Neuer deutscher Rekord, beeindruckende Highfinishes und ein großer Kampf, aber Luke Humphries erwies sich dann doch als eine Nummer zu groß. Gabriel Clemens ist bei der Darts-WM 2026 in der dritten Runde ausgeschieden.
Darts-WM: Bravouröser Clemens trotz Rekord raus
Clemens stark, aber Humphries stärker
Der „German Giant“ verlor am Sonntagabend gegen den Weltranglistenzweiten „Cool Hand Luke“ mit 2:4 in Sätzen. (Darts-WM vom 11. Dezember bis 3. Januar LIVE auf SPORT1)
„Gerade nach dem 0:3 war ich auf einmal richtig gut im Spiel. Ich weiß nicht warum, aber die Triple kamen gut, die Doppel kamen gut. Ich habe viele Zwölfer gespielt. Aber im Endeffekt hat Luke verdient gewonnen, weil er am Anfang einfach besser war“, bilanzierte Clemens nach dem Match bei SPORT1.
Neuer deutscher Rekord im Ally Pally
Der Saarländer spielte letzten Endes starke 101,49 Punkte im Drei-Dart-Average und war bei 50 Prozent seiner Würfe auf die Doppel erfolgreich. Es war das erste Mal in der Geschichte, dass ein Deutscher über 100 Punkte im Average bei der PDC-WM spielte. Humphries kam auf 100,14 Punkte im Average und hatte eine Doppelquote in Höhe von 51,9 Prozent.
„Phänomenales Match. Gaga hat gezeigt, was er kann. Wenn Humphries den sechsten Satz nicht holt, glaube ich, hätte Gabriel Clemens diese Partie gewonnen“, fiel das Fazit von SPORT1-Experte Max Hopp aus.
Darts-WM: Pfiffe gegen Luke Humphries
Schon beim Walk-on machten die deutschen Fans im Londoner Alexandra Palace auf sich aufmerksam. Humphries wurde vereinzelt und im TV deutlich hörbar ausgepfiffen. Die ersten Legs wurden von „Gabriel Clemens“-Sprechchören begleitet.
Clemens erwischte einen guten Start und brachte sein Anwurfleg ins Ziel. Die folgenden drei Legs schnappte sich allerdings Humphries und damit auch den ersten Satz. Auch Satz zwei ging an den Engländer (3:1), der sich nun im Scoring stark verbessert zeigte.
„Da war mehr drin in den ersten beiden Sätzen. Die Gelegenheiten, die du kriegst, musst du einfach nutzen. Luke Humphries ist ein Weltklasse-Spieler. Du musst diese Momente mitnehmen“, resümierte SPORT1-Experte Robert Marijanovic zu Beginn des dritten Satzes und verwies auf die vergebenen Darts auf Doppel von Clemens.
Clemens zaubert zahlreiche Highfinishes ins Board
Im dritten Leg des dritten Satzes sorgte Clemens dann für ein echtes Highlight: Über Bullseye, Single-Bull und Bullseye checkte der Deutsche 125 Punkte zum Leggewinn. Beflügelt vom Highfinish startete Clemens mit einer 180 in das nächste Leg, breakte Humphries und glich zum 2:2 in Legs aus. Den Decider sicherte sich allerdings Humphries - und damit auch die 3:0-Satzführung.
Zu Beginn des vierten Satzes checkte Clemens 81 Punkte zum Break über die Doppel-13 und ließ einen lauten Schrei heraus. „Der ist sauer und das ist gut so“, sagte Marijanovic. Im nächsten Leg folgte prompt das nächste starke Finish des Deutschen: Über Bullseye nahm er 121 Punkte raus und ging mit 2:0 in Legs in Führung.
Und Clemens war noch lange nicht fertig: Ein 116er-Checkout über die Doppel-18 bedeutete den ersten Satzgewinn des Saarländers. Besonders beeindruckend war sein Satzaverage im dritten Durchgang - 115,62 Punkte! „Das war ein hervorragender Satz. Clemens spielt gerade echt, echt gut“, befand Hopp: „Das war eine Kampfansage an Luke Humphries.“
Darts: Humphries nimmt den Big Fish raus
Das Niveau blieb auch in Satz fünf unglaublich hoch. Clemens spielte einen 11-Darter zum 2:1 ins Legs ehe sich Humphries revanchierte und den Big Fish - das höchstmögliche Finish im Darts - rausnahm und zum 2:2 in Legs ausglich. Den Decider sicherte sich wiederum Clemens und damit auch den Satz.
Im vierten Leg des sechsten Satzes hatte Clemens die große Chance auf den Satzausgleich, aber der Deutsche vergab drei Darts auf die Doppel.
„Leider habe ich es nicht geschafft. 3:3 wäre echt interessant geworden“, sagte Clemens nach dem Spiel zu diesem entscheidenden Moment.
Auch der Decider im sechsten Satz ging verloren - Humphries verwandelte seinen ersten Matchdart auf der Doppel-13. Der Engländer war sichtlich erleichtert und umarmte Clemens innig. „Ein unfassbar geiles Match“, freute sich SPORT1-Kommentator Basti Schwele.
Der unglaubliche Run von Clemens ins WM-Halbfinale
Clemens hat ein schwieriges Jahr hinter sich und enthüllte im November, dass er an Arthrose leidet. Aber der Deutsche hat beste Erinnerungen an den Alexandra Palace: 2023 erreichte Clemens als erster Deutscher der Geschichte das WM-Halbfinale.
Im Vorjahr verlor der „German Giant“ noch sein Auftaktmatch gegen Rob Owen (1:3). Nach Siegen gegen Alex Spellman (3:0) und Wessel Nijman (3:0) war nun in Runde drei gegen Humphries Endstation.
Nach Clemens verabschiedete sich im letzten Match des Abends mit Arno Merk auch noch der letzte verbliebene deutsche Teilnehmer aus dem Turnier. Der WM-Debütant hatte gegen den dreimaligen Weltmeister Michael van Gerwen klar das Nachsehen (1:4).
Derweil wird Humphries, Weltmeister von 2024, im Achtelfinale auf Nathan Aspinall (England) oder Kevin Doets (Niederlande) treffen.