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Alexander Zverev: Ausraster mit Folgen - was macht die ATP?

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Alexander Zverev: Ausraster mit Folgen - was macht die ATP?

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So hart könnte es Zverev treffen

Alexander Zverev markiert mit seinem Ausraster einen neuen Image-Tiefpunkt. Dabei wirkte der Tennis-Star auf dem richtigen Weg. SPORT1 sucht Antworten auf die Fragen nach den Gründen.
Deutschlands Tennisstar Alexander Zverev kommt nicht raus aus den Negativschlagzeilen
Deutschlands Tennisstar Alexander Zverev kommt nicht raus aus den Negativschlagzeilen
© Imago
cpaschwitz
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Hinterher war es ihm schrecklich unangenehm, zeigte sich Alexander Zverev von sich selbst entsetzt.

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Die Bilder, wie er wild fluchend auf Schiedsrichter Alessandro Germani zumarschierte und dann immer wieder mit voller Wucht sein Racket gegen den Hochstuhl des Italieners schlug, ließen Deutschlands besten Tennisspieler zerknittert zu Kreuze kriechen.

„Es ist schwer in Worte zu fassen, wie sehr ich mein Verhalten während und nach dem gestrigen Doppel bereue“, schrieb Zverev in den Sozialen Medien, nachdem er von der ATP für den restlichen Turnierverlauf in Acapulco disqualifiziert worden war.

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Er habe sich „privat beim Stuhlschiedsrichter entschuldigt, weil mein Ausbruch ihm gegenüber falsch und inakzeptabel war, und ich bin nur von mir selbst enttäuscht“, führte der 24-Jährige weiter aus.

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Zverev entschuldigt sich nach Ausraster

Aber wie geht es nun weiter für Zverev? Intern dürfte sich der erwartbar folgenreiche Ausraster des Weltranglisten-Dritten jedenfalls keineswegs so einfach aus der Welt schaffen lassen.

Was bleibt dauerhaft hängen? Und neben Sanktionen und formaler Ahndung drängen sich vor allem Fragen zur Ursache des Eklats auf. (REAKTIONEN: Wut und Entsetzen nach Zverev-Eklat)

Wie war Zverev in das Turnier gegangen?

Zverev hatte zuletzt merklich Wert auf eine verbesserte Außendarstellung gelegt - und war dabei durchaus erfolgreich.

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Die Zeiten, in denen der einstige US-Open-Finalist regelmäßig seine Schläger zerhackte oder auch seinen Vater wüst beschimpfte wie beim ATP Cup 2020 schienen vorbei. (NEWS: Alles zum Tennis)

An ein höchst erfolgreiches zweites Halbjahr 2021 mit dem Triumph in Tokio und dem Sieg bei den ATP Finals in Turin wollte der Olympiasieger und Sportler des Jahres nahtlos in diesem Frühjahr anknüpfen.

Zuletzt mehrfach von Freundin Sophia Thomalla zu den Turnieren begleitet, wirkte Zverev auch privat tiefenentspannt und in sich ruhend - in deutschen TV-Abendshows trat das Paar gemeinsam auf, Zverev machte sich das gekonnt für eine Charme-Offensive zunutze. (BOULEVARD-NEWS: Alles zur SPORT1-VIP-Loge)

Bei Tennis-Matches feuerte Thomalla vom Spielfeldrand Zverev an, erlebte nun aber auch den unschönen Gang der Dinge in Acapulco, nachdem die Influencerin und Moderatorin in den vergangenen Tagen noch Eindrücke vom gemeinsamen Mexiko-Trip bei Instagram gepostet hatte.

Freundin  Sophia Thomalla begleitete Tennis-Star Alexander Zverev zuletzt immer wieder bei dessen Turnieren
Freundin Sophia Thomalla begleitete Tennis-Star Alexander Zverev zuletzt immer wieder bei dessen Turnieren

Ambitionen groß - Erwartungsdruck bei Zverev zu groß?

Der Ausraster passt indes auch ein Stück weit ins Bild des Zverev‘schen Fehlstarts ins Jahr 2022, das doch von dem lang ersehnten Triumph bei einem Grand-Slam-Turnier gekrönt werden soll.

Rückblende: Bei den Australian Open scheiterte der Aufschlag-Hüne nach einer irritierenden Leistung schon im Achtelfinale am Kanadier Denis Shapovalov. Und in Acapulco war Zverev - als Titelverteidiger - bei seinem Erstrundensieg gegen Jenson Brooksby (USA) spielerisch ebenso vieles schuldig geblieben. (Kalender der ATP-Saison 2022)

Das Rätsel Zverev - bemerkenswert trotzdem: Das erst um 4.55 Uhr Ortszeit zu Ende gegangene Match markierte am Ende einen Weltrekord - noch nie zuvor war ein Match auf Tour-Level so spät vollendet worden.

Doch Zverev zog daraus mitnichten eine Motivationsspritze für das Doppel-Match an der Seite von Marcelo Melo (Brasilien) - ganz im Gegenteil.

War Zverev nicht ausgeruht und aus Müdigkeit gereizt?

Ist das verwunderlich? Dirk Hordorff gab hierzu zu bedenken, ob für Zverev nach der historischen Nachtschicht nicht auch so etwas wie „mildernde Umstände“ gelten müsste.

Dass die Partie mit Kumpel Melo, die Zverev offenbar viel bedeutete, am Abend desselben Tages stieg, nannte der Vizepräsident des Deutschen Tennis Bundes (DTB) ein „Unding“. Die Disqualifikation sei zwar durchaus streng zu werten, so Hordorff, „ich will sie nicht anzweifeln.“

Jedoch seien auch „viele Spieler schon weniger hart bestraft worden“, nahm der DTB-Boss Zverev gewissermaßen in Schutz. Mehr noch: Generell würden Spieler mit „Ecken und Kanten“ und „ein wenig Rebellentum“ dem Tennis gut tun.

2 nach 10: Ausraster von Alexander Zverev beim ATP Turnier: Er lernt nie dazu
05:08
Skandal um Zverev: "Risiko für seine Karriere"

Wer hält jetzt noch zu Zverev?

Der langjährige Funktionär will folglich „nicht den Stab über ihn brechen. Mir gefällt der Junge, er hat viel Temperament.“ Einig war sich Hordorff aber darin, dass „es Regeln des Tennis und auch des Anstands“ gebe, „und da muss er sich als Profi im Zaum halten“.

Bemerkenswert: Während Superstar Novak Djokovic, sonst auch kein Kind von Traurigkeit, die Meinung vertrat, „die Disqualifikationsentscheidung war nicht zu harsch“ und „unter diesen Umständen richtig“, zeigte sich Moritz Fürste mit Zverev solidarisch.

Der ehemalige Hockey-Nationalspieler und zweimalige Olympiasieger lobte Zverev auf Instagram für dessen Statement nach dem Eklat: „Eine gute Reaktion und klare Stellungnahme. Alle wünschen sich doch immer echte Emotionen - hier sind sie. Natürlich darf das so nicht passieren - die Entschuldigung ist wichtig. Mehr daraus zu machen, ist jetzt aber auch Quatsch!“

ATP schweigt - Sponsor reagiert

Dass es aber weitere Konsequenzen geben wird, erscheint nur zwangsläufig - allein das Ausmaß ist unklar.

Hart träfe Zverev ein Startverbot beim nächsten geplanten Start beim Masters-1000-Event in Indian Wells - was keineswegs auszuschließen ist.

Tennisnet.com schrieb, der Ausraster könnte als sogenannter „major incident“ gewertet und einen längeren Ausschluss vom Turnier-Geschehen nach sich ziehen.

Zur Erinnerung: Australiens Rüpel-Spieler Nick Kyrgios war beispielsweise 2019 allein wegen Beleidigungen und Wutausbrüchen gegen einen Schiedsrichter für 16 Wochen gesperrt und anschließend mit 113.000 US-Dollar zur Kasse gebeten worden.

Eine Geldstrafe dürfte es für Zverev so oder geben - doch auch hier behält sich die ATP eine Entscheidung noch vor, verweigerte am Mittwoch ein klares Statement. (Die ATP-Weltrangliste)

Zverevs Sponsor adidas kündigte indes Redebedarf mit dem Hamburger an. „Grundsätzlich distanzieren wir uns von respektlosem, unsportlichem Verhalten“, teilte adidas-Sprecher Oliver Brüggen mit, „und erwarten von unseren Partner und Partnerinnen die gleiche Haltung.“

Welcher Image-Schaden bleibt Zverev?

Es dürfte lange dauern, bis Zverev das durch den Kontrollverlust abermals stark ramponierte Image wieder halbwegs aufpoliert haben wird.

Boris Beckers früherer Manager Ion Tiriac hatte das einst so formuliert: Man könne sich lange Zeit, über viele Jahre, Respekt und Anerkennung aufbauen, „aber du kannst alles mit einem Fehler zerstören. An einem Tag.“

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)