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Die Akte Robinho: Wie der "nächste Pelé" hinter Gittern landete

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Die Akte Robinho: Wie der "nächste Pelé" hinter Gittern landete

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Der Absturz des nächsten Pelé

Wenn es um Robinho geht, geht es um Skandale und Straftaten - weshalb er jetzt bis zu neun Jahre ins Gefängnis muss. So rückt seine fußballerische Klasse schnell in den Hintergrund, genau wie die großen Vorschusslorbeeren, mit denen das Wunderkind einst nach Europa kam.
Robinho wurde wegen Vergewaltigung verurteilt
Robinho wurde wegen Vergewaltigung verurteilt
© IMAGO/PanoramiC
Alexander Kortan
Alexander Kortan

Er war eines der größten Wunderkinder seiner Zeit, spielte für Welt-Klubs wie Real Madrid, Manchester City und die AC Milan. Doch trotz seiner fußballerischen Klasse spricht niemand mehr über das brasilianische Flair, das er aufs Feld brachte. Stattdessen steht er aus anderen Gründen in den Schlagzeilen.

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Denn Robinho, bürgerlich Róbson de Souza, muss für neun Jahre hinter Gitter. Am Mittwoch fiel das Urteil durch ein Gericht in der brasilianischen Hauptstadt Brasilia, gegen das seine Anwälte im Anschluss Berufung einlegten - ohne Erfolg: Am Donnerstag verhaftete die Polizei den früheren Milan-Star in seinem Haus in Santos.

Robinho wegen Vergewaltigung verurteilt

Grund dafür ist ein Vergehen aus dem Januar 2013, als Robinho mit fünf weiteren Männern eine 23-jährige Albanerin in einem Mailänder Nachtclub vergewaltigt haben soll.

Eine Tat, durch die Robinho sein fußballerisches Denkmal zerstörte. Denn heute denkt man beim Namen des 40-Jährigen an einen Mann, der seine Strafe in der „Hölle auf Erden“ absitzen muss, denn so nennen die heimischen Medien Brasiliens Gefängnisse angesichts der dortigen Zustände.

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Und man denkt eben nicht an das 21 Jahre alte Wunderkind, das bereits 2005 für die damals exorbitant hohe Summe von 25 Millionen Euro vom FC Santos zu Real Madrid wechselte, und als kommender Weltfußballer gehandelt wurde.

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Der Pelé-Vergleich lastete auf Santos-Juwel

Heute kennt man den FC Santos als Neymar-Klub, berühmt wurde er allerdings vor allem durch Legende Pelé. Robinho stieg 2005 zum neuen Rekord-Abgang auf, ehe ihn Neymar acht Jahre später ablöste.

„Ich weiß, dass manche Leute von mir erwarteten, dass ich den Ballon d‘Or gewinne“, sagte Robinho 2020 in einem ausführlichen Marca-Interview rückblickend auf seinen Wechsel nach Madrid „Wenn Pelé über dich spricht, hören die Leute natürlich zu. Sie machen diese Vergleiche, aber es gibt keinen neuen Pelé, nicht jetzt und niemals in der Zukunft.“

Mit 35 Treffern und 27 Vorlagen in 137 Einsätzen für Real rechtfertigte er diese Vorschusslorbeeren zwar nicht, lieferte aber trotzdem beeindruckende Leistungen für Los Blanocs ab.

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„Mochte Manchester, aber auch die Nachtclubs“

Doch trotz respektabler Ausbeute in der spanischen Hauptstadt ging es für den brasilianischen Ball-Künstler nach drei Jahren zu Manchester City, wo das Scheich-Projekt noch in den Kinderschuhen steckte. Stolze 43 Millionen Euro überwiesen die Cityzens damals nach Madrid.

Ein Wechsel, der sich nicht auszahlen sollte - auch, weil Robinho den Verlockungen des Daseins als Star-Fußballer zum Opfer fiel. „Ich mochte Manchester, den Verein, die Restaurants - aber natürlich auch die Nachtclubs. Ich habe mein Leben genossen“, gestand er später, will damit jedoch nicht alleine gewesen sein.

„Aber die Engländer gingen viel mehr aus als die Brasilianer. Joe Hart war immer unterwegs, Micah Richards und Shaun Wright-Philipps taten es genauso. Aber wenn die Brasilianer ausgingen, wurden sie erwischt“, beschwerte sich Robinho, der immer häufiger in den Schlagzeilen der Boulevard-Presse auftauchte.

Schon in England Vorwurf der Vergewaltigung

Doch dabei ging es nicht nur um die Teilnahme am Nachtleben, sondern auch um vermeintliche Taten des Brasilianers.

So wurde er bereits 2009 beschuldigt, eine Studentin in einem Nachtclub in Leeds vergewaltigt zu haben. Robinho wurde aber freigesprochen.

Das Kapitel in Manchester war jedoch bald wieder Geschichte. Zunächst wurde er für ein halbes Jahr zurück zu Santos verliehen, ehe er im Sommer den Absprung zur AC Mailand wagte.

Überredete Ibrahimovic Mailand zum Robinho-Transfer?

Während Robinho mit Real zweimal spanischer Meister wurde, ging er mit ManCity komplett leer aus. „Wenn es etwas zu bereuen gibt, dann, dass ich mit City keinen Titel gewonnen habe. Das ist die einzige Sache, über die ich etwas traurig bin“, bekannte er später.

Wie Robinho verriet, war es Zlatan Ibrahimovic höchstpersönlich, der seinem Klub 2010 den Brasilianer empfahl: „Zlatan erzählt oft, dass er Milan davon überzeugte, mich zu verpflichten.“

21 Millionen Euro war Robinho der AC damals noch wert, obwohl er in Manchester sportlich stagniert hatte und sich sein Image abseits des Platzes durch die Skandale zunehmend verschlechterte.

Doch nach 28 Torbeteiligungen in 53 Partien für die Skyblues verlor Robinho in Mailand allmählich sein Flair - und schrieb im Januar 2013 das dunkelste Kapitel seines Lebens, welches letztlich auch seine Karriere zerstören sollte. Nur wurde das erst später offensichtlich.

Robinho verweigerte Europa-League-Partie in Rom

Zunächst ging es sportlich weiter bergab. An seine Form in Madrid kam Robinho in der Folge nie wieder heran.

Nach vier Saisons und immer noch respektablen 62 Scorerpunkten (144 Einsätze) für die AC ging 2014 es deswegen wieder Richtung Heimat zum FC Santos, ehe er seine Karriere mit dem Wechsel nach China ein Jahr später quasi beendete. Über Stationen in der Türkei und Brasilien landete er dann 2020 wieder dort, wo alles begann.

Zuvor hatte er ein Leben auf der Flucht gelebt, aber trotzdem weiterhin Fußball gespielt. 2019, als er bei Basaksehir kickte, war er sogar einem Europa-League-Spiel in Rom ferngeblieben, weil seine Anwälte seine Verhaftung Italien befürchtet hatten: 2017 war Robinho bereits von einem Mailänder Gericht erstinstanzlich verurteilt worden.

Enthüllungen zum Vergewaltigungs-Vorwurf

Für einen Monatslohn von 230 Euro unterschrieb er 2020 trotzdem noch einmal bei Santos, sollte dort aber kein Spiel mehr absolvieren.

„Leider leben wir in einer Zeit (...) der Internet-Gerichtshöfe, der voreiligen, aber auch endgültigen Urteile“, hatte sich der Klub zunächst noch gewehrt, ehe dann pikante Dokumente geleakt wurden.

Der brasilianischen TV-Sender Globo Esporte veröffentlichte in Teilen das Mailänder Urteil von 2017. Hier wird unter anderem aus Nachrichten und Sprachaufnahmen der Angeklagten zitiert, die die Vergewaltigung zum Thema haben.

„Ich kann nur lachen. Mir ist das alles egal. Die Frau war so betrunken, dass sie gar nicht weiß, was passiert ist“, antwortete der Brasilianer laut Gericht, als er auf die Ermittlungen aufmerksam gemacht wird.

Seine Mittäter versicherten sich zudem, dass sie aufgrund der fehlenden Überwachungskameras in dem Hinterzimmer nichts zu befürchten hätten. Außerdem soll es einen Versuch gegeben haben, „die Ermittlungen zu verfälschen, indem die Beteiligten eine falsche und vorher abgesprochene Version des Sachverhalts berichteten“.

All das wurde schließlich zu einer erdrückenden Beweislast, wegen der der FC Santos schließlich doch von einer Verpflichtung absah. Es sollte das unrühmliche Ende der Skandal-Karriere von Robinho sein.

Des Mannes, der ein ganz Großer hätte werden können, der als nächster Pelé gefeiert wurde - stattdessen aber in den Abgrund rutschte.