Bundesliga>

FC Bayern: Kompany löst ein Versprechen an Hoeneß ein

Kompany löst Versprechen an Hoeneß ein

Beim Sieg in Heidenheim schenkt Vincent Kompany zwei Bayern-Talenten die ersten Profiminuten. Dahinter steckt weit mehr als nur eine nette Geste.
Die Youngster Cassiano Kiala und David Daiber debütierten beim 4:0-Sieg gegen den 1. FC Heidenheim für den FC Bayern. Vincent Kompany erklärt, was von den Talenten in Zukunft zu erwarten ist.
Beim Sieg in Heidenheim schenkt Vincent Kompany zwei Bayern-Talenten die ersten Profiminuten. Dahinter steckt weit mehr als nur eine nette Geste.

Bevor David Santos Daiber erstmals den Rasen in der Bundesliga betrat, bekreuzigte sich der 18-jährige Portugiese. Neben Beistand von oben erhielt er auf dem Platz Unterstützung von Jonathan Tah.

Der erfahrene Abwehrspieler des FC Bayern nahm Santos Daiber nach dessen Einwechslung in der 72. Minute im Spiel beim 1. FC Heidenheim gleich an die Hand, half ihm mit Anweisungen bei seinen ersten Profiminuten.

Dass Trainer Vincent Kompany den Youngster bei Temperaturen um den Gefrierpunkt auf der Ostalb ins eiskalte Wasser warf, ist durchaus bemerkenswert.

Schließlich stand es zu dem Zeitpunkt „nur“ 2:0 für die Bayern. Und kurz darauf verhinderte Jonas Urbig mit einer starken Tat gegen Stefan Schimmer sogar den Anschluss.

FC Bayern: Youngster mit wichtigen Balleroberungen

Doch letztlich war es auch Santos Daiber zu verdanken, dass die Bayern den Sieg sicherten. Vor dem 3:0 durch Luis Díaz (87.) eroberte der defensive Mittelfeldspieler am eigenen Sechzehner den Ball und trieb den erfolgreichen Spielzug mit einer klugen Verlagerung auf Vorbereiter Josip Stanisic weiter voran.

Bei der Entstehung des 4:0 durch Harry Kane (90.+3) hatte Santos Daiber ebenfalls seine Füße im Spiel – nachdem der zweite, erst 16 Jahre junge Debütant Cassiano Kiala, der kurz zuvor eingewechselt worden war, den Ball nach einem Befreiungsschlag von Diant Ramaj gesichert hatte.

Die Namen dürften vor der Partie nur wenigen geläufig gewesen sein, doch intern sind die Talente bestens bekannt. „Daiber und Kiala sind Jungs, die schon fast acht Monate mit uns trainieren. Sie haben richtig viel Erfahrung aufgebaut, aber im Training“, sagte Kompany: „Wenn sie reinkommen, sind das Spieler, die die Abläufe kennen und denen wir vertrauen können.“

Die Profidebüts von Santos Daiber und Kiala waren aber nicht bloß vorweihnachtliche Geschenke, sondern sind auch weitere Belege dafür, dass sich der Wind bei der Einbindung von Talenten merklich gedreht hat.

Kompany löst Versprechen an Hoeneß ein

Natürlich wurde dieser Schritt am Sonntag auch begünstigt durch die zahlreichen Ausfälle bei den Bayern, die in Heidenheim aus diversen Gründen gleich auf neun Stars verzichten mussten. Dennoch scheinen die Zeiten, in denen Thomas Tuchel als Bayern-Trainer angesichts von Personalnot öffentlich Neuzugänge forderte, definitiv vorbei.

Von Kompany kennt man solche Worte nicht. Er sieht Transfers ohnehin nicht als seine Aufgabe, sondern die Arbeit mit seiner Mannschaft. Und da löst er nun mehr und mehr ein Versprechen ein, das er Klub-Patron Uli Hoeneß im Sommer gegeben hatte. „Er hat uns zugesagt, dass er im Laufe der Saison den einen oder anderen einbauen wird“, verriet Hoeneß im September im Doppelpass auf SPORT1.

Bei Lennart Karl hielt Kompany erfolgreich Wort. Der 17 Jahre alte Youngster zählt zu den Senkrechtstartern der Saison und stand auch in Heidenheim fast wie selbstverständlich in der Startelf. Und der ebenfalls 17 Jahre alte Wisdom Mike bestritt auf der Ostalb seinen vierten Kurzeinsatz als Profi.

„Die Jungs sind seit der Klub-WM dabei. Sie sollen Dinge verstehen, Abläufe verstehen, sich in der Gruppe integrieren“, sagte Sportvorstand Max Eberl: „Das hat Lennart herausragend getan. Cassiano, David, aber auch die anderen alle sind immer wieder dabei im Training. Und das macht sich einfach bezahlt. Und dann kommt der Moment, in dem Spieler ausfallen - das ist im Profifußball so. Dann werden Spieler dazugenommen ohne mit der Wimper zu zucken.“

Liefert der Bayern-Campus endlich die Antwort auf den Millionen-Wahnsinn?

Die engere Verzahnung zwischen Campus und Profis hatten sich die Bayern explizit auf die Fahnen geschrieben.

Zur Erinnerung: Das für rund 70 Millionen Euro gebaute neue Nachwuchsleistungszentrum an der Ingolstädter Straße wurde 2017 offiziell eingeweiht – im gleichen Jahr wechselte ein gewisser Neymar für die Rekordsumme von 222 Millionen Euro vom FC Barcelona zu PSG.

Für Hoeneß war der Campus die Antwort auf diese wahnsinnigen Summen.

Der Bayern-Campus war allerdings auch nie billig – und ist es auch im Unterhalt nicht. Daher wird es langsam Zeit, dass die Talente auch ihren Weg zu den Profis finden. Beispiele wie Paul Wanner, der mittlerweile sein Glück bei der PSV Eindhoven sucht, zeigen auch, dass die Bayern austesten, wer bereit ist, sich durchzubeißen.

Karl schickt sich gerade an, sich festzubeißen. Die jüngsten Debütanten Santos Daiber und Kiala haben da natürlich noch einen weiteren Weg vor sich. Aber der erste Schritt ist gemacht. Und die kontinuierliche Heranführung folgt der selbstauferlegten Philosophie.

Oder wie es Eberl formulierte: „Das ist das, was wir uns vorgestellt haben, wenn wir gesagt haben, wir wollen Campus und Lizenzspielermannschaft zusammenwachsen lassen.“