Mit noch etwas mehr als zehn Sekunden auf der Uhr sah sich Dennis Schröder dem ehemaligen Lakers-Profi Talen Horton-Tucker gegenüber. Der Guard der Utah Jazz trug den letzten Angriff der Begegnung vor und verpasste mit einem Wurf aus der Mitteldistanz den Ausgleich - auch, weil Schröder ihm diesen mit guter Verteidigung äußerst schwer machte.
NBA: Irre Entwicklung - Lakers plötzlich wieder Titelkandidat?
Von der Lachnummer zum Titelkandidaten
Am Ende feierten die Los Angeles Lakers einen wichtigen 135:133-Sieg über die Jazz und setzten ihren Lauf im Rennen um die Playoff-Plätze fort. Mit sieben Siegen aus den letzten acht Partien sind die Kalifornier derzeit das heißeste Team der Liga und schielen nach monatelanger Schwächephase nun sogar auf eine Top-6-Platzierung im Westen - die eine direkte Qualifikation für die erste Playoff-Runde bedeuten würde.
Diese können die Lakers, die derzeit mit einer Bilanz von 41-38 auf Platz sieben stehen, sogar aus eigener Kraft erreichen, sollten die letzten drei Spiele der Regular Season allesamt gewonnen werden. Ein Szenario, das lange Zeit quasi ausgeschlossen schien.
LeBron und Davis liefern ab
Erst Recht äußerten sich diese Zweifel nach der Verletzung von Superstar LeBron James, der sich beim Sieg über Dallas Ende Februar am Fuß verletzte und rund vier Wochen ausfiel.
Von einer direkten Playoff-Qualifikation sprach bei den Kaliforniern damals fast niemand, belegte der Rekord-Champion mit einer Bilanz von 29-32 gerade einmal Platz zwölf in der Western Conference. Sogar die Teilnahme am Play-In-Turnier (dieses tragen die Teams von Platz sieben bis zehn jeder Conference aus) schien fraglich.
Dieses ist ihnen nach der jüngsten Siegesserie nun nicht mehr zu nehmen. Der „King“ kehrte auch dank der Hilfe des „LeBron der Füße“ - einem Arzt, dessen Name James nicht nennen will - schneller als erwartet zurück und hat großen Anteil am Aufschwung.
Mit knapp 29 Punkten, 8,4 Rebounds und 6,8 Assists pro Spiel legt der mittlerweile 38-Jährige äußerst beeindruckende Zahlen auf und stellt mit seinem Team die beste Bilanz im Westen seit der Trade Deadline Anfang Februar.
Gegen die Utah Jazz packte der Superstar sein Team einmal mehr auf seine Schultern und steuerte neun der elf Lakers-Punkte in der Verlängerung bei. Am Ende kam James auf 37 Zähler, von denen der Champion von 2020 jeden einzelnen brauchte.
Dass die Lakers wieder in Fahrt gekommen sind liegt auch an Anthony Davis. Der verletzungsanfällige Big Man agiert als zentraler Anker in der Defensive und trägt mit seinen Qualitäten als Ringbeschützer dazu bei, dass die Lakers seit dem 10. Februar die beste Verteidigung der Liga stellen. Mit im Durchschnitt 26,5 Punkten und 3,5 offensiven Rebounds glänzt der 30-Jährige auch in der Offensive.
Westbrook-Trade bringt die Wende
Ausschlaggebend für den Umschwung der Franchise ist vor allem auch die neue Kaderzusammensetzung, die Lakers-GM Rob Pelinka im Winter ermöglichte. Durch den Trade von Russell Westbrook zu den Utah Jazz kamen im Gegenzug mit Jarred Vanderbilt, Malik Beasley und D‘Angelo Russell gleich drei wichtige Rollenspieler nach LA, die vor allem dringend benötigtes Shooting und Tiefe mitbrachten.
Auch während der LeBron-Verletzung harmonierte das Team beinahe auf Anhieb perfekt miteinander und sorgte dafür, dass sich die Lakers Platz um Platz nach oben vorarbeiteten. Nach 2020 wollen James und Co. nun wieder auf Titeljagd gehen. Mittlerweile ist dem Team der Stunde jedenfalls wieder alles zuzutrauen - selbst der ganz große Wurf.
Die entscheidende Frage wird sein, ob James und Davis verletzungsfrei bleiben können.
„Es geht nur um Team-Building. Je mehr Minuten wir zusammen auf dem Feld stehen, desto besser werden wir“, erklärte LeBron nach dem Sieg über Utah selbstbewusst. Teamkollege Davis fand gar noch deutlichere Worte: „Wir haben Scoring, wir haben Shooting, wir haben Playmaking und wir haben Verteidigungsspezialisten. Ich glaube, dass wir alles haben, was wir brauchen.“
Ein nicht unwichtiges Spiel wartet auf die Lakers in der kommenden Nacht auf Donnerstag. Dann sind sie zu Gast beim Stadtrivalen LA Clippers (mittlerweile mit Westbrook), die derzeit eine identische Bilanz aufweisen. Ein Sieg drei Spiele vor Ende der regulären Saison wäre wegweisend - in Richtung direkter Playoff-Qualifikation.