Er ist der nächste Rohdiamant, den es zu schleifen gilt.
Der Fluch des guten BVB-Scoutings
Entsprechend begehrt ist Jude Bellingham, auch bei internationalen Topklubs. Doch das Rennen macht - sofern Manchester United nicht dazwischen funkt - voraussichtlich Borussia Dortmund.
Auch weil die Dortmunder in der jüngeren Vergangenheit vielen solcher Rohdiamanten zu großem Glanz verholfen haben, sie mit enormer Wertsteigerung verkauft und sich damit einen Ruf erarbeitet haben.
"Bei uns passieren die Dinge nicht aus Versehen oder zufällig. Es ist eine klare und eindeutige Strategie, dass wir keine Superstars kaufen, sondern sie erschaffen", sagte Nachwuchskoordinator Lars Ricken kürzlich der BBC, die der Dortmunder Nachwuchsarbeit ein großes Porträt widmete.
BVB-Nachwuchsarbeit zahlt sich aus
Anlass war ein möglicher Mega-Transfer von BVB-Flügelstürmer Jadon Sancho, um den diverse englische Topklubs buhlen. Im Falle eines Abgangs darf Dortmund wohl auf eine dreistellige Millionensumme hoffen - ein satter Gewinn angesichts der acht Millionen Euro, die der BVB 2017 als Ablöse an Manchester City zahlte.
Dortmunds Ziel sei es, "Spieler aus Dortmund und Umgebung auszubilden", erklärte Ricken die Philosophie: "Aber wenn wir Spieler aus dem Ausland mit Potenzial finden, gehen wir das Risiko ein, sie unter Vertrag zu nehmen."
Doch die erfolgreiche Arbeit der vergangenen Jahre hat im wahrsten Sinne des Wortes ihren Preis. Und führt dazu, dass der BVB ein immer höheres Risiko eingehen muss, nicht nur finanziell.
BVB gründet Abteilung "Toptalente Scouting"
Im Falle Sanchos war es noch überschaubar und könnte sich auszahlen. So wie bei Ousmane Dembélé, den Dortmund 2016 für 15 Millionen Euro von Stade Rennes holte und ein Jahr später für 105 Millionen Euro an den FC Barcelona verkaufte.
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Der BVB hat sich auf das Aufspüren solcher Rohdiamanten spezialisiert. "Wir haben extra eine Unterabteilung 'Toptalente Scouting' gegründet", erklärte Sportdirektor Michael Zorc: "Die Jungs sind gerade bei den internationalen Turnieren unterwegs und machen da einen super Job."
So rückte etwa Bellingham schon im vergangenen Sommer in den Fokus des BVB - noch bevor er sein Profidebüt gefeiert hat. Chefscout Markus Pilawa beobachtete ihn mehrfach.
Finanzielles Risiko bei Bellingham
Doch Bellingham entschied sich für einen Verbleib bei seinem Jugendverein bei Birmingham City. Während er im Sommer 2019 noch ablösefrei gewesen wäre, müssen die Dortmunder nun tiefer in die Tasche greifen.
Sollte der BVB für Bellingham die kolportierte Ablösesumme von 35 Millionen Euro auf den Tisch legen, wäre das Mittelfeldjuwel die neue Rekordverpflichtung des BVB. Der gute Dortmunder Ruf als Sprungbrett für Talente hat mittlerweile seinen Preis.
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Und das Risiko für Dortmund wird insofern größer, da die verpflichteten Teenager immer jünger werden. Bellingham ist erst 16, trotz seiner vielversprechenden Veranlagungen ist schwer abzusehen, ob seine weitere Karriere auch den erhofften Verlauf nimmt.
"Die Belastungen, die wir den Spielern aufbürden, sind sehr hoch", weiß auch Ricken: "Schule, Fußball, Nationalmannschaften. Das alles kann 70 oder 80 Stunden pro Woche dauern. Die Jungs müssen schon in sehr jungen Jahren erwachsen, konzentriert und diszipliniert sein."
Dortmunds Ruf lockt Talente wie Haaland
Die Anforderungen sind groß, die Perspektive ist es aus Sicht der Youngster aber auch.
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Schließlich entschied sich im Winter der international ebenfalls heiß umworbene Erling Haaland bewusst für den BVB, um dort den nächsten Schritt zu machen.
Der 17-jährige Giovanni Reyna, den die Dortmunder im vergangenen Sommer aus der Nachwuchsakademie des New York City FC ins Ruhrgebiet lotsten, ist seit der Winterpause fester Bestandteil des Profikaders.
Der Feinschliff dieses Dortmunder Rohdiamanten hat gerade erst begonnen.