Nicolai Müller faltete die Hände vor dem Gesicht, zeigte dann auf den Boden. Bloß nicht wieder abheben, dachte der Neuzugang von Eintracht Frankfurt nach seinem ersten Bundesliga-Tor seit einem Jahr.
Eintracht feiert Müllers Tor-Rückkehr
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Damals hatte er sich noch im Trikot des Hamburger SV beim Propeller-Jubel an der Eckfahne schwer verletzt. (Ergebnisse und Spielplan Bundesliga)
"Ich hatte ein Jahr Zeit, mir zu überlegen, was ich beim nächsten Jubel mache", sagte der 30-Jährige nach dem 2:0 (1:0) seines neuen Klubs zum Bundesliga-Start beim SC Freiburg bei Sky. (Das Spiel zum Nachlesen im TICKER)
Einen Kreuzbandriss hatte Müller sich damals zugezogen - nach einem frühen Tor am ersten Spieltag. Diesmal jubelte er nach seinem Treffer (10.) vorsichtig und konnte sich am Ende gesund über den ersten Saisonsieg freuen: "Es geht nicht schöner."
Frankfurt unter Druck nach Pokal-Blamage
Müller war nach dem Abstieg des HSV zu seinem Jugendverein zurückgekehrt und dort schon vor dem Bundesliga-Start in die erste Krise geschlittert.
Nach der 0:5-Pleite im Supercup gegen Meister Bayern München und der 1:2-Blamage als Titelverteidiger im DFB-Pokal beim Viertligisten SSV Ulm stand die Eintracht mit dem Rücken zur Wand - bis Müller sie aus dem Stimmungstief zog.
"Das war enorm wichtig", sagte der Matchwinner, "natürlich war die letzte Woche bitter. Das haben wir knallhart angesprochen und analysiert. Es gibt nichts Schöneres, als mit einem Dreier auswärts zu starten."
"Klar, träumt man von sowas. Für mich war erst einmal wichtig, dass ich überhaupt wieder spiele von Anfang an. Mit so einem Tor, so einem Spiel, so einem Sieg: es geht nicht schöner", so Müller.
"Ich hatte jetzt ein Jahr Zeit zu überlegen, was ich bei meinem nächsten Jubel mache, deswegen habe ich daran nicht mehr gedacht. Ich habe das Trikot von Timothy Chandler hochgehalten, weil der Junge eine OP hatte, er hat sich am Knie schwer verletzt und deswegen war das Tor auch für ihn", ergänzte der SGE-Held.
Eintracht-Coach Adi Hütter atmet auf
Auch dank Sebastien Haller, der Müllers Tor mit einem Hackentrick vorbereitete und kurz vor Schluss für die Entscheidung sorgte (82.), durfte Adi Hütter kräftig durchatmen. Der neue Trainer, der das schwere Erbe des nach München abgewanderten Niko Kovac angetreten hatte, war nach seinem Bundesliga-Debüt vor allem erleichtert.
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"Die drei Punkte waren Balsam", sagte der Österreicher, der nach dem Abgang mehrerer Leistungsträger um Führungsspieler Kevin-Prince Boateng in Freiburg noch den verletzungsbedingten Ausfall des Vizeweltmeisters Ante Rebic verkraften musste.
Auch Sportvorstand Fredi Bobic tat der gelungene Bundesliga-Auftakt nach der Pokal-Blamage gut. "Die ganze Hysterie und Panik wollten wir nicht mitmachen", sagte er, die Bundesliga sei ein ganz anderes Geschäft. "Für ein Auswärtsspiel war das richtig gut", urteilte er, "aber wir wissen, dass noch viel zu tun ist."
Freiburg Streich mit Bandscheibenvorfall
Es hätte in Freiburg aber auch ganz anders ausgehen können: Bevor Müller die Nerven beruhigte, war Frankfurt von einer Verlegenheit in die nächste gestolpert. Freiburger Schusspech und der neue Torhüter Frederik Rönnow verhinderten in den ersten Minuten einen Rückstand - und einen kompletten Fehlstart des Pokalsiegers.
Die Freiburger, die wegen eines Bandscheibenvorfalls auf ihren Trainer Christian Streich verzichten mussten, ärgerten sich vor allem über ihre schlechte Chancenverwertung. "Manchmal kannst du noch Stunden spielen, und es passiert nichts", sagte Mike Frantz: "Frankfurt schießt zweimal aufs Tor, und zweimal ist er drin. Manchmal ist Fußball brutal."
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