Bundesliga>

FC Bayern: Wo ist der zweite Olise?

Wer wird der zweite Olise?

Michael Olise hat eine herausragende Debütsaison im Trikot des FC Bayern absolviert. Doch die Stärken des Franzosen legen auch schonungslos die Schwächen der Münchner offen. Wie lassen sich diese beheben?
Michael Olise (l.) war in der abgelaufenen Saison konstantester Spieler des FC Bayern
Michael Olise (l.) war in der abgelaufenen Saison konstantester Spieler des FC Bayern
© IMAGO/DeFodi Images
Michael Olise hat eine herausragende Debütsaison im Trikot des FC Bayern absolviert. Doch die Stärken des Franzosen legen auch schonungslos die Schwächen der Münchner offen. Wie lassen sich diese beheben?

Wenn nach dieser Debütsaison beim FC Bayern eines über Michael Olise feststeht, dann wohl die Tatsache, dass der Franzose ein in jeder Hinsicht besonderer Typ ist. Wahlweise besonders cool, besonders schüchtern oder besonders gut. Symbolisch war die Schalenübergabe am vorletzten Spieltag in der Allianz Arena. Dabei wirkte es so, als sei es ihm sichtlich unangenehm gewesen, das Objekt der Begierde in Empfang zu nehmen.

Von Emotionen fehlte jede Spur. Einmal hoch, dann schnell wieder runter. Fertig. Ob Olise einfach nur schüchtern ist oder Coolness ausstrahlen möchte, darüber lässt sich spekulieren. Fakt ist aber: Seine Auftritte in der abgelaufenen Spielzeit hätten auf alle Fälle einen ausgiebigeren Jubel verdient. Er war nicht weniger als der auffälligste und konstanteste Spieler der Münchner. Sportvorstand Max Eberl kürte ihn deshalb zum „Mann der Saison”.

Olise stellt die teaminterne Konkurrenz in den Schatten

Im vergangenen Sommer wechselte Olise für 53 Millionen Euro von Crystal Palace an die Säbener Straße. Obwohl er auch noch die Olympischen Spiele in den Knochen hatte, war er stets ein Aktivposten. Wenn nichts lief, halfen oft genug die Einzelaktionen des 23-Jährigen. Letztlich kam er auf beeindruckende 38 Scorerpunkte. Doch was für Olise gut war, lässt sich gleichwohl auch als kleines Problem werten. Denn die anderen Flügelflitzer wie Kingsley Coman, Leroy Sané und Serge Gnabry standen deutlich im Schatten.

Zur Veranschaulichung: Coman, Sané und Gnabry brachten es zusammen „nur“ auf 45 Tore und Assists, also lediglich sieben mehr als Olise allein. So bestimmte das Ungleichgewicht unter den Flügelspielern schon während der Saison immer wieder die Schlagzeilen. Olise lieferte jederzeit ab und hatte seinen Stammplatz stets sicher. Der Rest schwankte in den Leistungen und wurde ein ums andere Mal von Formkrisen oder Verletzungen ausgebremst.

Im Hinblick auf die kommende Saison stellt sich so fast zwangsläufig die Frage: Wie lässt sich das Problem der fehlenden Balance lösen? Fest steht, dass weder Sané noch Coman oder Gnabry als Spieler gelten, die für die Zukunft stehen und eine neue Ära prägen können. Sanés Vertrag läuft in diesem Sommer aus, Gnabrys im nächsten Jahr, Comans dann 2027. Dazu sind alle drei anfällig für körperliche Beschwerden und gehen auf ihren 30. Geburtstag zu – für Fußballer also nicht mehr die Jüngsten.

Zwei Namen könnten die Lösung sein

Bleibt in der Theorie vor allem eine andere Option, um das entstandene Ungleichgewicht auf den Flügelpositionen wiederherzustellen: noch einen neuen Mann holen. Ein Name, der in diesem Zusammenhang immer wieder fällt, ist Nico Williams. Der flinke Linksaußen aus Spanien steht bei seinem aktuellen Verein Athletic Bilbao noch bis 2027 unter Vertrag. Die Bayern beobachten nach wie vor seine Situation. Aktuell ist er noch zu teuer, was sich aber durchaus ändern kann.

Der Vorteil bei ihm wäre, dass Trainer Vincent Kompany sein bewährtes 4-2-3-1-System nicht umstellen müsste. Andererseits verlief Williams‘ Entwicklung seit dem Triumph bei der Europameisterschaft im vergangenen Jahr nicht mehr ganz so rasant. Zahlreiche kleinere Blessuren zwangen ihn zu vielen kurzen Ruhepausen. So kam er in LaLiga in 28 Partien lediglich auf fünf Tore und fünf Vorlagen. Eine weitere Alternative, wenn auch nicht eins zu eins auf der gleichen Position, ist derjenige, an dem die Münchner bereits intensiv arbeiten: Florian Wirtz.

Nach SPORT1-Informationen befindet sich der FC Bayern nach wie vor in der Pole Position – und das aus gutem Grund. Wie eine hochrangige, klubinterne Quelle verriet, wurde die Causa Wirtz schon vor langer Zeit vom Privatwunsch des erklärten Fans Uli Hoeneß zum dringenden Transferziel des gesamten Klubs „heraufgestuft“. Der deutsche Nationalspieler wäre demnach die klare Wunschlösung, um dem Angriffsspiel jenseits von Olise neuen Schwung zu verleihen.

Wenn du hier klickst, siehst du Spotify-Inhalte und willigst ein, dass deine Daten zu den in der Datenschutzerklärung von Spotify dargestellten Zwecken verarbeitet werden. SPORT1 hat keinen Einfluss auf diese Datenverarbeitung. Du hast auch die Möglichkeit alle Social Widgets zu aktivieren. Hinweise zum Widerruf findest du hier.
IMMER AKZEPTIEREN
EINMAL AKZEPTIEREN

Weicht Musiala nach links aus?

Sollte Wirtz tatsächlich kommen, könnten die Bayern ihr System umstellen und ein 4-1-4-1 mit zwei Zehnern praktizieren – dies ist die dem Vernehmen nach bisher favorisierte Option. Doch auch die Fortführung des 4-2-3-1 wäre möglich, nur eben mit einem klassischen Flügelspieler in der offensiven Dreierreihe hinter Harry Kane. Jamal Musiala könnte in diesem Fall auf der linken Seite den perfekten, technisch versierten Gegenpart zu Olise geben, Wirtz könnte aus der Mitte für kreative Impulse sorgen.

All das sind derzeit nur Gedankenspiele, die von Sané ausgebremst werden. Der 29-Jährige hat eine Verlängerung zu den ursprünglich vereinbarten Konditionen ausgeschlagen. Noch ist das letzte Wort aber nicht gesprochen. Solange unklar ist, ob er in der nächsten Saison im Bayern-Trikot spielt, ist auch offen, wie der FC Bayern einen „zweiten Olise“ aufbauen will. Und so wie es aussieht, könnte dieser Zustand noch einige Tage andauern.