Die wichtigste unabhängige Award-Kür zum Wrestling-Jahr 2021 ist erneut zu einer großen Abrechnung mit dem Marktführer geworden.
WWE und Alexa Bliss kassieren Fan-Ohrfeigen - AEW räumt bei Awards ab
Heftige Fan-Ohrfeige für WWE
Bei den 42. Wrestling Observer Newsletter Awards, der traditionsreichen Fan-Abstimmung des gleichnamigen Fachmediums, ist WWE in allen Hauptkategorien leer ausgegangen und gewann stattdessen diverse Negativ-Preise.
Konkurrent AEW - im vergangenen Jahr vor allem durch die Verpflichtungen von CM Punk und Bryan Danielson nochmal zusätzlich im Aufwind - legte dagegen einen weiteren großen Siegeszug hin.
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Kenny Omega gewinnt Hauptpreis vor Roman Reigns
AEW wurde unter anderem als beste Liga, für die beste wöchentliche TV-Show (Dynamite) und das beste Match (das Käfigmatch zwischen den Young Bucks und den Lucha Bros.) ausgezeichnet, zudem gewann ihr Aushängeschild 2021 die im Zentrum stehende Abstimmung.
Den Lou Thesz / Ric Flair Award als Wrestler des Jahres holte sich zum zweiten Mal nach 2018 der aktuell verletzte Ex-Champion Kenny Omega und löste damit seinen Vorgänger Jon Moxley ab.
Der Kanadier - auch für seine Ausflüge als Champion bei Impact und AAA in Mexiko belohnt - siegte vor WWE-Topstar und Universal Champion Roman Reigns und Shingo Takagi von der Japan-Liga NJPW. Reigns ist der einzige aktuelle WWE-Star in den Top 10, von AEW sind noch Danielson (4), Punk (6), der aktuelle Champion Hangman Page (8) und Moxley (10) vertreten.
Bei der Wahl zum besten Tag Team gab es einen Dreifachsieg für AEW, die Young Bucks Nick und Matt Jackson gewannen vor den Lucha Bros. und FTR, beim ebenfalls als A-Kategorie gewerteten „Best on Interviews“ gar einen Fünffach-Triumph: Hinter Sieger MJF (Maxwell Jacob Friedman) platzierten sich noch Eddie Kingston, CM Punk, Jon Moxley und Manager Dan Lambert, auf Platz 6 folgt Reigns.
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Den auf die Ringleistungen fokussierten Award als „Most Outstanding Wrestler“ verdiente sich NJPW-Star Takagi vor Danielson und Omega.
Reigns bester Charakter - Alexa Bliss der schlechteste
Siege für WWE gab es nur in den B-Kategorien: Als bester Nicht-Wrestler triumphierte zum neunten Mal Paul Heyman für seine Rolle in der Reigns-vs.-Brock-Lesnar-Saga, Reigns‘ Charakter als mafiabossartiger „Head of the Table“ wurde zudem als bestes Gimmick gewürdigt.
Der dritte Sieg von WWE ist zwiespältig: Die Auszeichnung von Ricochet als „Most Underrated“ ist letztlich eine Kritik an WWE, dass dessen Potenzial nicht ausgeschöpft wird - und auch in den eindeutig negativen Kategorien gab es zahlreiche Denkzettel für das Milliarden-Unternehmen von Vince McMahon.
An WWE gingen die kritischen Preise für die schlechteste Liga, die schlechteste TV-Show (RAW), den schlechtesten Pay Per View (Survivor Series), das schlechteste Match (den Zombie-Kampf zwischen Damien Priest und The Miz), den schlechtesten Kommentator (Corey Graves), die schlechteste Fehde (Randy Orton gegen „The Fiend“ Bray Wyatt und Alexa Bliss). Der auf geteiltes Echo stoßende Mystery-Charakter von Alexa Bliss wurde zudem auch als schlechtestes Gimmick bewertet - womit sie den in diesem Jahr gefeuerten Weggefährten Wyatt beerbt.
Eine Grundsatzkritik übten die Observer-Leser zudem an den Entlassungswellen von WWE trotz Rekordgewinnen in der Corona-Pandemie, die als „ekelhafteste Promotion-Taktik“ gekürt wurden.
AEW räumt auch zahlreiche Nebenpreise ab
Für AEW gab es derweil auch in den B-Kategorie noch zahlreiche Preise - für den Pay Per View All Out (beste große Show), Omega (Nordamerika-MVP), Fehde des Jahres gegen Hangman Page), Danielson (bester Techniker), Moxley (bester Brawler), Rey Fenix (bester Highflyer), Darby Allin (bestes Nicht-Schwergewicht), Punk (bester Box Office Draw und größtes Charisma), Excalibur (bester Kommentator), Tay Conti (Most Improved), Jade Cargill (Rookie of the Year).
Ligaboss Tony Khan wurde folgerichtig auch als bester Promoter und bester Booker, also bester kreativer Macher ausgezeichnet.
Knapp verpasst hat sein weibliches Aushängeschild Britt Baker die Wahl zum Frauen-MVP, die mit 20 Stimmen Vorsprung an Utami Hayashashita von der japanischen Liga Stardom ging. Erwähnenswerte Nebenpreise gingen zudem an die Autobiografie „Mox“ von Jon Moxley und die Macher der Dokuserie „Dark Side of the Ring“ für ihre Episode über die Tragödie des 1997 jung verstorbenen Ex-WWE-Stars Brian Pillman.
Awards spiegeln eine Entwicklung zu Ungunsten von WWE wider
Bei dem Fan-Voting stimmten über 10.000 Leserinnen und Leser ab, die Zielgruppe bildet eher den harten Kern als den Mainstream ab - das Publikum, auf das WWE erklärtermaßen den Fokus richtet.
Nichstdestotrotz spiegeln die Awards wider, dass AEW sich eine sehr zufriedene Fanbase aufgebaut hat - auf so vielen Ebenen, dass der sich anbahnende Wechsel von Liga-Mitgründer Cody Rhodes zurück zu WWE allein das Bild kaum ändern dürfte.
Und gerade das vergangene Jahr hat gezeigt, dass das für die Liga durchaus auch etwas wert ist und zu einer Entwicklung beiträgt, die für WWE zunehmend unangenehm wird.
Dynamite hat in der jungen Kernzielgruppe 2021 die ersten Siege auch über die WWE-Traditionsshow RAW eingefahren und in den letzten Monaten auch mehr zahlende Zuschauer vor Ort angelockt.