James Rodriguez träumt groß. Alles andere wäre für jemanden, der im Alter von 26 Jahren schon 17 Profi-Titel in seiner Vitrine stehen hat, auch ziemlich ungewöhnlich. Und gerade jetzt, zum Auftakt der heißen Saisonphase, will der erfolgsgierige Ballzauberer aus Kolumbien nichts mehr dem Zufall überlassen.
James glaubt ans Bayern-Triple
"Ich denke, man hat gesehen, dass wir im Stande sind, Großartiges zu leisten", sagte er nach der Sechs-Tore-Gala des FC Bayern gegen Borussia Dortmund zu SPORT1. "Warum sollen wir also nicht das Triple gewinnen? Wir sind auf einem guten Weg."
Gut schien angesichts der vorangegangen 90 Minuten noch etwas untertrieben. James selbst lieferte mit einem Tor und zwei Vorlagen einen Vorgeschmack darauf, was er in seinem ersten Jahr in München noch so vor hat. Vor allem in der Champions League.
James warnt vor FC Sevilla
Selbst ein Weltstar wie Bayerns Mann mit der Nummer elf gerät aus Ehrfurcht ein wenig ins Stottern, wenn er über diesen Wettbewerb spricht. Einem "besonderen" Wettbewerb, wie er meint, der "große Lust" in ihm wecke. Vielleicht auch deshalb, weil er bei seinem vorherigen Klub Real Madrid keines der beiden siegreichen Endspiele bestreiten durfte.
James hat mit der Königsklasse demnach noch eine ganz persönliche Rechnung zu begleichen. Im Viertelfinal-Hinspiel beim FC Sevilla am Dienstag (ab 20.15 Uhr im LIVETICKER) will er aber erst einmal dafür sorgen, dass die Bayern ihren Status als Titelanwärter untermauern.
Allerdings ist ihm aus seiner Zeit in Spanien bewusst, wie hürdenreich diese Aufgabe werden kann. "Sevilla", sagt er mit ernster Miene, "ist ein sehr harter Gegner, der jeder Mannschaft wehtun kann. Besonders vor heimischer Kulisse."
"Von Spiel zu Spiel besser"
Mit Real kassierte er in drei Anläufen im Estadio Ramon Sanchez Pizjuan zwei Pleiten. Auch der FC Barcelona befand sich am vergangenen Wochenende im andalusischen Hexenkessel am Rande seiner ersten Saison-Niederlage, bis der eingewechselte Lionel Messi dem spanischen Tabellenführer kurz vor Abpfiff noch einen Punkt rettete.
James kam im Gespräch mit SPORT1 deshalb zu dem Schluss: "Wir müssen sehr vorsichtig sein."
Andererseits haben die Bayern ja ihn. Den, der das Schwierige ganz einfach aussehen lässt. Wie gegen Dortmund. Bis zu seiner Auswechslung in der 65. Minute spielte James mit den Schwarz-Gelben Katz und Maus. "Es geht mir von Spiel zu Spiel besser", bekräftigte er anschließend. "Wenn ich auf dem Platz stehe, fühle ich mich einfach wohl."
James lernt Deutsch
Das war zu Saisonbeginn nicht der Fall. Viele, nicht zuletzt die Bayern-Bosse Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge, begegneten der Idee von Ex-Coach Carlo Ancelotti, den in Madrid unzufriedenen Reservisten nach München zu locken, mit einer großen Portion Skepsis.
James wirkte in seinen ersten Monaten uninspiriert, schwerfällig, fehl am Platz. Das ist mittlerweile alles vergessen. Unter Jupp Heynckes hat er sich zu einem Schlüssel- und Führungsspieler entwickelt.
"Er vertraut mir, seine Leistungen sind besser geworden", sagte Heynckes. "Aus Erfahrung weiß ich, dass ein Spieler das Vertrauen des Trainers braucht und sich in die Gruppe integrieren muss."
Das gelingt James immer besser, weil er Deutschunterricht nimmt.
Rummenigge lobt Ancelotti
Kein Wunder also, dass sich der Rekordmeister spanischen Medienberichten zufolge längst entschieden hat, die Kaufoption über 42 Millionen Euro für den bis 2019 ausgeliehenen Spielmacher zu ziehen.
"Es besteht keine Eile", sagte Rummenigge vor dem Abflug nach Sevilla auf SPORT1-Nachfrage zur vertraglichen Situation von James. Man habe schließlich "klare Verhältnisse" mit Real geschaffen.
Allerdings versicherte Bayerns Vorstandschef, langfristig mit dem Linksfuß zu planen: "Wir sind total zufrieden mit seiner Entwicklung. Wunderbar. Es war ein sehr guter Transfer. Dazu muss ich Carlo Ancelotti an dieser Stelle noch einmal beglückwünschen."
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