Viele hatten mit einem Wechsel zum FC Bayern München gerechnet, am Ende schien ein Verbleib beim VfB Stuttgart unausweichlich. Doch seit Donnerstagabend zeichnet sich ab, dass Nick Woltemade seine Karriere in England fortsetzen wird.
Protokoll des Woltemade-Pokers: Vieles, was gesagt wurde, erscheint jetzt in neuem Licht
Das Hin und Her um Nick Woltemade
Der deutsche Stürmer steht kurz vor einem Wechsel zu Newcastle United. Der gebürtige Bremer ist bereits im Norden Englands gelandet, der VfB Stuttgart bestätigte, Woltemade aufgrund von Transfergesprächen freigestellt zu haben.
Wehrle bestätigte Woltemade-Verbleib in Stuttgart
Dass der Stürmer nach jüngsten Aussagen der Schwaben nun doch noch wechselt, kommt durchaus überraschend. Der VfB betonte immer wieder, fest mit Woltemade für die Saison 2025/26 zu planen. VfB-Boss Alexander Wehrle teilte erst kürzlich mit, dass der 23-Jährige die Schwaben in diesem Sommer nicht verlassen wird. „Jetzt geht gar nichts mehr“, so Wehrle in der Sendung Bild Sport bei Welt.
Der bevorstehende Wechsel nach England ist das finale Kapitel eines Transfersommers, in dem es zahlreiche Wendungen um die Person Nick Woltemade gab. Ein Sommer, in dem viele Aussagen zum 23-Jährigen getroffen wurden, die sich schlussendlich nicht bewahrheiten sollten.
Woltemade weckt das Interesse der Bayern
4. Juni: Nick Woltemade spielt erstmals für die Nationalmannschaft. Es ist die Belohnung für eine sehr starke Rückrunde beim VfB Stuttgart.
12. Juni: Woltemade trifft beim Auftakt der U21-EM gleich dreimal und unterstreicht seine Ambitionen mit Nachdruck.
20. Juni: Woltemades starke Leistungen bleiben anderen Vereinen nicht verborgen. Stuttgarts Vorstandschef Alexander Wehrle betont dennoch, dass der VfB weiter fest mit Woltemade plane. „Wir gehen mit Nick in die nächste Saison. Punkt!“, sagt er der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten.
24. Juni: Bayern Münchens Aleksandar Pavlovic sagt öffentlich, er würde sich über einen Wechsel Woltemades zum Rekordmeister freuen. Verschiedene Medien berichten mittlerweile, dass die Bayern an Woltemade interessiert seien.
25. Juni: Woltemade führt die U21 mit der nächsten starken Vorstellung ins EM-Finale.
Woltemade-Einigung mit Bayern wird öffentlich
26. Juni: Der erste große Paukenschlag richtet die Aufmerksamkeit aller auf Woltemades Zukunft: Sky und Bild berichten, Bayern München und er seien sich über einen Wechsel einig. Woltemade habe den VfB informiert, dass er zu den Bayern wolle. Die Vorbereitungen der U21 aufs EM-Finale sind gestört.
27. Juni: Stuttgarts Sportvorstand Fabian Wohlgemuth nimmt die angebliche Einigung zwischen den Bayern und Woltemade gelassen zur Kenntnis. Wie eine Woche zuvor Wehrle betont Wohlgemuth, dass der VfB „fest“ mit Woltemade plane. „Dazu gibt es kein alternatives Planungsszenario“, sagt er der Bild-Zeitung.
28. Juni: Die U21 verliert das EM-Finale gegen England, Woltemade bleibt beim 2:3 blass. U21-Trainer Antonio Di Salvo sagt, der Wirbel um Woltemade sei nicht entscheidend für die Niederlage gewesen: „Die ganzen Nebengeräusche waren nicht optimal, aber nicht der Grund, warum wir das Spiel verloren haben.“
29. Juni: Sportvorstand Max Eberl bestätigt am Rande der Klub-WM in den USA das Interesse des FC Bayern an Woltemade. „Wir wollen den Kader für die nächsten Jahre aufstellen. Da ist Nick Woltemade mit seiner Entwicklung definitiv ein Spieler, über den wir nachdenken“, sagt Eberl. Er wolle nun „schauen, was möglich ist“. Die öffentlich diskutierte Ablösesumme von angeblich bis zu 100 Millionen Euro kommentiert Eberl nicht konkret, er sagt aber: „Bayern München wird keine Mondpreise bezahlen für Spieler.“ Bayern-Patron Uli Hoeneß wütet derweil im Kicker über Rekordnationalspieler Lothar Matthäus, weil der für Woltemade eine Ablöse von 80 bis 100 Millionen Euro ins Gespräch bringt: „Lothar Matthäus hat nicht alle Tassen im Schrank!“
„Ist Nick Woltemade 80 Millionen wert?“
30. Juni: Nach dem Achtelfinalsieg hadert Eberl mit dem Status quo des Woltemade-Pokers: „Wenn’s in der Öffentlichkeit verhandelt wird, wird es meistens nicht zu einem guten Ergebnis führen.“ Er bekräftigt mit einer rhetorischen Frage seinen Willen, sich nicht zu Verrücktheiten „treiben zu lassen“: „Ist Nick Woltemade 80 Millionen wert?“, fragt er die anwesenden Reporter - und nickt, als die verneinen.
Eberl zeigt sich zuversichtlich, dass der VfB Bayern „nicht über den Tisch ziehen“ wolle: „Dafür ist unser Verhältnis viel zu gut.“ Und: „Nick Woltemade ist ein superintelligenter Junge. Es würde ihm auch nicht gefallen, wenn es ihm verbaut werden würde, mit einer astronomischen Summe.“
Stuttgart lehnt mehrfach ab
2. Juli: DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig übt Kritik an den Bayern, weil deren Interesse an Woltemade kurz vor dem EM-Finale publik wurde. Dies sei vom „Zeitpunkt her suboptimal“ gewesen.
11. Juli: Die Bayern unterbreiten dem VfB wohl ein erstes Angebot für Woltemade, das bei 40 Millionen Euro liegen soll. Stuttgart lehnt ab.
16. Juli: Auch eine zweite Offerte über angeblich 50 Millionen Euro und weitere fünf als mögliche Boni reichen den Stuttgartern nicht. Medienberichten zufolge wird auch dieses Angebot direkt abgelehnt.
28. Juli: Der VfB beginnt am Tegernsee die Saisonvorbereitung - mit Woltemade. Seine meist steinerne Miene sorgt für Getuschel. Wohlgemuth sagt zum Stand der Dinge: „Wir haben das öffentlich deutlich und klar genug ausgedrückt, daran hat sich nichts geändert. Nick wird mit sehr, sehr großer Wahrscheinlichkeit auch zu unserem Kader in dieser Saison gehören.“
Eberl: „Sache ist vom Tisch“
8. August: Die Bayern legen das Thema Nick Woltemade vorerst ad acta. „Stuttgart hat nicht signalisiert, reden zu wollen. Damit ist die Sache für uns vom Tisch“, sagt Eberl.
12. August: Wehrle setzt den Bayern ein Ultimatum. Bis zum Supercup vier Tage später soll alles geklärt sein. Die Bayern verbessern ihr Angebot noch einmal auf 60 Millionen Euro plus Boni und Weiterverkaufsbeteiligung - der VfB lehnt erneut ab. Der Versuch Woltemades den Bayern beim Thema Prämien entgegenzukommen, schlägt keine Brücke. „Woltemade und sein Umfeld fühlen sich inzwischen sowohl vom VfB Stuttgart als auch vom FC Bayern im Stich gelassen“, berichtet SPORT1 zwei Tage später.
VfB-Boss: “Woltemade spielt nächste Saison beim VfB"
16. August: Wehrle erteilt den Bayern eine Absage vor dem Anpfiff des Supercup-Duells. „Nick Woltemade spielt nächste Saison beim VfB Stuttgart, die Akte ist geschlossen. Das weiß auch Bayern München“, sagt er.
17. August: Im SPORT1-Doppelpass befindet Stefan Effenberg, dass der vermeintlich endgültige Ausgang des Woltemade-Pokers gut für alle sei: „Für seine Entwicklung und für das, was er ja auch vorhat, nämlich die WM im nächsten Jahr, wäre es sinnvoller beim VfB Stuttgart zu bleiben. Der VfB Stuttgart hat Ansprüche, hat Ziele und dafür brauchen sie Woltemade. Das ist überhaupt keine Frage.“ Auch für Bayern sei der geplatzte Deal kein Drama: „Es spricht doch überhaupt nichts dagegen, diese Entscheidung um ein Jahr zu vertagen. Das läuft ja nicht weg. Er hat noch zehn Jahre vor sich, sprich zwei oder vielleicht drei Verträge.
23. August: VfB-Sportvorstand Wohlgemuth bekräftigt im Sky-Interview vor dem ersten Saisonspiel gegen Union Berlin nochmal, dass der Fall Woltemade erledigt sei: „Ich glaube, dass das Thema Woltemade auch mit ein bisschen Langeweile begleitet wird. Das Thema wurde hundertmal, tausendmal verschriftlicht, vertont, ausgequetscht. Ich glaube, das können wir der Öffentlichkeit irgendwann nicht mehr zumuten, deswegen sollten wir jetzt einen Strich unter das Thema machen und an die Arbeit zurückgehen.“
27. August: Bundestrainer Julian Nagelsmann kritisiert den öffentlichen Poker zwischen den Bayern und dem VfB. Im Gezerre gebe es keine Gewinner. Dies sei für den Spieler schlecht und für die Vereine schlecht.
28. August: Aus dem Nichts berichtet Sky, dass Woltemade unmittelbar vor einem Wechsel zu Newcastle United stehe. Die Vereine seien sich einig, es würden 85 Millionen Euro plus fünf Millionen an möglichen Zusatzzahlungen fällig werden. Der Medizincheck soll am 29. August anstehen. Der VfB bestätigt, dass Woltemade für Gespräche freigestellt ist.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)