Die Karriere von Russell Westbrook verlief in den vergangenen Jahren durchaus turbulent, ja geradezu paradox.
NBA: Westbrook zu den Clippers - letzte Chance einer einstigen Basketball-Attraktion
Der teuerste Wandervogel der Welt
Seit 2019 spielte der einstige MVP der NBA für vier verschiedene Teams, mit den LA Clippers kommt nun ein fünftes dazu. Davor hatte der streitbare Spielmacher zwölf Saisons bei ein und demselben Team verbracht, den Oklahoma City Thunder, und dort auch seine stärkste Phase gehabt. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der NBA)
Doch mit dem Abschied dort verlor nicht nur sein Karriereverlauf an Konstanz, sondern auch sein Spiel. Brach Westbrook bei OKC noch einen Rekord nach dem anderen - zumeist hatten diese mit Triple-Doubles zu tun - verkam er bei seinen weiteren Stationen immer mehr zum Ergänzungsspieler.
Das Paradoxe daran: Sein Gehalt wuchs von Jahr zu Jahr. Und auch jetzt als 34-Jähriger bekommt er noch ein Grundsalär von gut 47 Millionen Dollar.
Dass Westbrook so viel Geld wert ist, konnte er zuletzt allerdings nicht mehr wirklich unter Beweis stellen. Bei den Los Angeles Lakers war er in der vergangenen Saison noch Starter, absolvierte alle 78 Spiele von Anfang an. (NEWS: Lakers werden Westbrook los)
Westbrook-Shooting noch schlechter
In der laufenden Regular Season stand der Point Guard nur noch drei Mal in der Starting Five. Auch seine anderen Werte sind zurückgegangen, insbesondere die Wurfquote aus dem Feld ist mit 41,7 Prozent äußert dürftig.
Die 65,5 Prozent von der Freiwurflinie bedeuten sogar seine schlechteste Ausbeute seit Karrierebeginn in der NBA.
In seiner besten Saison 2016/17, als er durchschnittlich ein Triple-Double auflegte und mit 42 „dreifachen Doppeln“ einen neuen Rekord markierte, lag die Quote noch bei 84,5 Prozent. Ein guter Dreierwerfer war Westbrook ohnehin noch nie.
Die Lakers konnten es daher gar nicht erwarten, einen Trade einzufädeln, mit dem sie Westbrook nach Utah verschiffen konnten. Die ohne Playoff-Ambitionen spielenden Jazz hatten sowieso keinen Bedarf, weshalb beide Seiten an einem Buyout bastelten.
Clippers planen mit Westbrook als Starter
Wie NBA-Insider Adrian Wojnarowski vorab berichtete, schließt sich der 34-Jährige nun den Los Angeles Clippers an. Doch was erhoffen sich die Clippers von dem athletischen Spieler?
Wie von zumeist gut unterrichteten Journalisten aus den USA hört, plant die Franchise aus L.A. Westbrook - wenn auch nicht sofort - als Starting Point Guard ein. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur NBA)
Ein klassischer Spielmacher mit dem den Titelambitionen genügenden Niveau fehlt im Kader des Teams von Trainer Tyronn Lue. Bones Hyland und Jason Preston sind mit ihren 22 beziehungsweise 23 Jahren noch zu unerfahren.
Zuletzt durfte Shooting Guard Terance Mann auf der Eins ran, auch Superstar Paul George dirigierte bisweilen. Doch die 1A-Lösung soll Westbrook sein. Er soll möglichst seine Qualitäten als Passgeber und Rebounder einsetzen und sich als Werfer zurücknehmen.
Westbrook bei Wizards, Rockets und Lakers gescheitert
Diesen Plan hatten allerdings auch schon die Lakers. Und zuvor die Washington Wizards, ebenso die Houston Rockets, wo der Dunking-Spezialist 2019 hingewechselt war. Überall scheiterte das Vorhaben, auch weil seine Defense zu wünschen übrig lässt.
Was noch viel wichtiger ist: Westbrook hat - wenn er sein Spiel ein wenig anpasst - das Potenzial, die starke Mannschaft um die Superstars George und Kawhi Leonard zu verbessern.
Dazu muss er jedoch einsehen, dass nicht er derjenige ist, auf den das Spiel der Clippers ausgerichtet ist.
Bei seinen vergangenen Stationen machte Westbrook immer wieder den Fehler, zu oft zum Korb zu ziehen, aus schlechten Positionen zu werfen und Fouls trotz seiner miserablen Freiwurfausbeute zu provozieren.
Den Beweis, dass er einem Team mit Sinn und Verstand Struktur im Angriff verleihen kann, ist er ohnehin bisher schuldig geblieben.
Die Clippers haben - wie viele Teams vor ihnen - trotzdem die Hoffnung, dass diesmal alles anders wird und der 34-Jährige das fehlende Puzzleteil im Rennen um den NBA-Titel ist. (DATEN: Alle Tabellen der NBA)
Es wäre auch seine erste Meisterschaft. Die Chance bei den Clippers dürfte seine letzte sein. Ansonsten droht Westbrooks Absturz vom Mittelmaß in die Bedeutungslosigkeit.