Rund zwei Wochen lang war er stumm geblieben - nun hat er sich einen passenden Abend ausgesucht, um sich in den sozialen Medien wieder zu Wort zu melden.
Wie konnte ein Weltklasse-Sportler so tief sinken?
Wie konnte er so tief sinken?
Der von der NBA auf unbestimmte Zeit gesperrte Draymond Green freute sich in der Nacht nicht nur über einen hart erkämpften 132-126-Sieg seiner Golden State Warriors gegen die Boston Celtics und eine 33-Punkte-Show von Superstar Steph Curry (“GOAT Activity“). Green kommentierte auch das furiose Comeback von Ja Morant für die Memphis Grizzlies.
Jenem Morant, der von der NBA ebenfalls aufgrund einer dicken Skandal-Akte aus dem Verkehr gezogen worden war - und nun dort ist, wo auch Green hinwill: Zurück aus einer selbstverschuldeten persönlichen Krise und auf einem neuen sportlichen Höhenflug.
Green ist noch nicht so weit - soll aber zumindest den ersten Schritt unternommen haben.
NBA: Was ist los mit Draymond Green?
Der viermalige NBA-Meister und zweimalige Olympiasieger hat sich in eine Therapie begeben, so berichtet es The Athletic, wie diese genau aussieht, ist unbekannt. Der Schritt ist für Green nach einer Reihe von Aussetzern sein einziger Weg zurück auf das Parkett, die Liga will das so. Es reicht nicht mehr, einfach die nächste Sperre abzusitzen.
Auf unbestimmte Zeit wurde der Forward in der Vorwoche gesperrt. Drastisch, aber nachvollziehbar. Denn Green war zuletzt zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit nach einer Entgleisung vom Feld geflogen, diesmal musste er gehen, weil er Jusuf Nurkic von den Phoenix Suns mit Wucht ins Gesicht geschlagen hatte.
„Der Bruder braucht Hilfe“, sagte Nurkic, und die Profiliga sah es genauso. Denn Green ist Wiederholungstäter. Fünfmal wurde der 33-Jährige in seiner Karriere gesperrt, allein viermal seit März diesen Jahres.
Was ist los mit dem eigentlich arrivierten Vollprofi? Es ist die Frage, die viele Fans und auch Kollegen beschäftigt.
NBA: Was ist los mit Draymond Green?
Im April trat Green im Playoff-Spiel gegen die Sacramento Kings auf den am Boden liegenden Domantas Sabonis, im Oktober 2022 entging er einer Bestrafung seines Teams, nachdem er auf seinen Mitspieler Jordan Poole im Training eingeprügelt hatte. 2016 war er für einen Tiefschlag gegen Superstar LeBron James in den NBA-Finals für fünf Spiele gesperrt worden.
Ein Kind von Traurigkeit war Green nie - und es ist auch Teil seines Spiels, mit körperlicher Wucht Angst und Schrecken bei den Gegenspielern zu verbreiten. Doch die aktuelle Häufung der Angriffe will die NBA nicht mehr akzeptieren. Sicher floss ins Urteil auch mit ein, dass sich der Wiederholungstäter meist uneinsichtig zeigt.
Vor dem Schwinger gegen Nurkic war Green im November auf Rudy Gobert losgegangen. Nahm damals den Franzosen lange mit dem Unterarm von hinten in den Würgegriff, war gar nicht zu stoppen. „Ich lebe mein Leben nicht mit Reue“, sagte Green später zum Vorfall: „Ich werde einen Teamkollegen jederzeit verteidigen.“ Trainer Steve Kerr nannte die Aktion „unentschuldbar“, Green sei „zu weit gegangen“. Es gab eine Fünf-Spiele-Sperre.
Green zeigte auch nach neuem Eklat nur bedingt Einsicht
Nach seinem bislang letzten Fauxpas gestand Green einen Fehler ein, versuchte aber weiter, sich rauszureden und persönliche Schuld von sich zu weisen. „Ich entschuldige mich generell nicht für beabsichtigte Handlungen, aber es tut mir leid, dass ich Jusuf versehentlich geschlagen habe“, erklärte Green, „das hatte ich nicht vor.“ Die Videoaufnahmen sagen etwas anderes.
Dass er ein Aggressionsproblem hat, wies Green lange zurück. „Man gewinnt nicht vier Meisterschaften, wenn man seine Emotionen nicht kontrollieren kann“, sagte der Routinier. Das ist einerseits richtig, wirft aber andererseits umso mehr die Frage auf, wie es passieren konnte, dass ein vieldekorierter Weltklasse-Spieler wie er nun an den Punkt gesunken ist, an dem er sich nun befindet.
„Wiederholtes unsportliches Verhalten“ monierte die NBA und verordnete dem früheren „Defensive Player of the Year“ (2016/17) mehr als nur eine Denkpause. Green soll an sich arbeiten, in Abstimmung mit dem Klub, wohl auch therapeutisch. Offen legte die Liga ihre Forderungen allerdings nicht.
Mindestens noch drei Wochen ist der Problemfall laut The Athletic raus, also fast bis Mitte Januar. Bleibt abzuwarten, ob dann ein anderer Draymond Green zurückkehrt.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)