Die Los Angeles Lakers stehen vor einem Scherbenhaufen!
LeBrons Lakers versinken im Chaos
© SPORT1-Montage: Marc Tirl/Getty Images/Picture Alliance
Präsident und Franchise-Legende Magic Johnson verkündete mit emotionalen Worten seinen Rücktritt. "Ich bin ein freier Vogel und mir wurden Handschellen angelegt. Und das mag ich nicht. Ich will wieder Spaß haben", erklärte der frühere Point Guard mit Tränen in den Augen.
Johnson, weit über die Lakers-Grenzen hinaus beliebt, hatte keinen Spaß mehr in seinem Amt und schmiss daher die Brocken hin. Zu sehr musste er sich in seiner neuen Rolle verbiegen und konnte nicht der "Strahlemann" sein, der in seinem Naturell liegt.
Kurz nach Johnsons Rücktritt musste dann auch noch Coach Luke Walton gehen. Für Warriors-Coach Steve Kerr eine schlechte Entscheidung.
"Sie verlieren einen der besten Menschen in der NBA", sagte der Coach der Golden State Warriors, mit denen Walton als Assistent 2015 den NBA-Titel gewonnen hatte: "Sie verlieren jemanden, der die NBA kennt wie kaum ein anderer. Einen, an den die Spieler glauben und für den sie spielen wollen."
Die Sacramento Kings wissen das deutlich mehr zu schätzen als LeBrons Lakers - der Rivale aus Kalifornien schnappte sich Walton, kaum dass er auf dem Markt war.
Kerr kritisiert Lakers nach Walton-Aus
Kerr stichelte bei seinem Loblied auf den Kollegen auch gegen die Lakers. "Als Coach bist du zu 100 Prozent von den Begleitumständen abhängig, wie stark die Organisation ist, vom Momentum, dem Zusammenhalt. Alles muss passen. Wenn nicht - so wie wir das bei den Lakers sehen - dann wird es Verluste geben. Und der Trainer ist immer der erste."
So hart Kerrs Urteil scheinen mag - es trifft zu. Denn bei den Lakers passt es aktuell hinten und vorne nicht.
Teambesitzerin Jeanie Buss und General Manager Rob Pelinka sind die letzten beiden verbliebenen Verantwortungsträger bei der Traditionsfranchise.
Nach einer desaströsen Saison (zum sechsten Mal in Folge erreichte man die Playoffs nicht) stehen die Lakers also ohne Franchise-Präsident und Coach da. Neben den sportlichen Baustellen gibt es jetzt auch noch die Probleme in der Führungsebene. Dabei sollte sich doch in dieser Saison das Blatt wieder wenden.
Lakers setzten Zukunft aufs Spiel
Rückblick: Im Sommer 2018 sicherten sich die Lakers die Dienste von Free Agent LeBron James. Der NBA-Superstar sollte das junge Team anführen und nach fünf Jahren Pause wieder in die Playoffs führen. Die anfängliche Euphorie verflachte schnell, als das Team nicht die erwarteten Resultate erzielt. Auf Bestreben von James hin reagierten die Verantwortlichen und versuchten, Anthony Davis von den New Orleans Pelicans nach Kalifornien zu lotsen.
Für den Big Man hätten sie auch ihre komplette Zukunft auf das Spiel gesetzt. Talentierte, junge Spieler wie Lonzo Ball oder Kyle Kuzma wären per Trade zu den Pelicans geschickt worden. Doch in New Orleans hatte man keinerlei Ambitionen seinen Superstar abzugeben - zumindest nicht für das Angebot der Lakers.
Die Pelicans setzten ein Statement: Nicht mit uns! Was blieb, war ein komplettes PR-Desaster für Davis (der einen Trade gefordert hatte), LeBron (dessen Agent zufällig auch der von Davis ist) und die Lakers (deren Teamchemie im Eimer war, nachdem die Youngster LeBron den Rücken freihalten sollten, während sie gleichzeitig als Trade-Masse schon mit einem Fuß aus der Tür waren).
Nach der All-Star-Pause kündigte "King James" an, nun in den "Playoff-Modus" zu schalten, um die Postseasson zu erreichen. Durch Verletzungen vom "Chosen One" selbst und auch anderen Schlüsselspielern sowie einem Kader, in dem die Zusammenstellung einfach nicht passte, wurde James' Ansage zur Lachnummer.
Die Lakers sind jetzt das schlechteste NBA-Team der letzten sechs Jahre! Keine Franchise hat eine miesere Bilanz als die 161 Siege bei 327 Niederlagen, die für die stolze Glamour-Truppe aus der Stadt der Engel zu Buche steht.
L.A. steht im Sommer erneut vor einer wegweisenden Entscheidung. Quo vadis, Lakers?
Mit oder ohne LeBron?
Zwei Optionen hat die erfolgsverwöhnte Franchise aus Kalifornien. Die erste Variante wäre, LeBron mit der Hausmacht bei den Lakers auszustatten. Trainer, Präsident und Spieler würden nach den Präferenzen des 34-Jährigen, der ohnehin als mächtigster Superstar der Liga gilt, ausgewählt. Passend dazu wurde Tyronn Lue kurz nach der Entlassung von Walton als Nachfolger gehandelt.
Inzwischen gilt aber Juwan Howard, früher mit James bei den Miami Heat als Spieler aktiv, als Topkandidat auf die Nachfolge von Walton. Dessen einzige Trainererfahrung bisher ist die Position des Assistant Coach bei den Heat. Aber als ehemaliger Teamkollege von "King James" verfügt er über eine besondere Beziehung zum NBA-Superstar.
Auch der Präsident und damit Nachfolger von Magic könnte ein Intimus des Superstars werden. Dadurch könnte James dann auch Spielerwünsche relativ unkompliziert durchbringen und das Team nach seinen Wünschen ausrichten (lassen). Aber kommen die Top-Free-Agents des Sommers wie Kevin Durant wirklich zu den Lakers?
Eins ist aber auch dem 34-Jährigen klar: Im Alleingang wird er die Lakers nicht zum Ruhm führen, dazu ist die Western Conference zu stark.
Aber wenn er in drei Jahren nach seinem Vertragsende seine Zelte in Hollywood abbricht, brauchen die Lakers mit großer Wahrscheinlichkeit wieder einen kompletten Neuanfang. Dies zeigen James' Abgänge bei den Cavaliers (zweimal) und Heat, die anschließend nahezu ohne Substanz in ihrem Kader waren.
Besitzerin muss Entscheidung treffen
Daher wäre Variante zwei deutlich besser für die Zukunft der Franchise, auch wenn sie aktuell undenkbar erscheint: Würde man sich für einen Trade des Superstars entscheiden, könnte man zum jungen Kern der Lakers noch zwei oder drei weitere Spieler hinzufügen und wäre auch über die kommenden drei Jahre hinaus gut aufgestellt.
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Zusätzlich könnte ein kreativer und innovativer Coach neuen Schwung in das Lakers-System bringen und einen Meisterkandidaten formen - das Potenzial der Talente im Kader plus die Anziehungskraft der Stadt Los Angeles sind große Pfunde für die Lakers.
Die Franchise um Besitzerin Buss muss nun entscheiden, welchen Weg sie gehen möchte und darf dabei auch nicht vor unpopulären Entscheidungen halt machen.
Denn Scherben bringen zwar Glück, doch einen Haufen davon will niemand haben.