Wieder einmal stand Rafal Gikiewicz im Mittelpunkt.
Die unverzichtbare Reizfigur
Der 34 Jahre alte Keeper des FC Augsburg geriet nach Schlusspfiff der Partie seines Klubs bei Schalke 04 (3:2 für Augsburg) mit Simon Terodde aneinander. Der Schalke-Knipser stürmte wutentbrannt ins Tor des Gegners und lieferte sich eine kleine Rangelei mit Gikiewicz.
Beide Spieler brüllten sich an, Terodde schien sich an einer Geste des polnischen Schlussmannes zu stören. Gikiewicz hatte eine Armbewegung in Richtung Schalke-Fans gemacht, diese sei nach eigener Aussage aber nicht als Provokation zu verstehen gewesen.
Gikiewicz nicht zum ersten Mal im Blickpunkt
Vielmehr sei er von einem Feuerzeug getroffen worden. „Zum eigenen Schutz habe ich den Arm hochgehalten und mein Handtuch und Trinkflasche aufgehoben“, schrieb der FCA-Keeper bei Instagram. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Gikiewicz also nur Opfer? Die Fuggerstädter wissen genau, was sie an ihrem Keeper haben. „Der Rafa ist ja nicht immer ganz unschuldig. Manchmal muss man ihn zurückhalten, aber natürlich schützen wir unseren Torwart“, sagte Siegtorschütze André Hahn nach der Partie bei DAZN.
Klar ist: Es ist bei weitem nicht das erste Mal, dass sich der Torwart mit gegnerischen Spielern oder Fans anlegt. Erst kurz vor der Länderspielpause zog er beim Überraschungserfolg über den FC Bayern Joshua Kimmichs Zorn auf sich, als er sich aufreizend viel Zeit in der Schlussphase ließ.
Unvergessen sind auch die Szenen aus dem Spiel gegen Werder Bremen Anfang September. Nachdem Gikiewicz in der Nachspielzeit einen Strafstoß von Marvin Ducksch gehalten hatte und damit den 1:0-Sieg seines Teams perfekt gemacht hatte, ließ er sich zu einer provozierenden Geste gegenüber den Werder-Fans hinreißen.
Gikiewicz legt sich mit Werder-Fans an
Gikiewicz legte den Finger auf seine Lippen und deutete den Bremer Anhängern an, den Mund zu halten. Das ließen einige der Fans nicht auf sich sitzen und stürmten in Richtung Spielfeld, bevor sie zurück auf ihre Plätze gedrückt wurden. Der FCA-Keeper rechtfertigte sich nach der Partie, er sei die komplette Spielzeit von den gegnerischen Anhängern beleidigt worden.
In seiner Bundesliga-Zeit musste Gikiewicz schon einiges einstecken. Er bewies allerdings auch schon mehrfach, dass er kein Kind von Traurigkeit ist. Gikiewicz polarisiert, ist Reizfigur. Und er nimmt, wenn es nötig ist, kein Blatt vor den Mund. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
So auch im Oktober 2021, als ihm nach einer 1:4-Klatsche gegen den FSV Mainz 05 der Kragen platzte. „Mit dieser mentalen Vorbereitung kann man nicht in der Bundesliga spielen, nicht mal in der Kreisliga“, wetterte er. Er habe keinen Bock, jeden Abend drei, vier Tore zu bekommen. „Ich habe das Gefühl, dass wir zu satt sind und keinen Spaß daran haben, in der Bundesliga Fußball zu spielen.“
Auf dem Platz steht Gikiewicz dauerhaft unter Strom. „Als Torwart explodiert eine Bombe, wenn du einen Fehler machst, aber ich liebe diesen Stress“, erzählte er vor einiger Zeit im SPORT1-Format Split it!.
Gikiewicz glänzt für Augsburg
Erst unter Druck blüht der 34-Jährige richtig auf. „Ich liebe diesen Schmerz, wenn du nach links oder nach rechts springst oder in ein Duell mit dem Stürmer gehst. Ich komme aus Polen. Ich habe keine Angst.“
Doch Gikiewicz ist viel mehr als nur Reizfigur. Der Führungsspieler geht im Team von Enrico Maaßen auch auf dem Platz mit Leistung voran. In der noch jungen Spielzeit ist er maßgeblich am Augsburger Höhenflug mit drei Siegen in Folge und dem Sprung auf Platz 10 beteiligt - obwohl es zu Saisonbeginn noch Gerüchte über einen Torwart-Transfer gegeben hatte, die FCA-Kapitän Jeffrey Gouweleeuw verurteilt hatte. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Beide gegen Augsburg verhängten Strafstöße in dieser Saison parierte der 1,90 Meter große Schlussmann. Mit einem kicker-Notenschnitt von 2,36 belegt er Platz drei in dieser Spielzeit. Von den Keepern ist nur Gregor Kobel vom BVB besser.
Sportlich gesehen ist Gikiewicz seit seinem Wechsel von Union Berlin aus dem Jahr 2020 ein Glücksfall für den FCA. Und die nötige Emotionalität für den Abstiegskampf bringt er allemal mit.