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"Das tut mir schon manchmal weh": DSV-Star wehrt sich gegen Vorwürfe

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"Das tut mir schon manchmal weh": DSV-Star wehrt sich gegen Vorwürfe

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Deutsches Ski-Ass: “Das tut mir weh“

Lena Dürr ist als Bronze-Gewinnerin der WM 2023 das deutsche Aushängeschild im Skisport. Die Slalom-Spezialistin verrät bei SPORT1, was sie noch immer antreibt. Zudem spricht sie über das heiß diskutierte Thema Umweltschutz.
Im „SKI & BERGE: Das DSV Magazin“ auf SPORT1 spricht Moderatorin Anna Dollak in der Rubrik #SCHNEEVONMORGEN mit Lilli Schmitt, Nachhaltigkeitsmanagerin vom Deutschen Ski Verband, über das Thema Nachhaltigkeit im Wintersport & wie der DSV dieses wichtige Thema vorantreibt.
SPORT1
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von SPORT1

Mit den Rängen zwei, drei und vier hat Lena Dürr einen großartigen Start in die noch junge Weltcup-Saison hingelegt. Das deutsche Ski-Ass lieferte sich auf der Piste dabei packende Duelle mit den Superstars Mikaela Shiffrin und Petra Vlhova.

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Im Interview mit SPORT1 spricht die 32-Jährige über ihren Medaillen-Erfolg bei der vergangenen Ski-WM und ihre sportlichen Pläne, aber auch über das heiß diskutierte Thema Umweltschutz.

SPORT1: Wir haben jetzt doch einen für die aktuelle Zeit sehr frühen Wintereinbruch. Kommt da bei Ihnen auch Vorfreude auf die kommenden Rennen auf?

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Lena Dürr: Ja, auf jeden Fall. Aber für mich ist ja dann doch schon mehr oder weniger seit August Winter. Wir waren in Südamerika und seitdem bin ich regelmäßig auf Schnee unterwegs. Für mich fängt ja der Winter schon immer deutlich früher an als für viele andere. Aber umso schöner, dass jetzt auch hier in der Stadt und daheim Schnee liegt. Das macht natürlich das Winter-Feeling noch mal ein bisschen besser. Und Weihnachten kommt ja auch bald. Deswegen ist es schön, wenn alles weiß ist.

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Lena Dürr und die vierten Plätze

SPORT1: In diesem Jahr haben Sie durch Ihre WM-Bronzemedaille sozusagen den Frieden mit den Großereignissen geschlossen, nachdem auch die Olympischen Spiele mit dem vierten Platz etwas unglücklich liefen. Wie haben Sie den Moment erlebt?

Dürr: Ja, das war natürlich sehr schön. Ich lag nach dem ersten Durchgang auf Platz Vier und habe dann als Führende im zweiten Durchgang abgeschwungen. Es standen noch drei Athletinnen oben, deswegen war die Freude erstmal nicht so groß, da hatte ich schon einen kurzen Déjà-vu-Moment. Aber dann hat es doch noch geklappt.

SPORT1: Haben Sie das Gefühl, dass vierte Plätze teilweise in der öffentlichen Wahrnehmung ein wenig zu schlecht wegkommen?

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Dürr: Den sehen wir als Sportler schon so wie die öffentliche Wahrnehmung. Vor allem bei einem Großereignis tut ein vierter Platz schon sehr weh. Man sagt ja, der vierte Platz ist der erste Verlierer. In dem Sinn, weil einfach die Medaillen da am meisten zählen und den größten Wert haben. Aber wenn ich in einem Weltcuprennen Vierte werde, so wie es bei mir letzte Woche der Fall war, dann ist das echt eine super Leistung. Es jedes Mal auf das Podium zu schaffen, ist schon schwierig und da muss wirklich alles zusammenpassen. Deswegen glaube ich, muss man differenzieren zwischen einem Weltcuprennen, wo man wirklich elfmal im Winter die Chance hat, dort dabei zu sein, oder einem Großereignis, das halt einfach nur alle vier Jahre stattfindet.

Shiffrin und Vlhová als Konkurrenz

SPORT1: Sie haben ja mit Mikaela Shiffrin und Petra Vlhová zwei der größten Slalomfahrerinnen, die es überhaupt gab, als ständige Rivalinnen. Ist da Ihr Weltcupsieg von Anfang des Jahres vielleicht deswegen noch ein bisschen mehr wert?

Dürr: Ich glaube, es gibt immer eine Ära, in der es Ausnahmesportler gibt. Und in dem Fall ist es jetzt vor allem Mikaela, die wirklich seit Jahren auf allerhöchstem Niveau fährt. Aber unabhängig davon ist der Sieg für mich als Sieg viel wert. Vor oder hinter wem man sich da platziert, ist in so einem Weltcuprennen immer nicht so entscheidend, sondern einfach der Fakt, dass man für sich an dem Tag die beste Leistung gebracht hat. Und dass es dann für Platz eins gereicht hat, macht mich schon stolz. Man fährt ja für sich selbst und will seine eigene Leistung bringen und nicht andere Athleten schlagen an dem Tag, sondern es eigentlich sich selbst beweisen, dass man es kann.

Lena Dürr setzt sich für den Erhalt des Wintersports ein
Lena Dürr setzt sich für den Erhalt des Wintersports ein

SPORT1: Können Sie dank der Erfolge der letzten Saison auch für diese Saison einen Schub mitnehmen?

Dürr: Auf jeden Fall. Die Sommervorbereitung gestaltet sich dann schon leichter, wenn man weiß, man ist auf dem richtigen Weg und man macht die richtigen Dinge. Für mich ist kein Sommer gleich oder auch keine Wintervorbereitung. Das ist schon immer ein ständiger Prozess und man versucht immer neue Ideen mit reinzubringen. Aber man kann definitiv den Schwung aus so einer guten Saison, wie ich sie letztes Jahr oder auch vor zwei Jahren hatte, mit ins Sommertraining nehmen. Es ist dann schon immer anstrengend und echt kräftezehrend. Dann weiß man umso mehr, warum man das macht.

Dürr und ihre Saisonziele

SPORT1: Generell haben die Technik-Spezialistinnen einen sehr guten Start bei guten Bedingungen gehabt. Bei den Speed-Fahrerinnen war es ein bisschen anders. In Zermatt wurde wieder das Rennen abgesagt. Wie haben Sie das Fiasko am Matterhorn erlebt?

Dürr: Ja schwierig, vor allem für die Athleten und die Veranstalter natürlich. Jeder will Rennen fahren, jeder hat sich darauf vorbereitet. Man legt ja die Vorbereitung dann auch direkt vor dem Rennen genauso, dass das dann zum Saisonauftakt bestmöglich passt. Und dann ist es schon schwierig, wenn sich das dann alles nach hinten zieht. Es ist schon ein langer Zeitraum, der da vergeht, bis man dann mal wirklich loslegen und zeigen kann, was man so den Sommer über trainiert hat. Deswegen schade für alle Beteiligten, weil die sicherlich viel Arbeit reingesteckt haben. Aber Speed-Fahren ist dann doch noch mal eine andere Nummer als Slalomfahren. Da braucht es wirklich gute und faire und sichere Bedingungen, dass so ein Rennen stattfinden kann.

SPORT1: Was haben Sie sich vorgenommen für die Saison? Schielt man dann auch so ein bisschen auf den Slalom-Weltcupsieg?

Dürr: Während der Saison versuche ich, das komplett von mir wegzuschieben. Ich glaube, es hilft nichts, auf das große Ganze im Vorfeld schon zu gehen, sondern wirklich jeden einzelnen Renntag für sich zu sehen, da seine optimale Leistung abzurufen. Und dann muss wirklich für so eine Kugel alles zusammenpassen. Dann müssen die elf Rennen einfach sitzen. Und auch die Konkurrenz schläft nie und die ist riesengroß. Deswegen ist der Fokus da jetzt absolut noch nicht drauf. Ich versuche, meine Hausaufgaben zu erledigen und dann wird im März abgerechnet und bis dahin Tag für Tag in Angriff genommen.

Eliasch und die Nachhaltigkeit

SPORT1: FIS-Präsidenten Johan Eliasch eckt mit seinen Projekten und Plänen immer mal wieder an, wie zum Beispiel mit Rennen in Saudi-Arabien. Wie nehmen Sie das wahr? Beschäftigen Sie sich damit oder versuchen Sie es eher von sich fernzuhalten?

Dürr: Während die Saison läuft, versuche ich mich wirklich auf meine sportliche Leistung zu konzentrieren. Sicher sind da ein paar Dinge dabei, die wirklich fragwürdig sind. Aber wenn der Rennkalender steht, so wie jetzt in diesem Winter, dann ist für uns Sportler einfach klar, dass wir am Start sind. Es ist das, für das wir uns das ganze Jahr vorbereiten. Zeit, darüber nachzudenken, vor allem jetzt in meiner Position, hat man dann nach der Saison. Sicher sind dann einige Dinge zu diskutieren. Jetzt sehe ich meine größte Aufgabe darin, dass ich meine Leistung zeige, dass ich den besten Sport zeige, dass ich Leute vor dem Fernseher hoffentlich gut entertainen kann mit dem, was ich mache.

SPORT1: Gibt es Ihrer Meinung nach Möglichkeiten, die Weltcup-Saison umweltverträglicher zu gestalten?

Dürr: Der Name Weltcup beinhaltet ja, dass sich Athleten aus aller Welt miteinander messen. Daher muss immer irgendjemand reisen. Wichtig wäre in dem Zusammenhang, im Rahmen der Kalenderplanung einen logischen Ablauf zu gewährleisten. Aber für mich als Slalomfahrerin ist eigentlich die größte Reiserei jetzt schon rum. Wir bewegen uns jetzt schon sehr viel in Europa. Wir fahren eigentlich jetzt zu den meisten Rennen mit dem Auto. Aber wo das Weltcuprennen stattfindet, da bin ich auch am Start. Denn das ist mein Job, das ist meine Aufgabe und dafür stehe ich jeden Tag auf.

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SPORT1: Thomas Dreßen hat zuletzt gemeint, dass die Athleten als Klimakiller verunglimpft werden. Auch Henrik Kristoffersen ist schon mit Mitgliedern der „letzten Generation“ aneinandergeraten. Wie nehmen Sie solche Situationen wahr?

Dürr: Für mich ist es schwierig, weil es mein Beruf ist. Und es ist dann schon krass zu sehen, wie man sich für seinen Beruf rechtfertigen muss. Wir wollen guten Sport zeigen. Wir wollen, wie gesagt, die Leute entertainen. Wir bringen sicherlich auch ganz viele Leute raus zum Sporttreiben mit dem, was wir machen. Wir sind Vorbilder in ganz vielen Funktionen. Was heißt es denn, zielstrebig zu sein? Was heißt es, engagiert zu sein? Was heißt es, ein Teammitglied zu sein? Das sind Sachen, die wir schon als Sportler in der Öffentlichkeit sehr wohl und sehr gut vorleben können. Wir machen unseren Beruf leidenschaftlich und ich fühle mich auch sehr privilegiert, dass ich das meinen Beruf nennen kann. Aber unter dem Strich ist es eben mein Beruf. Und sich dafür in der heutigen Zeit rechtfertigen zu müssen, tut mir schon manchmal weh, muss ich sagen.

Ski-Weltcup und der Klimawandel

SPORT1: Es gibt ja auch Skifahrer, die sagen, eigentlich sind wir Kinder der Berge, Kinder der Umwelt.

Dürr: Total. Wir leben das ja eigentlich vor, was es heißt, diese ganzen Werte zu vertreten, weil wir am Schluss diejenigen sind, die das ja am allermeisten mitkriegen, was derzeit drumherum passiert. Nichtsdestotrotz, man darf nicht vergessen, das ist unser Job und wir gehen den alle bewusst an. Allen ist bewusst, was derzeit passiert und jeder muss sich da schon an seine eigene Nase fassen.

SPORT1: Sehen Sie den Skisport gut gerüstet für Herausforderungen des Klimawandels?

Dürr: Wir werden den Wintersport gesamtgesellschaftlich in die Zukunft entwickeln. Denn wir wollen ja auch in 30 Jahren noch Ski(rennen)fahren. Als Rennfahrer auf Spitzenniveau geht es nicht ohne Training. Wenn ich das mache, dann mache ich das mit 100 Prozent, da gehören eben auch Trainingsmaßnahmen im Sommer dazu. Sonst ist man nicht konkurrenzfähig. Und da muss man auch ganz ehrlich sagen, dann ist es nicht mehr der richtige Sport, den man macht.

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SPORT1: Was treibt Sie in Ihrer Karriere noch an?

Dürr: Für mich war es einfach klar, dass es noch nicht vorbei ist und dass da noch mehr zu holen ist. Wenn ich sage, ich will diesen ganzen Aufwand nicht mehr gehen, ich will diese ganze Reiserei und auch das Training nicht mehr, ich habe keinen Spaß mehr dabei, dann ist der richtige Zeitpunkt gekommen, aufzuhören. Aber nicht, weil man jetzt ein Ziel, das man sich jahrelang gesteckt hat, erreicht hat. Es ist ja mehr als das. Der Spaß daran, sich mit den anderen zu messen, die Liebe zum Sport ist das, was einen das ganze Jahr antreibt.

SPORT1: Das heißt, Sie nehmen sich jetzt keine konkreten Daten vor, wann es soweit sein könnte? 2026 stehen wieder Olympische Winterspiele. Haben Sie das so ein bisschen vor Augen?

Dürr: Überhaupt gar nicht. Aber ich bin eher ein Athlet, der von Jahr zu Jahr denkt. Ich habe noch nie diese großen, langjährigen Projekte oder Ziele gehabt. Skifahren ist so ein schnelllebiger Sport. Auch da kann es dann eine Saison mal wirklich gut laufen. Im nächsten Jahr weiß man dann irgendwie gar nicht mehr, warum es denn nicht funktioniert. Deswegen bin ich froh und dankbar, dass ich gerade offensichtlich auf dem richtigen Weg bin. Mein nächstes großes Projekt ist der 21. Dezember, da fahre ich mein nächstes Weltcuprennen. Es kommt, wie es kommt. Und jetzt genieße ich, dass es mir gerade so viel Spaß macht und ich dazu dann auch noch einen schnellen Schwung fahre …