Home>Handball>Nationalteam>

DHB-Team: Das schwierige Personalpuzzle im Rückraum links

Nationalteam>

DHB-Team: Das schwierige Personalpuzzle im Rückraum links

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Die Sorgen auf der Königsposition

Rund zwei Monate vor der Heim-EM ist das Rennen um die begehrten Kaderplätze im vollen Gange. Dabei plagen Handball-Bundestrainer Alfred Gislason auf der Königsposition einige Sorgen.
Alfred Gislason bereitet die deutsche Handball-Nationalmannschaft auf die Heim-EM in Deutschland vor
Alfred Gislason bereitet die deutsche Handball-Nationalmannschaft auf die Heim-EM in Deutschland vor
© IMAGO/Eibner
smuehlen
smuehlen

Am Ende war es der erhoffte versöhnliche Abschied beim Tag des Handballs. Die deutsche Nationalmannschaft gewann mit 28:27 gegen Ägypten und zeigte einmal mehr ihr Potenzial. Doch bei allen positiven Ansätzen verlief rund zwei Monate vor Beginn der Europameisterschaft in Deutschland noch längst nicht alles rund.

{ "placeholderType": "MREC" }

Viel mehr offenbarten die Begegnungen einmal mehr, wie wackelig die Offensive ist, wenn Juri Knorr nicht auf der Platte steht. Besonders auf der Königsposition im Handball, Rückraum links, dürfte der Bundestrainer Alfred Gislason einige Sorgenfalten haben.

Köster als große Konstante

Wenig Sorgen hat der 64-Jährige bei Julian Köster. Der Youngster, der vor zwei Jahren sein Debüt im DHB-Trikot feierte, hat sich zu einer verlässlichen Größe entwickelt. „Wir stehen im Innenblock mit Golla und Köster sehr gut“, meint Gislason.

{ "placeholderType": "MREC" }

Doch auch offensiv reibt sich der 23-Jährige, der beim VfL Gummersbach unter Vertrag steht, auf und zeigt seine ganze Klasse im 1-gegen-1.

Lesen Sie auch

Da war es umso bitterer, dass er in München wegen einer Verletzung nur in der Abwehr zum Einsatz kam. Schließlich hätte seine Durchschlagskraft dem deutschen Offensivspiel besonders in der zweiten Hälfte gutgetan.

Weber erhält Extralob vom Bundestrainer

Diese Chance nutzte Philipp Weber, um nochmal Werbung in eigener Sache zu machen. „Er hat zwar nur zwei Tore gemacht, aber hat dafür das Spiel sehr schnell gemacht“, lobte ihn der Bundestrainer.

Besonders sehenswert war dabei seine Vorlage zum zwischenzeitlichen 8:7. Dort bediente er mit einem Pass hinter dem Rücken Linksaußen Lukas Mertens, der diese Vorlage in einen Treffer ummünzte.

{ "placeholderType": "MREC" }

Zwei Tage zuvor zeigte Weber, der ausschließlich im Angriff zum Einsatz kommt, noch sein anderes Gesicht. Dort erhielt der Profi vom SC Magdeburg nur wenig Einsatzzeit, leistete er sich offensiv doch den ein oder anderen Fehler zu viel. Auch ein Treffer wollte ihm nicht gelingen.

„Ich bin froh über jede Minute, die ich bekomme. In München hat es gerade in der ersten Halbzeit sehr gut geklappt“, konstatierte er im Gespräch mit SPORT1.

Erarbeitet sich Heymann ein Platz im EM-Kader?

Große Hoffnungen dürften daher auf Sebastian Heymann ruhen. Der 25-Jährige gilt schon seit Jahren als ganz großes Versprechen auf der Position. Allerdings stoppten ihn immer wieder schwere Verletzungen. Im Sommer 2022 erlitt er bereits den zweiten Kreuzbandriss. Zum Ende der vergangenen Saison gab er erst sein Comeback bei Frisch Auf! Göppingen, ehe er einen erneuten Rückschlag erlitt.

Deswegen kam der 1,98m große Shooter bisher zumeist im Innenblock beim Bundesligisten zum Einsatz. Dass er aber weiterhin enorm torgefährlich ist, musste der THW Kiel jüngst feststellen. Satte sechsmal hämmerte Heymann den Ball in die Maschen des deutschen Meisters.

In den Duellen gegen Ägypten kam er dann jedoch fast ausschließlich in der Abwehr zum Einsatz und bildete mit Köster das Herzstück der deutschen Abwehr. „Er ist alles andere als eingespielt bei uns im Angriff. Ich hätte ihn zwar durchaus bringen können, aber ich habe keine Ahnung, was dabei herumgekommen wäre“, erklärte Gislason auf SPORT1-Nachfrage nach dem München-Spiel.

Heymann selbst war „extrem froh, dass ich wieder dabei“, schilderte er SPORT1. Es sei ein Schritt in die richtige Richtung gewesen, „auch wenn ich gerne etwas mehr gespielt hätte“. Bis zur Nominierung im Dezember will er sich Stück für Stück wieder an seine Top-Form heranarbeiten. „Ich hoffe sehr, im Januar bei diesem geilen Turnier dabei zu sein“, sagte Heymann.

Gislason mit Personal-Sorgen auf Halb links

Einen Heymann in Top-Form benötigt das Team dringend, denn große Alternativen hat der Bundestrainer außerhalb des nominierten Kaders nicht. Paul Drux wird die Heim-Europameisterschaft verpassen, wie der Boss der Füchse Berlin SPORT1 verriet.

Knapp dürfte es hingegen für Philipp Ahouansou, der in den vergangenen zwölf Monaten immer wieder mit starken Leistungen glänzte, werden. Der 22-Jährige zog sich vor knapp zwei Wochen eine Syndesmoseband-Verletzung zu und wird den Rhein-Neckar Löwen „mehrere Wochen“ fehlen, wie der Verein verkündete.

Eine andere Option wäre Julius Kühn. Der 1,98-m-Hüne ist seit seiner Knöchel-Verletzung im September 2022 nicht mehr für einen Lehrgang des DHB-Teams nominiert worden. Bei der MT Melsungen spielt er seit seiner Genesung hauptsächlich in der Abwehr, wo er sich mittlerweile zu einer festen Größe gemausert hat.

Bundestrainer macht Kühn wenig Hoffnung

Für den Bundestrainer ist dies aber zu wenig. „Solange er nicht im Verein im Angriff spielt, wird das sehr schwierig, dass er bei uns sehr viel spielt“, erklärte er in einem Medientermin auf SPORT1-Nachfrage. Dementsprechend stuft er die Chancen des 30-Jährigen als „nicht so einfach bis eigentlich unmöglich“ ein.

Doch Kühn will sich davon nicht unterkriegen lassen. „Wenn ich selbst nicht daran nicht glauben würde, wäre ich am falschen Ort“, meinte er Mitte Oktober im Handball-Podcast „Anwurf“.

Als letzte Optionen bleiben Gislason noch U21-Weltmeister Matthes Langhoff, für den die EM aber zu früh kommen dürfte, und Lukas Stutzke. Der Profi des Bergischen HC war bereits mehrfach Teil der Nationalmannschaft, drängt sich zurzeit aber nicht mit starken Leistungen auf.

„Er hat die Qual der Wahl, weil es viele gute Spieler gibt“, meint hingegen Weber. Damit dürfte er nicht zuletzt auf die derzeit verletzten Mittelmänner Luca Witzke und Marian Michalczik anspielen, die ebenfalls eine Option für Halblinks sind.

Auf den Bundestrainer wartet also ein schwieriges Personal-Puzzle, bei dem er mal wieder kreativ werden muss. Wie so oft in seiner rund dreieinhalbjährigen Amtszeit.