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Schach-WM: Der neue Champ wird zum Weltmeister zweiter Klasse

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Schach-WM: Der neue Champ wird zum Weltmeister zweiter Klasse

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Eine Schach-WM zweiter Klasse

Zum ersten Mal in der fast 140 Jahre langen Geschichte der Schach-WM kämpfen zwei Spieler um einen vakanten Titel. Der Sieg wird im Schatten des müden Königs Magnus Carlsen bleiben - für ein prominentes Gesicht der Szene ein Unding.
Bei einer Zeremonie in Astana wurde am Freitag die Weltmeister-Trophäe im Schach präsentiert
Bei einer Zeremonie in Astana wurde am Freitag die Weltmeister-Trophäe im Schach präsentiert
© Imago
. SID
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von SID

Das Balletttheater von Astana war in goldenes Licht getaucht, eine Tänzergruppe sorgte für weiteren Glanz, die Auslosung wurde von einer Künstlichen Intelligenz durchgeführt - der Rahmen bei der Eröffnungsfeier zur Schach-WM war so glamourös, dass die Hauptfiguren fast ein wenig in den Hintergrund gerieten.

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Dabei schaut die Schachwelt ganz genau hin, wenn ab Ostersonntag in Kasachstans Hauptstadt ein Nachfolger für den müden König gesucht wird. Nachdem der Norweger Magnus Carlsen nach zehn Jahren auf dem Thron die Lust verloren hat, spielen Jan Nepomnjaschtschi, ein Russe unter neutralem Status, und der Chinese Ding Liren um den WM-Titel.

Der Titelkampf in Astana ist ein Novum in der Schachgeschichte. Kein gutes, wie gewichtige Stimmen der Szene finden.

Schach-WM: Erstes Duell um einen vakanten Titel

In allen bisherigen Duellen nach der Premiere im Jahr 1886 waren die Rollen stets klar verteilt, wenn es einen Zweikampf um den Titel gab. Auf der einen Seite des Brettes ein Champion, auf der anderen Seite der Herausforderer.

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Doch diesmal wollte der Weltmeister nicht mehr. Carlsen tritt nicht zur Titelverteidigung an, bereits im vergangenen Jahr hatte er angekündigt, dass ihm „die Motivation“ für ein weiteres Duell fehle.

Nepomnjaschtschi (32) kann das gut verstehen. „Ein WM-Kampf ist ein sehr energieintensives Unterfangen. Man muss dem ein halbes Jahr alles unterordnen. Und er hat diese WM-Matches mehr als einmal gespielt“, sagte er im Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

Nepomnjaschtschi vs. Ding: Historischer Triumph für China?

Im Dezember 2021 hatte Nepomnjaschtschi das Duell gegen Carlsen verloren, nun bekommt er nach seinem Sieg beim Kandidatenturnier die nächste WM-Chance.

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Als erster Russe nach Wladimir Kramnik (bis 2007) kann Nepomnjaschtschi den Titel holen - was Russland, wo der Sport seit jeher politisch geprägt und aufgeladen ist, vor dem Hintergrund der aktuellen Weltlage ein gern gesehener Prestigeerfolg wäre. Der im vergangenen Jahr unter kontroversen Umständen an der Macht verbliebene Weltverbands-Präsident Arkadi Dworkowitsch war früher hochrangiges Mitglied der Putin-Regierung.

Ding Liren (l.) und Jan Nepomnjaschtschi machen den WM-Titel im Schach unter sich aus - in der Mitte: FIDE-Präsident Arkadi Dworkowitsch
Ding Liren (l.) und Jan Nepomnjaschtschi machen den WM-Titel im Schach unter sich aus - in der Mitte: FIDE-Präsident Arkadi Dworkowitsch

Für seinen Gegner sind die Voraussetzungen ähnlich: Ding wäre bei einem Sieg erster chinesischer Weltmeister. Der 30-Jährige ist bereits der erste Chinese, der überhaupt um den Titel spielt.

Doch wer sich auch immer durchsetzt: Er wird in Carlsens Schatten stehen. Der bleibt die Nummer eins im Ranking - und dazu Champion im Blitz- und Schnellschach. Der neue Weltmeister wird ein Weltmeister zweiter Klasse sein.

Kasparow: „Kann es kaum als WM-Match bezeichnen“

Der frühere Langzeitweltmeister Garry Kasparow (Russland) bezeichnete das Duell zwischen Nepomnjaschtschi und Ding daher als „amputiertes Event. Ich kann es kaum als WM-Match bezeichnen. Für mich sollte im Match um die Weltmeisterschaft der stärkste Spieler des Planeten antreten - und das ist hier nicht der Fall“, sagte Kasparow.

Und dennoch erwartet der auch als prominenter Regimekritiker bekannte Kasparow „eine große Show“. Der Weltverband FIDE überhöhte das Duell zum Kampf der „unstoppable minds“ - frei übersetzt der „unaufhaltsamen Gehirne“.

Diese messen sich in maximal 14 Partien und möglicherweise in einem alles entscheidenden Tiebreak am 30. April. Gespielt wird täglich um 11 Uhr deutscher Zeit, sieben Ruhetage sind insgesamt eingeplant.