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Handball: Christian Schwarzer über Hanning, HBL, DHB-Team, Heinevetter & Gensheimer-Nachfolge

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Handball: Christian Schwarzer über Hanning, HBL, DHB-Team, Heinevetter & Gensheimer-Nachfolge

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Die neue Macht im Handball?

In der HBL dominieren die Ost-Klubs. Im SPORT1-Interview erläutert Ex-Nationalspieler Christian Schwarzer die Gründe und nimmt auch zu Silvio Heinevetter und dem DHB-Team Stellung.
Die deutschen Handballerinnen müssen in der EM-Qualifikation einen ersten Dämpfer hinnehmen. Sie kommen gegen Belarus nicht über ein Remis hinaus.
Tobias Wiltschek
Tobias Wiltschek

Ändert sich gerade das Matchverhältnis in der HBL?

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In der Handball-Bundesliga stehen mit dem SC Magdeburg und den Füchsen Berlin zwei Klubs aus dem Osten vorne in der Tabelle, während die sonst dominanten Kieler und Flensburger deutlich mehr zu kämpfen haben. (SERVICE: Die Tabelle der HBL)

Ex-Nationalspieler Christian Schwarzer analysiert im SPORT1-Interview die Gründe für die momentane Machtverschiebung. Zudem nimmt er zum Melsungen-Aus von Silvio Heinevetter Stellung. (SERVICE: Ergebnisse und Spielplan der HBL)

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Er spricht aber auch über die neuen Spieler im DHB-Team und die Ambitionen bei der im Januar stattfindenden EM. Dabei gibt es einen Seitenhieb für Ex-DHB-Vizepräsident Bob Hanning und dessen Gold-Ansage bei Olympia.

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Darum sind die Ost-Teams der HBL gerade so stark

SPORT1: Mit dem SC Magdeburg und den Füchsen Berlin stehen aktuell zwei Klubs aus dem Osten an der Tabellenspitze der Handball-Bundesliga. Warum sind diese Teams in der HBL aktuell so erfolgreich?

Schwarzer: Bei Magdeburg konnte man das schon ein bisschen erahnen. Bennet Wiegert hatte ja vor der Saison schon gesagt, er möchte näher an die beiden Großen mit Kiel und Flensburg heranrücken. Im Moment machen sie es wirklich gut. Wenn ich es richtig auf dem Schirm habe, sind aber auch Berlin und Magdeburg die beiden Mannschaften mit den wenigsten Kranken und Verletzten. In Flensburg herrscht dagegen schon wieder ein wahnsinniges Verletzungspech. In Kiel fallen Sagosen, Weinhold und Dahmke aus. So etwas zu kompensieren, ist auch für eine absolute Top-Mannschaft schwierig, gerade auch mit dem Programm mit Champions League, Bundesliga und Pokal.

SPORT1: Gibt es in der HBL eine Machtverschiebung vom Norden in den Osten?

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Schwarzer: Nein. Dafür ist die Saison noch viel zu lang. Es kommt wieder ein großes Turnier zwischendrin, wo die Nationalspieler unterwegs sind. Man sieht auch, dass Corona noch allgegenwärtig ist, trotz Impfung und allem Drum und Dran. Deshalb ist da im Endeffekt noch gar nichts passiert.

Heinevetter „immer noch einer der besten Torhüter der Liga“

SPORT1: Warum plant die MT Melsungen nach der Saison nicht mehr mit Silvio Heinevetter?

Schwarzer: Dafür gibt es mit Sicherheit Gründe, die ich jetzt nicht nennen kann. Ich denke, Silvio ist immer noch einer der besten Torhüter in der Liga. Aber wenn die MT beziehungsweise ihr neuer Trainer einen anderen Plan hat, dann ist das eben das Geschäft.

Die Zeit von Silvio Heinevetter in Melsungen neigt sich dem Ende entgegen
Die Zeit von Silvio Heinevetter in Melsungen neigt sich dem Ende entgegen

SPORT1: Wie kann es für Heinevetter sportlich weitergehen?

Schwarzer: Wenn man Jogi Bitter sieht oder andere Torhüter, die im hohen Alter noch hervorragende Leistungen bringen, dann kann auch er noch ein, zwei, drei Jährchen spielen. Ob das jetzt in der Bundesliga der Fall ist oder er noch mal Auslandserfahrungen sammeln will, weiß ich nicht. Ich denke mal, er hat nach seinem Engagement in Melsungen auch gewisse Gehaltsvorstellungen. Das muss natürlich alles sportlich und finanziell zusammenpassen.

SPORT1: Kommen wir zur Nationalmannschaft. Was halten Sie von den Debütanten in der DHB-Auswahl?

Schwarzer: Da sind ein paar junge, hungrige Spieler dabei, die sehr gute Leistungen in der Bundesliga gezeigt haben. Mich freut es besonders, weil da auch Jungs dabei sind, die ich im Jugendbereich der Nationalmannschaft mal betreuen durfte. Es ist immer eine gute Sache, da einen frischen Wind reinzubringen. Sie haben es verdient, den Adler auf der Brust zu tragen.“

SPORT1: Gibt es junge Spieler, auf die Sie besonders gespannt sind?

Schwarzer: Ja. Der Lukas Zerbe ist ein bisschen ein Spätstarter. Der war zwar auch mal im erweiterten Kreis der Jugend-Nationalmannschaft, aber eben nur auf dem Sprung. Da gab es damals andere, die ein bisschen weiter waren. Er macht es jetzt meiner Meinung nach überragend in Lemgo mit der Qualifikation des TBV für die European League. Auch jetzt zeigt er eine sehr gute Saisonleistung. Für ihn freut es mich besonders, dass er jetzt die Chance bekommt, auch in der Nationalmannschaft zu zeigen, was er drauf hat.

Kapitän nach Gensheimer? Schwarzer tippt auf Wiencek?

SPORT1: Wer kommt für Sie als möglicher Nachfolger von Uwe Gensheimer als Kapitän der Nationalmannschaft in Frage?

Schwarzer: Bei uns war es immer der Älteste oder der mit den meisten Länderspielen. Wichtig ist, dass er die komplette Rückendeckung des Trainers hat und bei den wichtigen Situationen eines Spiels auf dem Feld steht. Ich finde es besser, wenn es ein Feldspieler ist. Aber das muss Alfred im Endeffekt selbst wissen. Vielleicht ist für ihn auch einer wie Johannes Golla der richtige Kapitän? Einer mit einer sehr guten Perspektive für die Zukunft, der eine zentrale Rolle in Abwehr und Angriff einnimmt. Patrick Wiencek kann ein sehr guter Kandidat sein, weil er Woche für Woche in der Bundesliga und in der Champions League seinen Mann steht. Ich denke, am Ende trifft Alfred die Entscheidung alleine, das wird keine Entscheidung der Mannschaft sein.

Uwe Gensheimer hat seine Karriere in der Nationalmannschaft beendet
Uwe Gensheimer hat seine Karriere in der Nationalmannschaft beendet

Wenn ich mich auf einen Namen festlegen müsste, würde ich sagen: Wienczek wäre eine klassische Option, weil er schon lange dabei ist und eine zentrale Rolle vorne wie hinten einnimmt. Er kann der verlängerte Arm eines Trainers sein. Vielleicht ist aber auch Wienczek nicht immer dabei. Dann könnte man es mit einer Art Mannschaftsrat regeln mit drei, vier Jungs, die sich abwechseln. Wir hatten damals mit Markus Baur, Daniel Stephan und meiner Wenigkeit auch ein paar Jungs, die versucht haben, die Dinge in der Mannschaft zu regeln. Das muss nicht immer einer alleine sein. Natürlich kann nur einer die Mannschaft aufs Feld führen - aber die Aufgaben eines Kapitäns sind so weitreichend, dass es auch mehrere Spieler erledigen können.

SPORT1: Wie empfinden Sie die Nichtnominierung von Wolff und Heinevetter?

Schwarzer: Bitter gehört ja auch dazu. Das sind drei Jungs, die jetzt ein bisschen außen vor sind. Natürlich kann man immer wieder ausprobieren. Alfred hat mit Sicherheit auch die gezeigten Leistungen der Torhüter im Blick. In der Nationalmannschaft hätte man sich da zuletzt wahrscheinlich etwas mehr erhofft. Im letzten Spiel bei Olympia beispielsweise war der ägyptische Torhüter unseren beiden Torhütern deutlich überlegen, was die Haltequote anbelangt. Vielleicht hat das Alfred dazu bewogen, neues Blut zu berufen.

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Mens German National Handball Team Reception
Christian Schwarzer
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SPORT1: Wie beurteilen Sie die Nominierung von Simon Ernst nach drei Kreuzbandrissen?

Schwarzer: Simon ist ein ganz toller Junge. Auch den durfte ich mal betreuen. Ich finde es klasse, wie er sich in Leipzig in die Rolle eines Abwehrchefs gekämpft hat. Die Leidensgeschichte eines Simon Ernst wünscht man niemandem. Ich finde, es eine tolle Belohnung für seine harte Arbeit. Denn der Junge war schon lange vor seiner Verletzung die große Hoffnung der deutschen Nationalmannschaft im Rückraum.

Seitenhieb gegen Hanning: „Das wäre der richtige Weg“

SPORT1: Wie hoch sind die Ambitionen der DHB-Auswahl bei der kommenden EM?

Schwarzer: Die Voraussetzungen haben sich nicht geändert. Für mich ist eine deutsche Nationalmannschaft auch weiterhin ein Kandidat, der um die Medaillen mitspielt. Die Handball-Bundesliga ist weiterhin die stärkste Liga der Welt. Die Jungs sind Woche für Woche gefordert. Klar kann man sagen, dass es noch eine junge Mannschaft ist. Aber auch wir sind damals Anfang der 1990er Jahre mit einer ganz jungen Mannschaft nach Schweden oder nach Island gefahren. Uns hatte keiner was zugetraut.

Oftmals ist es so, dass die Vorgaben dann etwas gesenkt werden, zumindest intern. Vielleicht ist jetzt auch keiner mehr da, der sagt, wir wollen die Goldmedaille gewinnen. Vielleicht lässt man jetzt auch mal die Mannschaft die Ziele ausgeben und es sind nicht die Offiziellen, die irgendwelche Ziele ausgeben. Das wäre der richtige Weg. Alfred steht mit den Jungs in der Halle, er kann das Leistungsvermögen einschätzen. Dementsprechend sollten dann auch intern die Ziele festgelegt werden, die dann auch erreichbar sind.