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Darts: "Die Q-School ist das härteste Turnier der Welt" - Dartspieler Lukas Wenig im exklusiven SPORT1-Interview

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Darts: "Die Q-School ist das härteste Turnier der Welt" - Dartspieler Lukas Wenig im exklusiven SPORT1-Interview

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Der neue Deutsche auf der Darts-Tour

Lukas Wenig sichert sich die PDC-Tourcard, spielt so künftig regelmäßig gegen die Besten der Szene. Im exklusiven Gespräch mit SPORT1 verrät der 29-Jährige wer ihn dabei unterstützt, was seine Ziele für 2024 sind – und wie er die Entwicklung in Darts-Deutschland sieht.
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Benjamin Zügner
Benjamin Zügner

Tausende Fans verwandeln den Ally Pally in London alljährlich über die Weihnachtstage und zum Start des neuen Darts-Jahres in ein regelrechtes Tollhaus – und ließen schon manche Spieler an ihren Emotionen verzweifeln. Kopfhörer-Affären inklusive. Das ruhmreichste, aber auch schwierigste Turnier des Jahres, oder?

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Nicht so für Lukas Wenig. Der 29-jährige Deutsche hat sich Anfang Januar bei der Q-School in Kalkar nahe der niederländischen Grenze die Tourcard erspielt, die Berechtigung der PDC, um für mindestens zwei Jahre bei diversen Turnieren auf der professionellen Tour mitwirken zu können. Dabei wusste „Luu“ vor dem abschließenden Tag: Das Achtelfinale bei 128 Teilnehmern ist Pflicht!

„Du hast bei keinem Turnier so einen Druck, weil du das kommende Jahr an drei beziehungsweise sieben Tagen entscheidest, die Weichen für deine Zukunft stellst“, so der Münchhäuser im exklusiven Gespräch mit SPORT1: „Daher kann man auch sagen: Die Q-School ist das härteste Turnier der Welt.“

Daher sei er umso glücklicher, dass es geklappt habe und er nun regelmäßig an der Seite der besten Deutschen um Martin Schindler und Gabriel Clemens auf Reisen gehen dürfe: „Ich habe es wahrscheinlich immer noch nicht zu 100 Prozent aufgenommen. Wenn es auf einmal funktioniert, ist es erstmal schwierig zu verarbeiten.“

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So viele Deutsche auf der PDC-Tour wie nie zuvor

Wenig wird 2024 einer von indes neun Deutschen sein, die auf der Pro Tour mitwirken dürfen. Deutschland ist so mittlerweile gar zur drittstärksten Darts-Nation hinter England (45) und den Niederlanden (24) emporgestiegen – noch vor Belgien, Wales oder Schottland.

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„Wenn man das allgemeine deutsche Niveau (bei der Q-School; Anm. d. Red.) gesehen hat, werden wir uns Stück für Stück etablieren“, prognostizierte Wenig im Anschluss. Gleich drei Deutsche konnten sich am Finalsonntag durchsetzen. Dabei waren es nicht einmal die üblichen Verdächtigen um Max Hopp, Franz Rötzsch oder Kai Gotthardt. Vielmehr konnten sich die weitgehend unbekannten Paul Krohne und Tim Wolters die Pro-Tour-Startberechtigung sichern.

Zwar reiche es noch nicht zur absoluten Weltspitze, meinte Wenig – und doch erkenne er die deutschen Spitzenleistungen, darunter das Halbfinale von Gabriel Clemens bei der Darts-WM 2023 und den European-Tour-Turniersieg von Ricardo „Pikachu“ Pietreczko an: „Die breite Masse kommt ohnehin.“

Dartsprofi? Wenig: „Die Arbeit macht mir Spaß“

Dazu zählt nun auch Wenig selbst, der aus der Nahe von Marburg stammt, in Bayern, genauer im unterfränkischen Kitzingen jedoch seit nunmehr 15 Jahren seine Wahlheimat gefunden hat.

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Dabei war der 29-Jährige selbst überrascht, künftig in wöchentlichen Rhythmus auf Floor-Turnieren gegen die Stars der Szene um Weltmeister Luke Humphries oder Michael van Gerwen spielen zu dürfen.

„Dieses Jahr bin ich ohne große Erwartungen angereist“, so Wenig, der bereits in den vergangenen beiden Jahren in der Final Stage der Q-School antrat, dort allerdings den letzten entscheidenden Schritt verpasste. „Wenn man am wenigsten damit rechnet, passiert es meistens. Das ist schon merkwürdig, aber umso schöner. Letzten Endes ist es ein Traum, der wahr wird.“

Ein Traum, der jedoch auch einige Abstriche im Privatleben nach sich ziehen wird. Immerhin hat Wenig – im Gegensatz zu Schindler oder Clemens – noch einen Hauptjob, eine Festanstellung in der Montage von Zielfernrohren. Diese Arbeit mache ihm zum einen Spaß, zum anderen würde ihm der Schritt der Kündigung und Übergang zum Dartsprofi noch nicht in den Sinn kommen: „Komplett aufhören kommt nicht infrage, finanziell nicht und ich brauche einen Ausgleich!“

Daher habe er bereits mit seinem Arbeitgeber alle Eventualitäten abgeklärt, um sich den Traum der Pro Tour zu ermöglichen: Überstunden schieben, das Trainingspensum von rund zwei Stunden täglich aufrechterhalten – und sich doch die Wochenend-Reisen zu Turnieren ins englische Milton Keynes, nach Wigan, Leicester oder Hildesheim zu ermöglichen: „Die regelmäßigen Turniere werden helfen, um sich weiterzuentwickeln, die Tour aufzusaugen. Wenn ich es mache, dann richtig“, kündigte Wenig an.

Pro Tour: Schindler und Clemens unterstützen

So stehe für ihn nun erst einmal die Planung im Vordergrund. Denn der hobbymäßige Kraftsportler spielt auch noch an der Seite von SPORT1-Experte Robert Marijanovic und dem österreichischen Top-Duo Rusty-Jake- und Rowby-John Rodriguez aktiv für den Karlsruher SC in der Bundesliga, zudem E-Dart gemeinsam mit Daniel Klose, einem weiteren deutschen Tourcard-Holder, mit dem er privat engen Kontakt pflege.

Inwiefern sich die zahlreichen Schauplätze unter einen Hut bringen lassen würden? „Wie viele Stücke jeder vom Kuchen abbekommt, muss man sehen“, scherzte Wenig. Dass der Zeitplan straffer würde, sei aber auch ihm klar.

Unterstützung erfährt Wenig dabei von keinen Geringeren als den beiden besten Deutschen: „Gerade ‚Gaga‘ und Martin bieten sofort ihre Hilfe an, auch Martins Manager Ioannis (Selachoglou; Anm. d. Red.), er hat mit mir im Vorfeld wichtige mentale Gespräche geführt. Sie sind allesamt sofort auf Zack und wollen unterstützen.“

Um sich auch über die zwei Jahre hinaus auf dem professionellen Darts-Circuit zu halten, müsste sich Wenig in diesen unter die Top-64 der Welt spielen, bei der doppelten Anzahl an Tourcard-Holdern beileibe kein einfaches Unterfangen. Aktuell steht dort Ian White mit rund 80.000 Pfund Preisgeld über die vergangenen beiden Jahre hinweg.

„Ich habe den Ansporn, mich möglichst schnell unter die Top 100 zu spielen und meine Siege zu holen. Ich gehe trotzdem erstmal rein, ohne Ziele und Erwartungen haben“, gibt sich Wenig noch demütig: „Es ist dennoch nicht ausgeschlossen, dass wir Deutschen zweistellig werden auf der Tour – vielleicht übernächstes Jahr.“