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Ein Superstar-Aufstieg, der Fragen aufwirft

Khamzat Chimaev ist auf dem Weg zu einem Topstar der Kampfsportliga UFC. Brisante Begleiterscheidung: Er macht Propaganda für einen berüchtigten Diktator.
Khamzat Chimaev setzte bei UFC 273 seine Siegesserie fort
Khamzat Chimaev setzte bei UFC 273 seine Siegesserie fort
© Imago
mhoffmann
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Er hat in dieser großen Kampfnacht die Show gestohlen, darin sind sich Fans und Experten einig.

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Khamzat Chimaev lieferte bei dem Pay Per View UFC 273 den Fight des Abends, der die eigentlichen Hauptkämpfe der großen MMA-Show in den Schatten stellte. (NEWS: Alles zur UFC)

Der mitreißende Drei-Runden-Fight des schwedischen Weltergewichtlers gegen Gilbert Burns begeisterte das Publikum am Ende mehr als die offiziell höher gewichteten Titelverteidigungen der Feder- und Bantamgewichts-Champions Alexander Volkanovski und Aljamain Sterling gegen „Korean Zombie“ Chan Sung Jung und Petr Yan.

Chimaevs Punktsieg gegen den unerwartet wehrhaften Burns ist das Top-Thema in den US-Medien, brachte ihm als „Fight of the Night“ mehrere geldwerte Bonuspreise - und beflügelte die Hoffnungen, dass er ein Weltstar und Goldesel wie Conor McGregor oder Khabib Nurmagomedov werden kann.

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Der steile Aufstieg des ungeschlagenen 27-Jährigen, dessen Karriere eigentlich schon früh beendet schien, hinterlässt aber auch ein mulmiges Gefühl. Denn es profitiert auch eine trübe Figur, zu dem der aufstrebende Star eine privilegierte Verbindung hat: Ramsan Kadyrow.

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Chimaev wirbt für Diktator Kadyrow

Als „Beweis, dass Khamzat der König des Käfigs ist“ feierte der tschetschenische Diktator am Wochenende auf seinem Telegram-Kanal Chimaevs fünften UFC-Sieg in Folge.

Kadyrow, seit 2007 mit dem Segen Wladimir Putins in der kriegsverheerten russischen Teilrepublik an der Macht, nicht nur aus Privatinteresse am Kampfsport: Chimaev ist - obwohl er mit 18 nach Schweden ausgewandert ist - ein willkommener Werbeträger für den Machthaber.

Chimaev lässt die Vereinnahmung geschehen, ließ sich von Kadyrow mehrfach belobigen, empfangen und beschenken – zum Ärger von Menschenrechtlern, die auf Kadyrows brutales Vorgehen gegen Oppositionelle und Andersdenkende und seine Rolle im System Putin verweisen. Gerade auch aktuell, im Kontext des Angriffskriegs gegen die Ukraine.

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Vielfach sanktionierte Menschenrechts-Verstöße

Für internationales Entsetzen sorgten in den vergangenen Jahren unter anderem auch die Verfolgung und teils tödlichen Folterungen von Homosexuellen und anderen Minderheiten, die 2018 in einem Bericht der OSZE dokumentiert wurden.

Kadyrows Regime ist in vielen Ländern geächtet, EU und USA haben Sanktionen gegen ihn verhängt, neben einem Einreiseverbot gilt für US-Bürger und -Unternehmen ein Verbot, mit ihm Geschäfte zu machen. Im Zuge dessen verlor Kadyrow auch sein Millionenpublikum auf Facebook und Instagram.

An der Präsenz Kadyrows dort hatte es schon vorher Kritik gegeben, der Machthaber hatte die Plattform mehrfach für recht eindeutige Gewaltdrohungen genutzt, für größeres Aufsehen sorgte etwa ein finsterer Ausbruch gegen einen Nutzer, der ihn während eines Livestreams als „Satan“ beschimpft hatte. Später wurde der Kritiker - ein 15 Jahre alter Junge - im Staatsfernsehen vorgeführt, er und sein Vater mussten sich öffentlich für „schlechte Erziehung“ entschuldigen.

Einer der Männer, der neben Kadyrow stand, als er den kritischen Post entdeckte: Khamzat Chimaev.

MMA wird in Tschetschenien massiv gefördert

Der MMA-Sport wird von Kadyrow mit viel staatlichem Geld gefördert, er passt zu dem von ihm propagierten Männlichkeits-Ideal - und seine erfolgreichen Kämpfer-Exporte verschaffen ihm eine internationale Bühne.

Mit Chimaevs schmückte sich Kadyrow zuletzt besonders gerne: Er empfing ihn in seinem Anwesen, schoss Propaganda-Fotos mit ihm, überreichte ihm Geschenke (unter anderem ein Luxusauto - das Chimaev mittlerweile zu Schrott gefahren haben soll).

Als Chimaev 2020 schwer an Corona erkrankte und Rücktrittsgedanken äußerte, intervenierte Kadyrow - und teilte ihm nach eigenen Angaben mit, „dass das GANZE tschetschenische Volk verärgert über diese Nachricht war“. Chimaev machte weiter.

„Chimaev hat wiederholt behauptet, dass in Tschetschenien alles in Ordnung ist, dass er keine Menschenrechtsverletzungen oder andere Verbrechen sieht“, kritisierte im Vorfeld des Kampfs der Dissident Mansur Sadulaev bei Bloody Elbow, einem MMA-Portal, das zum Sportblog-Netzwerk SB Nation gehört.

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Der investigative Journalist Karim Zidan, Autor des Artikels, der die Chimaev-Kadyrow-Verbindung ausführlich ausleuchtet, wies auch darauf hin, dass Chimaev noch wenige Stunden vor seinem Kampf ein Foto eines Chats mit Kadyrow hochgeladen hatte.

UFC wird zu Propaganda-Trittbrett

Chimaev ist nicht der erste Promi, der sich von Kadyrow einspannen lässt: In der Vergangenheit suchte und fand Kadyrow auch schon die Nähe zu Stars wie Mo Salah, Mike Tyson, dem verstorbenen Diego Maradona oder auch Lothar Matthäus.

Der deutsche Rekordnationalspieler spielte 2011 in einem Propaganda-Spiel in Grosny an Kadyrows Seite, dieser wollte seine von den beiden Tschetschenien-Kriegen verheerte Hauptstadt damit als WM-Standort für 2018 bewerben. Wie der Sport im Allgemeinen auch Kadyrows Schutzherr Putin half, ist ein ebenso altbekanntes Problem.

Zweifelhafte Ehre für Mohamed Salah
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Der wachsende Erfolg Chimaevs in der UFC wirft dennoch die Frage auf, wie damit umzugehen ist, dass Kadyrow ihn als Propaganda-Trittbrett nutzt.

Dass das nicht für übergroße moralische Skrupel bekannte MMA-Unternehmen um Dana White dies nicht ins Zentrum rückt, wundert nicht. Aber auch beim großen Medienpartner ESPN fiel in einem großen Online-Porträt Chimaevs kurz vor dem Pay Per View der Name Kadyrow nicht.

Chimaevs sportliche Aktien bei der UFC steigen durch den Triumph über Burns derweil weiter: Als nächsten Gegner Chimaevs hatte White zuletzt den polarisierenden US-Star Colby Covington ins Spiel gebracht, es wäre ein potenzieller Pay-Per-View-Hauptkampf.

Mittelfristig wird Chimaev für einen lukrativen Fight mit Champion Kamaru Usman aufgebaut.