Es war eines der chaotischsten Wochenenden in der Geschichte des Milliarden-Unternehmens UFC - und ausgerechnet sein aufstrebender Superstar in spe spielte darin die unrühmliche Hauptrolle.
Die neue Hassfigur der UFC
Das verheißungsvolle Phänomen Khamzat Chimaev hat sich am Freitag selbst aus dem Hauptkampf des Pay Per Views UFC 279 gekegelt, zwei Backstage-Prügeleien mit angezettelt, einen Komplett-Umbau der Card verursacht - und mit seinem Verhalten jede Menge Fragen aufgeworfen, was mit ihm los ist.
Khamzat Chimaev sorgt bei UFC 279 für Chaos
Der 28 Jahre alte Schwede mit tschetschenischen Wurzeln (und trüber Connection zu Gewaltherrscher Ramsan Kadyrow) sollte am Samstag in Las Vegas eigentlich den Main Event gegen Conor McGregors alten Rivalen Nate Diaz bestreiten. Der ungeschlagene und als Fighter begnadete Chimaev ging als hoher Favorit in den Kampf, ein Sieg über den populären, aber sportlich nicht mehr auf dem Zenit stehenden Diaz sollte seinen Aufbau zum Star weiter vorantreiben.
Stattdessen brach schon rund um die Pressekonferenz am Donnerstag totales Chaos aus: Chimaev begann mit einem Tritt gegen den alten Rivalen Kevin Holland - mit dem er sich zuvor schon eine Social-Media-Fehde geliefert hatte - eine Massenschlägerei zwischen den beiden Camps. Und kaum, dass sich die Lage beruhigt hatte und Holland vor die Medien trat, brach eine zweite Keilerei zwischen den Entourages von Chimaev und Diaz los. UFC-Boss Dana White stoppte darauf wegen der unübersichtlichen Lage die PK und schickte die Reporter weg.
Es herrschte pures Chaos, das trotz allem noch keine Konsequenzen für den Kampfabend hatte - die führte Chimaev dann aber auf anderem Weg herbei: Beim Wiegen am Freitag offenbarte sich, dass Chimaev das Gewichtslimit für seinen als Weltergewichts-Fight geplanten Kampf mit Diaz verfehlt hatte - um unfassbare 3,5 Kilo.
„Ich kille alle“: Chimaev macht sich zum Buhmann
Chimaev quittierte das Ergebnis grinsend und mit einem Schulterzucken, witzelte später auch bei Twitter darüber, er hatte es offensichtlich dreist auf den folgenschweren Eklat angelegt, der die UFC zwang, das Event komplett umzuwerfen.
Weil Diaz sich weigerte sich auf das „Mismatch“ einzulassen, ordnete die Liga kurzfristig die Card neu, Tony Ferguson ersetzte Chimaev im Hauptkampf gegen Diaz, Chimaev bekam als Ersatzgegner - was sich gut traf - Prügel-Kontrahent Holland. Unter Buhrufen zwang Chimaev Holland in der ersten Runde mit einem Choke zur Aufgabe und amüsierte sich über das feindselige Umfeld, das er selbst kreiert hatte.
“Was sagt ihr jetzt?“, provozierte er das Publikum: „Ich bin der gefährlichste Mann hier. Ich kille alle.“ Auch in der Pressekonferenz genoss Chimaev die Reizstimmung: „Kümmert euch das? Mich nicht. Mich kümmert meine Familie, meine Karriere, mein Geld.“
Kalkulierte Selbstinszenierung als neuer Conor McGregor?
Was treibt Chimaev an? Eine Theorie lautet, dass der frühe Erfolg ihm zu Kopf steigt und er sich nicht mehr im Griff hat - eine andere, dass er es mit bewusstem Kalkül darauf anlegt, sich als Enfant terrible zu inszenieren, um seinen Marktwert zu steigern, so wie Superstar Conor McGregor es vorgemacht hat. Womöglich stimmen auch beide, auch bei McGregor waren und sind die Grenzen immer fließend.
Wie McGregor wird Chimaev wissen, dass zugkräftige Stars und solche, die es werden können, sich bei der UFC einiges rausnehmen können. Whites öffentliche Worte nach dem Pay Per View sprechen auch dafür, dass Chimaev sein Blatt nicht überreizt hat. White redete den Ärger um den „Weight Miss“ klein (“Was soll ich ihm sagen? Dass er sorry sagen soll? Es ist, was es ist“) und bejubelte lieber den Attraktionswert Chimaevs, den er als „f***king freak of nature“ feierte.
Es ist also zu erwarten, dass Chimaev demnächst trotz allem nach einem Titel greifen darf, im Weltergewicht wäre er der logische Herausforderer des Rückkampfs zwischen Champion Leon Edwards und dem sensationell von diesem ausgeknockten Kamaru Usman.
Man kann inzwischen sicher sein, dass der zu erwartende Kampf von Nebengeräuschen begleitet sein wird.