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DFB-Pokal: Der Mann, der eine Stadt vom Finale träumen lässt

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DFB-Pokal: Der Mann, der eine Stadt vom Finale träumen lässt

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Der Mann, der eine Stadt träumen lässt

Fortuna Düsseldorf hat im Halbfinale des DFB-Pokals die höchstmögliche Hürde vor sich - den Tabellenführer der Bundesliga aus Leverkusen. Doch ein Mann verkörpert den letzten Funken Hoffnung wie kein anderer. Vorhang auf für Christos Tzolis.
Fortuna Düsseldorf steht im Pokal-Halbfinale gegen Bayer Leverkusen vor einer hohen Hürde. Das Team von Daniel Thioune kommt aber mit viel Rückenwind - und hat einen besonderen Spieler, der den Unterschied machen könnte.
ntrettin
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Lukas Rott
Lukas Rott

„Es war unser Wunschlos“, kommentierte Daniel Thioune die Halbfinal-Auslosung mit einem süffisanten Lächeln, als er im Februar beim Aktuellen Sportstudio des ZDF zu Gast war. Da zog Düsseldorf ausgerechnet Bayer Leverkusen, den absoluten Titelfavoriten im DFB-Pokal - dazu noch auswärts. Schlimmer hätte es nicht kommen können. Doch Thioune wollte nicht sofort das Handtuch werfen, sondern erst einmal Schwachstellen beim Gegner suchen.

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Bloß lautet das durchaus problematische Ergebnis einige Wochen später: Thioune hat nichts gefunden, zu stabil präsentiert sich die Werkself in diesen Zeiten. „Es gibt keine Blaupause. Leverkusen ist seit 39 Spielen ungeschlagen, da wurde vieles richtig gemacht“, sagte der Trainer des Zweitligisten nun im SPORT1-Interview und verriet, worauf es am Mittwochabend (20.45 Uhr im LIVETICKER) ankommen wird: „Wir brauchen ganz viel Glück, den Fußballgott und Jungs, die Grenzen verwischen können - dann haben wir auch eine Chance.“

Eine Chance, die gewiss sehr klein ist, der 49-Jährige aber unbedingt am Schopfe packen will. „An Pokalabenden geht immer etwas in Richtung einer Sensation“, stellte Thioune klar, dieser Wettbewerb habe nun mal seine eigenen Gesetze. Zuletzt stemmten die Düsseldorfer den Pokal 1979 und 1980 in die Höhe, seitdem erreichte sie nie mehr das Finale. Jetzt könnte die Durststrecke trotz der scheinbar aussichtslosen Ausgangslage enden. Denn die Hoffnung auf eine Überraschung trägt einen Namen: Christos Tzolis.

Pokalheld Tzolis ist „absoluter Unterschiedsspieler“

Der Grieche gehört ohne Frage zu den Jungs, „die Grenzen verwischen können“. Zumindest stünde die Fortuna ohne ihn nicht da, wo sie sich derzeit befindet. In der 2. Liga verbucht Tzolis mittlerweile 17 Tore und neun Assists - ein wesentlicher Grund, weshalb Düsseldorf dort die Mannschaft der Stunde ist und am vergangenen Wochenende auf Platz drei sprang. Auch der große Traum vom Pokalfinale steht eng mit seiner Person in Verbindung.

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Fast schon unvergessen: Im dramatischen Viertelfinale gegen St. Pauli schoss Tzolis die Rheinländer mit einem aufreizend lässigen Panenka-Elfmeter in die nächste Runde. Inmitten der Extase bezeichnete Thioune die unter­kühlte Ausführung des entscheidenden Schusses zwar als „völlig unangemessen“ und empfand dies als „provozierende“ Geste in Richtung des Gegners. Der 22-Jährige konterte jedoch gewohnt frech: „Er war drin.“ Anschließend tanzte Tzolis in der Kabine zusammen mit der Mann­schaft den Sir­taki.

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Dass Thioune „nicht immer von allen Sachen vollends begeistert“ ist, die sein Schützling veranstaltet, beschrieben alle Szenen rund um diesen Elfmeter perfekt, das Verhältnis der beiden ist schließlich ein besonderes. Tzolis eckt hin und wieder an, sei aber „ein absoluter Unterschiedsspieler“, der „maximal ehrgeizig“ ist und „jedes Spiel gewinnen“ will - sportlich also unersetzbar, mit Thouine als großen Förderer. Dem Spieler wiederum gefällt die Beziehung zu seinem Trainer sehr. „So ein Vertrauen habe ich noch nie in meiner Karriere gespürt“, meinte er zuletzt.

Denn was der griechische Nationalspieler nicht vergessen hat: Als ihn Düsseldorf im Sommer per Leihe von Norwich City, gab es nicht wenige Kritiker, die in Tzolis einen körperlich nicht gerade „überragenden“ Profi sahen und ihn für überschätzt hielten. Der Verein habe ihm hingegen „eine Wohlfühloase geschaffen“ und dadurch zu Top-Leistungen getrieben, wie Thioune erklärte. Wohlgemerkt nie ohne den Hinweis, dass es bei ihm trotzdem noch Baustellen gebe, die vor allem im Rückwärtsgang liegen.

Fortuna setzt auf den Straßenfußballer

Inzwischen habe Tzolis aber dazu gelernt und sei bei der Arbeit nach hinten „deutlich besser“ geworden. „Er sieht auch, dass wir als Mannschaft erfolgreicher sind, wenn er in beide Richtungen hilft“, sagte Thouine über seinen Spieler, der den Ruf eines typischen „Straßenfußballers“ genießt. Was dazu führt, dass er seine eigenen Zahlen stets ganz fest im Blick hat und auch mal sauer ist, wenn er vor dem Schlusspfiff ausgewechselt wird.

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„Den kriegt man normalerweise gar nicht vom Platz runter. Jede Woche ist es die gleiche Herausforderung zu diskutieren, wieso ich ihn auswechseln möchte und er nicht noch länger drauf bleiben darf. Aber das zeichnet den Jungen ja aus - er will bis zum Ende dabeibleiben“, schilderte Fortunas Trainer Thouine die offenbar immer wiederkehrenden Erlebnisse mit Tzolis und fügte lächelnd hinzu: „Deswegen ist er für mich so ein bisschen eine Mischung aus Straßenfußball und Straßenköter.“

Auch bei den Fans ist Tzolis längst ein Liebling geworden. Um ihn über die Saison hinaus am Rhein zu halten, sammeln die Anhänger des Zweitligisten gar schon Geld auf einer Online-Spendenplattform. Fünf Millionen Euro müsste Düsseldorf an Norwich überweisen, um ihn dauerhaft zu halten - eigentlich eine viel zu hohe Summe für den Verein. Sollte der Griechen die Fortuna am Mittwoch ins Pokalfinale schießen, fließt zwar neues Geld in die Kassen, der Preis dürfte allerdings noch einmal steigen.