Uli Hoeneß könnte eigentlich zufrieden sein. Seine Bayern sind Meister und auch die Diskussion um die Ibiza-Reise einiger Münchner Stars ist dank des deutlichen Sieges bei der TSG Hoffenheim beendet.
Warum der FC Bayern bei Sané nicht durchgreift
Die Wahrheit hinter Bayerns Zögern
Doch der Klub-Patron und all die anderen Entscheidungsträger haben weiter ein großes Problem: Leroy Sané hat seinen Vertrag noch immer nicht verlängert. Jenes Angebot, das die Bayern ihm vorgelegt haben und auch nicht aufbessern wollen, hat er abgelehnt. Was nun?
Reizthema für Hoeneß
Dass die Personalie an der Säbener Straße zum Reizthema geworden ist, zeigte sich zuletzt gut an Hoeneß. Als er am Sonntagmittag den Innenhof des Münchner Rathauses betrat und SPORT1 nach der Zukunft Sanés fragte, schimpfte der Aufsichtsrat: „Ich weiß gar nicht, was ihr immer für ein Theater macht. Das ist doch nicht euer Problem, das ist unser Problem!“
Vordergründig setzt Hoeneß – wie bereits am Samstagabend am Rande der Saisonabschlussfeier – auf das Rezept Medienschelte, seine Aussagen zeigen aber auch: Die Bayern sind tatsächlich nicht glücklich über Sanés Verhalten. Der Patron sagt es selbst: Die Personalie ist zum Problem für den Rekordmeister geworden.
Bayern verzichtet auf Deadline
Die Klub-Bosse wissen, dass sie sich in den Verhandlungen nicht auf dem Fahrersitz befinden. Der Knackpunkt: Noch hat man keinen Ersatz für den 29-Jährigen gefunden. SPORT1-Informationen zufolge hätten die Münchner Sané andernfalls schon längst den Stuhl vor die Tür gestellt.
Doch so müssen sie abwarten, was Sané tut und können nicht durchgreifen. Eine Situation, die Hoeneß & Co. wurmt. Zähneknirschend räumt man dem Profi weitere Bedenkzeit ein und verzichtet darauf, dem Noch-Bayern-Star eine Deadline zu setzen.
Während sich Sané aktuell von jedem Mikrofon fernhält, können sich die Verantwortlichen diesen Luxus nicht leisten. Präsident Herbert Hainer und Sportvorstand Max Eberl äußerten sich dabei recht versöhnlich und vermieden Aussagen, die der Spieler und sein Berater Pini Zahavi als Angriff verstehen könnten.
Hainer machte zumindest sanft Druck und erklärte: „Es wird jetzt sicherlich in diesen Tagen entschieden, denn es gehen ja dann alle in den Urlaub und dann geht es weiter zur Klub-WM und bis dahin muss das natürlich klar sein.“ Und Eberl stellte klar: „Wir werden nicht mit uns spielen lassen.“
Fans gehen auf Distanz
Es sind Worte, die vielen Fans gefallen. Die Kommentarspalten in den sozialen Medien sind voll von FCB-Anhängern, die die Geduld mit Sané verloren haben. Auf dem Rathausbalkon wurde ihm ein vergleichsweise kühler Empfang beschert, bei seiner Einwechslung im Heimspiel gegen Gladbach gab es sogar einige Pfiffe.
Viele Beobachter wundern sich derweil über Eberls zahme Marschroute – doch hier hat er die volle Unterstützung von Hoeneß. Der Patriarch beklagt schon seit längerer Zeit die immer weiter gewachsene Macht von Spielern und Beratern.
„Leroy – so fühlt sich das an – würde gerne bleiben“, sagte Eberl am Sonntag zu SPORT1. Das klingt nach einer zumindest zarten Tendenz pro Bayern. Doch hinter den Kulissen ist man vorsichtiger. In der Führungsetage sieht man die Chancen dem Vernehmen nach bei höchstens 50 Prozent. Sané hält man dort mittlerweile für nicht mehr berechenbar.