„In diesem Alter ist er weiter, als es Messi zur gleichen Zeit war.“
FC Bayern: Ist Karl wirklich weiter als Messi?
Matthäus‘ Karl-These auf Prüfstand
Kaum ein Satz könnte den aktuellen Hype um Bayerns Shootingstar Lennart Karl wohl besser zusammenfassen als diese Behauptung, die Lothar Matthäus jüngst aufstellte.
Der Rekordnationalspieler erklärte in der Sport Bild: „Messi hat länger auf ein Tor gewartet und hatte statistisch nicht die Einsatzzeiten, die Karl nun schon bekommt.“
Doch wie viel Substanz steckt in dieser brisanten These, die den Youngster des deutschen Rekordmeisters mit dem argentinischen Weltstar vergleicht? SPORT1 hat unter Einbezug der Opta-Daten von Stats Perform die Werte der beiden Spieler aus ihren jeweiligen Debütsaisons gegenübergestellt.
Karl spielt mehr als der junge Messi
Was die Anzahl an Pflichtspieleinsätzen angeht, hat Karl tatsächlich die Nase vorn. Das Top-Talent der Münchner bestritt am Mittwoch im DFB-Pokal gegen Union Berlin (3:2) im Alter von 17 Jahren und 284 Tagen bereits sein 18. Pflichtspiel im Profigeschäft. Dabei stand Karl sogar achtmal in der Startelf.
Messi hingegen, der in der Saison 2004/05 erstmals zum Aufgebot der ersten Mannschaft des FC Barcelona zählte, kam in demselben Alter auf sieben Einsätze insgesamt, davon zwei von Beginn an.
Bemerkenswert ist das vor allem, weil Messi bei seinem Profidebüt jünger als Karl war: Am 16. Oktober 2004 gegen Espanyol wurde der Argentinier mit 17 Jahren, drei Monaten und 22 Tagen erstmals eingewechselt. Karl lief dagegen erst mit 17 Jahren und sechs Monaten (am 22. August 2025 beim 6:0 gegen Leipzig) für die FCB-Profis auf.
Karl in den ersten Spielen treffsicherer
Bei den Torbeteiligungen liegt der Bayern-Youngster wie bei den Einsätzen vor Messi. Der gebürtige Franke verzeichnete bereits sechs direkte Torbeteiligungen (vier Tore, zwei Assists). Messi verbuchte seinen ersten Scorerpunkt dagegen erst im Alter von 17 Jahren und 312 Tagen, als er am 1. Mai 2005 gegen Albacete als bis dato jüngster Ligatorschütze der Barca-Geschichte traf.
Es sollte gar Messis einzige Torbeteiligung in seinen ersten 18 Pflichtspielen für die Blaugrana sein - fünf weniger als Karl in seinen ersten 18 Bayern-Einsätzen.
Diese vorgelegten Fakten stützen Matthäus‘ Aussage klar. Doch sie erzählen nicht die ganze Geschichte.
Das muss beim Messi-Vergleich beachtet werden
Denn als Messi den Sprung zu den Profis wagte, war der Angriff des FC Barcelona herausragend besetzt: So führte auf dem linken Flügel am damals 25-jährigen Ronaldinho kein Weg vorbei. Ansonsten mischten in der Offensive noch Kameruns Fußball-Ikone Samuel Eto’o, Kreativspieler Deco und der Franzose Ludovic Giuly mit.
Für Messi gab es unter Trainer Frank Rijkaard folglich nur wenige Einsatzmöglichkeiten. Wie sich Karl in jenem Team geschlagen hätte, kann natürlich nur gemutmaßt werden. Bei den Bayern profitiert der U21-Nationalspieler aktuell sicherlich auch vom Ausfall von Jamal Musiala und davon, dass Trainer Vincent Kompany mehrfach rotierte.
Zusätzlich fehlte Messi den Katalanen in seiner Debütsaison fast zwei Monate, da er von Januar bis Februar für Argentinien bei der U20-Südamerikameisterschaft spielte. Beim Turnier erzielte er in neun Partien fünf Tore, Argentinien wurde am Ende Dritter.
Karl eifert seinem Idol nach
Dass der Vergleich zwischen Messi und Karl nicht von ungefähr kommt, liegt auch daran, dass Karl den Weltstar bereits öffentlich als sein Idol bezeichnete.
Olaf Thon, Weltmeister von 1990, zog Mitte November im SPORT1-Interview erstmals spielerische Parallelen: „Durch seine Spielweise kann man ihn mit Lionel Messi vergleichen.“ Ob der Teenager seinem Idol nacheifern könne, werde sich zeigen, erklärte der Ex-Bayern-Profi weiter.
Doch nicht überall stößt es auf Zustimmung, wenn Karl und Messi in einem Atemzug genannt werden.
Wirbel um Messi-Vergleich
Ex-Profi Mario Basler fand bezüglich der Messi-Vergleiche deutliche Worte: „Der hat im Moment noch keinen kleinen Zeh von dem. Lasst ihn sich doch mal die nächsten fünf, sechs Jahre entwickeln“, forderte Basler im „Fantalk“ auf SPORT1.
Nicht zuletzt durch die selbstbewussten Auftritte von Karl - auf und neben dem Platz - wurde das Thema weiter befeuert. „Natürlich kann man mich mit Messi vergleichen. Das sagen sehr viele“, sagte der 17-Jährige nach dem 6:2-Sieg gegen Freiburg, als er auf den Vergleich angesprochen wurde.
Dieser einzelne Satz verbreitete sich wie ein Lauffeuer in den sozialen Medien. Später schränkte Karl auf SPORT1-Nachfrage in der Mixed Zone aber noch mal ein: „Jetzt kann ich mich eigentlich nicht mit Messi vergleichen, das ist was ganz anderes.“ Der Offensivspieler sehe die Ähnlichkeit eher in der Tatsache, dass er wie der Argentinier Linksfuß sei.
Die Qualität von Messi könne er aber „natürlich“ erreichen, „wenn es so weitergeht“, merkte Karl indes an.
Eins ist sicher: Sollte Karl auch künftig so konstant abliefern, werden die Vergleiche mit dem jungen Lionel Messi so schnell nicht verstummen.