Die Buhrufe sind nicht zu überhören - im größten Moment der Karriere von Brandon Miller.
War dieser neue NBA-Star an einem Mord beteiligt?
Neuer NBA-Star an Mord beteiligt?
Der 20-Jährige gilt als einer der talentiertesten Spieler im US-Basketball. Sportlich könnte ihm eine Weltkarriere bevorstehen. Folgerichtig wählten die Charlotte Hornets den Small Forward im NBA-Draft als zweiten Pick aus.
Eigentlich ein Grund zum Jubel bei den Fans.
Miller in der Nähe des Tatorts
Doch als NBA-Commissioner Adam Silver die Wahl der Hornets am Donnerstagabend (Ortszeit) in New York verkündete, löste das bei vielen Anhängern des Teams ein mulmiges Gefühl aus.
Dass Miller derart umstritten ist, hängt mit einem Vorfall in seiner Vergangenheit zusammen, der für viele nicht ausreichend aufgearbeitet ist.
Es ist belegt, dass Miller Anfang des Jahres nicht nur am Tatort eines mutmaßlichen Mordes war - er soll sogar die Tatwaffe transportiert haben.
Die Frage, was am Abend des 15. Januar 2023 genau passiert ist, ist jedoch Gegenstand andauernder Ermittlungen. Es läuft ein Mordprozess gegen Millers damaligen Team-Kollegen in der Basketballmannschaft der University of Alabama, Darius Miles, sowie dessen mutmaßlichen Komplizen.
Sie sollen nach einem Streit auf drei Personen geschossen haben. Dabei wurde die 23-jährige Jamea Harris getötet, die einen fünfjährigen Sohn hinterlässt.
Dass Basketball-Star Brandon Miller überhaupt mit dem Vorfall zu tun hatte, wurde erst Wochen später öffentlich bekannt.
Erst bei einer Gerichtsanhörung im Februar kam heraus, dass Miller in besagter Nacht die Tatwaffe transportiert hatte. Sein Teamkollege Miles soll ihm während des Streits eine Nachricht geschrieben haben. In dieser bat er ihn darum, seine Waffe mitzubringen.
Millers Fall sorgte für Aufschrei in den USA
Miller war zuvor noch nicht am Ort des Geschehens. Als er dort ankam, befand sich die Waffe tatsächlich in seinem Wagen. Millers Anwälte behaupten, er sei zum Zeitpunkt der Nachricht bereits auf dem Weg gewesen, seinen Teamkollegen und dessen Freund abzuholen.
Er habe die Nachricht weder rechtzeitig gelesen, noch gewusst, dass sich Miles‘ Waffe im Auto befand. Als Miller mit dem Auto eintraf, soll sich Miles die Waffe geholt und sie seinem Freund übergeben haben. Anschließend sollen die tödlichen Schüsse gefallen sein.
Miller zeigte sich nach Angaben der Ermittler als kooperativer Zeuge und wurde im Zusammenhang mit der Tat nicht wegen eines Verbrechens angeklagt. Seine Version, dass er nicht aktiv involviert gewesen sei und die Waffe nicht einmal berührt habe, soll auch mit Videoaufnahmen übereinstimmen, die die Polizei gesichtet hat.
Dennoch sorgte Millers Fall für einen großen Aufschrei in den USA.
Der College-Star stand bereits wenige Tage nach dem tödlichen Vorfall wieder in einem offiziellen Ligaspiel auf dem Feld. Der Journalist Will Leitch beklagte in einem Kommentar im Intelligencer, es sei „grässlich, in welchem Ausmaß die University of Alabama versucht hat, die Geschehnisse hier zu normalisieren, nur weil das Basketballteam der Schule so gut ist“.
„Es ist, als würde sein Leben einfach weitergehen“
Auch die Eltern von Jamea Harris meldeten sich zu Wort. Der Umgang Alabamas mit der Situation um Miller sei „schrecklich“ gewesen, sagte ihre Mutter bei USA Today. „Es ist einfach unvorstellbar, und es ist, als würde sein Leben einfach weitergehen.“
Sportlich ging es für Miller erfolgreich weiter. Business as usual.
Er spielte eine herausragende Saison, wurde zum Spieler des Jahres der Southeastern Conference (SEC) gekürt. Außerdem wurde er zum MVP des Finalturniers in der SEC ernannt, nachdem er mit den Alabama Crimson Tide den Titel gewonnen hatte.
Sportlich lief es für Brandon Miller sehr gut
Doch abseits des Platzes blieben die Zweifel, das bekam Miller immer wieder zu spüren. Auf Pressekonferenzen wurde Reporterinnen und Reportern verboten, Fragen zu den Vorfällen rund um den Tod von Jamea Harris zu stellen. Gegnerische Fans skandierten während mancher Partien: „Sperrt ihn ein!“
Alabamas Basketball-Coach Nate Oats rechtfertigte die Nicht-Suspendierung mit den Worten, Miller sei einfach „zur falschen Zeit am falschen Ort“ gewesen. Später entschuldigte er sich für diesen Kommentar, blieb aber bei der Meinung, dass sein Spieler nicht bestraft werden sollte.
Die Universität wollte die Störgeräusche rund um ihren Superstar, der zu den begehrtesten Spielern beim Draft gehörte, möglichst unterbinden.
Die meisten Expertinnen und Experten sahen ihn als einen der ersten Picks. Doch einige rechneten auch damit, dass Miller von den Teams aufgrund der Ereignisse im Januar durchgereicht werden könnte.
Miller spricht über Vorfall
Nach Informationen von Alabamas Newsportal al.com, wollten die Teams, die den 20-Jährigen vor dem Draft vorspielen ließen, nicht nur seine Qualitäten auf dem Feld sehen. Sie interessierten sich auch für den Vorfall am 15. Januar. „Es wird immer noch danach gefragt“, sagte Miller demnach.
Während des NBA Draft Combines sagte er zu Journalistinnen und Journalisten: „Die Botschaft, die ich ihnen vermittelt habe, ist einfach, dass ich eine Lektion gelernt habe“, sagte Miller. „Man muss immer auf sein Umfeld achten und wissen, wovon man umgeben ist. Ich habe das Gefühl, dass diese Nacht meine Karriere in weniger als einem Herzschlag hätte verändern können.“
Michael Jordan soll sich Brandon Miller gewünscht haben
Die Zweifel aber bleiben - auch bei den Fans der Hornets. Bei der Draft-Party in Charlotte waren Buhrufe zu hören. Auch bei einer von Fans organisierten Watch-Party artikulierten einige lautstark ihren Unmut. Doch es gab auch Jubelschreie, als die Wahl verkündet wurde.
Die Offiziellen der Franchise dürften sich nun wünschen, dass Ruhe um die Person Miller einkehrt.
Sportlich wollen sie, dass er an der Seite von All-Star LaMelo Ball die Hornets langfristig zu Erfolgen führt.
Den Segen von Noch-Eigentümer Michael Jordan hat Miller. Beim Vorspielen hat ihn die Basketball-Legende persönlich getroffen - und war offensichtlich überzeugt von dessen Talent.