Home>Internationaler Fußball>Premier League>

Harry-Kane-Saga: Er wurde gewarnt, sich nicht zu verpokern - das Gegenteil geschah

Premier League>

Harry-Kane-Saga: Er wurde gewarnt, sich nicht zu verpokern - das Gegenteil geschah

{}
{ "placement": "banner", "placementId": "banner" }
{ "placeholderType": "BANNER" }

Sein „Einknicken“ kam Bayern teuer

Von Uli Hoeneß wurde er gereizt, von Kritikern gewarnt, sich nicht zu verzocken. Am Ende hat Tottenham-Boss Daniel Levy seinen Ruf als gewiefter und eisenharter Verhandler bestätigt - und bekommt auch von Bayern ein indirektes Kompliment.
Nach seiner Ankunft in München verabschiedet sich Harry Kane mit einer Videobotschaft von den Tottenham-Fans - und findet dabei emotionale Worte für seine Zeit bei den Spurs.
Dominik Schätzle
Dominik Schätzle
mhoffmann
mhoffmann

Daniel Levy hat alles rausgeholt, man muss es ihm lassen - noch am letzten Tag.

{ "placeholderType": "MREC" }

Nach dem Durchbruch im großen Poker um Harry Kane am Donnerstag, als alles mit dem FC Bayern München geklärt schien, sickerte aus England plötzlich durch, dass der Boss von Tottenham Hotspur den Abflug des britischen Starstürmers zwischenzeitlich aufgehalten hatte.

Nach SPORT1-Informationen bewahrheiteten sich die Meldungen, dass Levy nochmal Details nachverhandeln wollte. Während Teile der britischen Medien - unter anderem die BBC - derweil aus Tottenham übermittelt bekam: Kane hätte die Flugerlaubnis sehr wohl erhalten.

Es war ein Verwirrspiel, mit dem sich Levy einmal mehr in den Blickpunkt rückte und das ein passender Epilog für die nun dann doch beendete Transfer-Saga war, die Bayern über 100 Millionen und bis zu 120 Millionen Euro kosten wird. Obwohl Kane in Tottenham nur noch ein Jahr im Vertrag gehabt hatte.

{ "placeholderType": "MREC" }

Von Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß öffentlich mit der Ansage gereizt, dass sein Klub irgendwann ja „einknicken“ müsse, stellte Levy durch seine Unnachgiebigkeit sicher, dass das vermeintliche Einknicken einen weit höheren Preis hatte als von vielen prophezeit. Levy nährte damit seinen Ruf als knallharter und ausgebuffter Verhandler.

Lesen Sie auch

An Daniel Levy bissen sich schon viele die Zähne aus

Der 61 Jahre alte Levy, Sohn einer jüdischen Familie aus der Grafschaft Essex, ist seit seiner Kindheit unternehmerisch geprägt: Vater Barry war ein erfolgreicher Bekleidungsunternehmer, der Sohn folgte mit einem Wirtschaftsstudium an der Elite-Uni Cambridge in die Fußstapfen, wurde selbst ein erfolgreicher Geschäftsmann und Investmentbanker.

Als er Daniel Levy 2001 Boss der Tottenham Hotspur wurde - des Klubs, mit dem er Zeit seines Lebens als Fan verbunden war - erarbeitete er sich Respekt als kluger Lenker, der die Spurs mit verhältnismäßig geringen Ausgaben und hohen Einnahmen führt.

Im Vergleich zu den anderen Top-Klubs der Premier League zahlt Tottenham relativ geringe Gehälter und leistete sich selten wirklich hohe Ablösesummen für Neuzugänge.

{ "placeholderType": "MREC" }

„Wir haben die Pflicht, den Verein angemessen zu verwalten. Und langfristig ist es nicht nachhaltig, mehr Geld auszugeben als einzunehmen. Du kannst Phasen haben, in denen du das tust, aber längerfristig geht das nicht“, umschrieb Levy 2017 seine Philosophie.

2018 bescherte er dem Klub damit den größten Profit, den je ein Verein erzielen konnte. Nach Steuern erwirtschaftete Tottenham einen Gewinn (!) von rund 113 Millionen Pfund (132 Millionen Euro). Ein gewichtiger Teil des finanziellen Erfolgsrezepts: Levys Härte am Verhandlungstisch.

„Schmerzhafter als mein Hüftersatz“

Sir Alex Ferguson, die Trainer-Ikone Manchester United, verhandelte einst den Transfer des Ex-Leverkuseners Dimitar Berbatow mit Daniel Levy. Danach beschrieb er das Erlebnis als „schmerzhafter als mein Hüftersatz“.

Laut dem britischen Guardian gibt es einen Spruch, der scherzhaft über Levy gesagt wird, wonach der Brite nur am „Deadline Day“ zur Arbeit gehe, so stark sei seine Vorliebe zur Risiko-Politik.

Unumstritten ist Levy auch im eigenen Fan-Umfeld nicht: Kritiker werfen ihm vor, er stelle den Profit vor den Erfolg des Teams. Ob die Kritik berechtigt ist, ist Auslegungssache: Bis auf den Ligapokal 2008 sprang in der Ära Levy kein Titel auf dem konkurrenzreichen Heimatmarkt heraus.

Allerdings ist eben auch die Sensations-Saison 2019, in der Tottenham nur knapp am Champions-League-Sieg vorbeischrammte, Levys Werk.

Die Methode des Spurs-Bosses ging nimmt immer auf

Sicher ist: Die Methode Levy hat auch innerhalb von Tottenham öfters zu Verwerfungen geführt und ging nicht immer auf, gerade auch bei den großen Transfer-Themen.

Man denke zurück an den Fall des inzwischen bei Real Madrid zur Ikone aufgestiegenen Luka Modric: 2011 lehnte Tottenham zwei Angebote des FC Chelsea für den Kroaten ab, der bereits damals gerne gewechselt wäre. Er soll sogar ein „Gentleman‘s Agreement“ mit Levy getroffen haben, zu einem größeren Verein gehen zu dürfen.

Modric zeigte sich sauer - und ging in den Streik. Er verpasste das damalige Auftakt-Spiel der Saison - blieb letztlich aber bei den Spurs. Noch. Als 2012 Real Madrid ein Angebot für ihn vorlegte, wollte Modric nicht wieder den Kürzeren ziehen.

Er weigerte sich, zum Training zu erscheinen und reiste auch nicht mit dem Team zur Vorbereitung in die USA. Zwar wurde er zunächst noch mit einer Geldstrafe belegt, erzwang sich mit seinem Streik aber den Wechsel zu Real - für verhältnismäßig geringe 35 Millionen Euro.

Bei Gareth Bale bewies Levy sein Können

Turbulent ging es auch 2013 zu, als Real Gareth Bale lockte: Auch da blieb Levy lange hart, wollte den walisischen Superstar nicht für zu wenig Geld ziehen lassen.

Das Resultat: Bale schwänzte zum Saisonauftakt das Training und streikte sich erfolgreich zu den Königlichen.

Finanziell zahlte sich der Deal jedoch aus. Mit rund 100 Millionen Euro - was damals noch bahnbrechend war - presste Levy Real eine historische Weltrekord-Ablöse ab.

Harry Kane lieferte schon 2021 eine Saga

Auch in Sachen Harry Kane gibt es bekanntlich eine Vorgeschichte: 2021 versuchte der Stürmer, seinen Wechsel zu Manchester City zu erzwingen - auch wenn er das selbst dementierte.

Nach der EM 2021 verpasste er die ersten Trainingseinheiten seines Klubs, obwohl er zur Saisonvorbereitung in die USA angereist war. Letztlich blieb Levy stur und Kane bei den Spurs.

In diesem Sommer standen die Vorzeichen anders: Durch die schwache, auch an Levy festgemachte Tottenham-Saison (Platz 8 in der Liga) und Kanes anhaltende Topform bei fortschreitendem Alter (30 Tore in 38 Spielen) und den Bedarf bei Bayern vergrößerten sich die Fliehkräfte. Auch Levy sah ein, dass Kane nicht mehr zu halten war - „widerwillig“, wie er nach Verkündung des Deals nicht vergaß zu betonen.

Auch Bayerns Bosse verneigen sich indirekt

Seinen Ruf als eisenharter Sachwalter der Spurs-Interessen wollte er sich offensichtlich aber nicht nehmen lassen.

Es ist nur ein paar Wochen her, dass Levy gewarnt wurde, sein Blatt im Poker mit Bayern nicht zu überreizen, die 70 Millionen, die der deutsche Rekordmeister ursprünglich geboten hatte, müssten doch in etwa schon das Limit sein für einen 30 Jahre alten Spieler mit nur noch einem Jahr Vertragslaufzeit.

Levy aber ahnte richtig voraus, dass Bayern noch mehr in seine Wunschlösung investieren würde und setzte mit seinem Beharrungsvermögen durch, dass sie seine 30 Millionen Euro höher liegende Schmerzgrenze übertraten.

„Der Transfer erforderte Hartnäckigkeit, Biss und Ausdauer“ konstatierte Münchens Präsident Herbert Hainer und lobte damit seine Verhandlungs-Crew. Letztlich war das Lob aus dem Mund des früheren Adidas-Boss am Ende aber auch eine indirekte Verneigung vor dem Mann, der den Bayern die Hartnäckigkeit abverlangt hat: Daniel Levy.