sie besser oder schlimmer werden. Auch ein Djokovic, den man auf der Tour bisher noch nicht gesehen hat. Da geht es drunter und drüber. Rafael Nadal wird natürlich gefeiert und es wird schön sein, ihn in Paris nochmal zu sehen. Auch wenn er in den letzten Wochen gut gespielt hat, sieht man, dass er einen Schritt zu langsam ist und mit dem Körper hadert. Sonst hat man die typischen Favoriten wie Zverev, Tsitsipas und Ruud, vielleicht kann auch ein Rune wieder durchgehen. Mal schauen, ob Medvedev weiter kommt.

Tommy Haas (r.) traf in seiner Karriere ein ums andere Mal auf Novak Djokovic
Tommy Haas (r.) traf in seiner Karriere ein ums andere Mal auf Novak Djokovic

SPORT1: Was fehlt Zverev noch zum Grand-Slam-Sieg? Oder sind die anderen zu stark?

Haas: Nein, glaube ich gar nicht. Es gehört auch das gewisse Quäntchen Glück dazu. Er war ja schon mal ganz nah dran gegen Dominic Thiem damals bei den US Open. Ich denke aber, dass Alexander sicherlich nach wie vor das Zeug hat, ein Spieler zu sein, der einen Grand Slam gewinnen kann. Klar hat man Alcaraz und Sinner, bei denen man denkt: Wenn die beiden ihr bestes Tennis spielen, sind sie im Moment unantastbar. Bei Alcaraz weiß man nie so genau, was er auspackt. Es ist für ihn ganz schwer, konstantes Tennis zu spielen. Und Sinner ist einfach abgehärtet und abgebrüht, der spielt sein Spiel runter. Dann gibt es noch Medvedev, der in Zverevs Kopf ist nach den letzten Spielen. Bei Ruud weiß man es auch nicht so ganz genau, der spielt bei den French Open immer sehr, sehr stark. Aber das sind alles machbare Aufgaben – und so, wie er momentan spielt und selbst wieder Selbstvertrauen getankt hat in Rom, geht er bestimmt als einer der Favoriten in die French Open rein.

SPORT1: Hat Nadal in Frankreich mit dem Best-of-Five einen Nachteil und damit bei Olympia mit den Best-of-Three sogar mehr Chancen?

Haas: Das ist schwer zu sagen. Ich habe ihn in Indian Wells gesehen, da hat er mit seinen Bachmuskelzerrungen gehadert und dadurch nicht richtig aufschlagen können. Er schleppt das schon lange mit sich herum und hat dadurch in letzter Zeit nicht viele Spiele gespielt. Es ist eine harte Zeit. Ich kenne mich damit ganz gut aus, wie es ist, wenn man mal ein Jahr raus ist und dann wieder reinkommen will. Wenn man älter wird, wird es immer schwerer. Und natürlich ist Best-of-Five nicht so einfach. Aber einen Nadal darf man gerade bei den French Open nie ganz vergessen.

„Es gibt immer Kleinigkeiten, an denen man versucht zu arbeiten“

SPORT1: Als Turnierdirektor von Indian Wells ist es wichtig für Sie, dass das Interesse am Tennis groß bleibt. Wie steht es um die Attraktivität des Sports? Ist Tennis noch zeitgemäß oder braucht es Änderungen?

Haas: Tennis befindet sich generell in einer sehr guten Lage. Bei jedem Turnier gibt es eigentlich mehr Zuschauer als je zuvor, es ist eine der beliebtesten Sportarten weltweit. Tennis ist bei den Frauen ja sowieso die Sportart schlechthin. Klar gibt es immer viel Gerede, in welche Richtung es geht. Die Saudis versuchen überall irgendwie reinzukommen. Da weiß ich, dass es viele Gespräche im Hintergrund gibt, aber noch keine konkreten Pläne. Hoffentlich wird es so, dass es dem Tennissport guttut. Klar gibt es auch Gespräche, ob man was verändert vom Spielstand her oder, ob man mal das Netz beim Aufschlag rausnimmt und einfach weiterspielt. Außerdem das Electronic Line Calling und kein Vorteil mehr.

Was sich im Vergleich zu meiner Zeit verändert hat, ist die Kraft der Spieler. Damals war ich mit meinen 1,87 Metern noch einer der Großen, mittlerweile wäre ich einer der Kleineren. Jeder ist topfit, jeder prügelt auf die Bälle drauf. Und deswegen ist einer wie Alcaraz ganz wichtig, der das ein bisschen aufteilt und ein Allround-Spieler ist. Aber es ist schwer, so ein Spiel zu spielen heutzutage: Wenn man gegen einen Sinner antritt, dann kommt man gar nicht mehr zum Spielen, wenn er das Spiel diktiert. Es wird immer in die Richtung stärker, kräftiger, besser gehen - und noch fitter sein und noch mehr draufschlagen auf die Bälle.

Tommy Haas zeigt sich voller Vorfreude auf das diesjährige ATP Masters 1000-Turnier in Indian Wells. Der Turnierdirektor erwartet einen spannenden Kampf um den Titel und sieht viele Mitfavoriten.
01:16
Tommy Haas vor Indian Wells: "Spielerfeld ist unglaublich"

SPORT1: Welche Anpassungen sollte man unbedingt mal ausprobieren?

Haas: Es gibt zwei Sachen, die ich ändern würde. Wenn du den Ball beim Aufschlag hochwirfst, ihn wieder fängst und ‚Sorry‘ sagst, ist das in meinen Augen ein Fehler. Entweder du spielst den Aufschlag oder du spielst ihn nicht. Und ich würde gerne sehen, dass sie das Netz rausnehmen. Wenn einer aufschlägt und das Netz trifft, würde ich einfach sagen: weiterspielen.

Wildcard für Thiem? „Hätten sie ihm gerne gegeben“

SPORT1: Dominic Thiem hat keine Wildcard für die French Open bekommen. Nun scheiterte er bei seinem letzten Auftritt bereits in der Qualifikation. Haben Sie für ihn eine Wildcard für Indian Wells?

Haas: Ja, ich habe ihm eine angeboten. Aber er wollte leider ein paar Challengers in Europa spielen. Er hat die Indian Wells 2019 gewonnen und ich bin ein Fan von seinem Spiel. Wir hätten sie ihm gerne gegeben, aber er hat abgelehnt. Ich weiß nicht, ob die Wildcards in Paris schon alle an die Franzosen abgegeben waren, bevor Thiem angefragt hat. Im Normalfall müsste er, gerade bei den French Open, wo er zwei Mal das Finale erreicht hat, eine Wildcard für das Hauptfeld bekommen.