„Triple H“ Paul Levesque nahm sich selbst zurück in dem schwärzesten Moment seiner Zeit als WWE-Lenker.
WWE-Tragödie: Triple H kittete Riss
Am Donnerstag überbrachte er den Fans des Wrestling-Imperiums die traurige Nachricht vom Tod seines Topstars Bray Wyatt mit nur 36 Jahren. Am Tag darauf stellte der aktuell alleinige Programm- und Personalverantwortliche der Liga eine emotionale und würdige Tributshow für Wyatt und die kurz zuvor verstorbene Ikone Terry Funk auf die Beine. (NEWS: Alle Neuigkeiten zum Thema WWE)
Levesque - selbst auch WWE-Ringlegende - richtete den Fokus in den vergangenen Tagen komplett darauf aus, das Andenken an die beiden Verstorbenen zu feiern. In den Hintergrund ließ er dabei treten, dass der Tod des 36 Jahre alten Wyatt durch einen Herzinfarkt auch ihm persönlich in besonderer Weise nahegegangen sein muss.
Der 54 Jahre alte Schwiegersohn des WWE-Gründers Vince McMahon - wie Wyatt mehrfacher Familienvater - hatte vor zwei Jahren selbst schwere Herzprobleme, die ihn fast das Leben gekostet hätten und seine Zukunft in der WWE-Chefetage in Frage gestellt hatten.
Dass die Situation in seinem Fall ein glückliches Ende genommen hatte, spielte eine entscheidende Rolle dabei, dass Wyatt im vergangenen Jahr zu WWE zurückkam. Nachdem seine Karriere dort unter bis heute rätselhaften Umständen eigentlich schon zu Ende schien.
WWE hatte Bray Wyatt 2021 entlassen
Zur Erinnerung: Anfang August 2021 - wenige Wochen vor Levesques eigenem Herzdrama - hatte der damals in letzter Instanz alleinverantwortliche McMahon Wyatt entlassen.
Wie inzwischen berichtet wird, waren Wyatts Herzprobleme schon damals bekannt und offensichtlich der Hintergrund dafür, dass Wyatt in den Monaten zuvor aus gesundheitlichen Gründen pausiert hatte.
Der bekannte Wrestling-Journalist Dave Meltzer berichtet in seinem Wrestling Observer Radio, dass das Thema im Zuge von Wyatts Entlassung nach außen drang. Berichtet wurde mit Rücksicht auf Wyatts Privatsphäre nicht darüber.
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Wyatt ärgerte sich über lancierte Gerüchte
Warum Wyatt damals gehen musste, hat WWE nie öffentlich erklärt, die Umstände sind bis heute rätselhaft geblieben. Dem Observer zufolge wurden Wyatt selbst „Budgetkürzungen“ als Grund übermittelt.
Im Zuge der Corona-Pandemie nahm McMahon damals viele Einschnitte vor, unter anderem wurde in dem Zeitraum auch Wyatts Weggefährte Braun Strowman zwischenzeitlich gefeuert. Der populäre und vor allem bei den Fanartikel-Verkäufen enorm zugkräftige Wyatt soll einen der am höchsten dotierten Verträge aller WWE-Stars gehabt haben.
Bekannt ist: Wyatt bekundete öffentlich seinen Ärger über damals lancierte Berichte, dass Gewicht- und Einstellungsprobleme - und das speziell auch während seiner Krankheitspause - ein Faktor bei seiner Entlassung gewesen wären.
„Nun habt ihr also Johnnys und Bruces Meinung gehört - bald werde ich meine Meinung sagen“, twitterte Wyatt im Herbst 2021 ein Portal an, das eine Backstage-Quelle mit der Aussage zitierte, dass er seine Entlassung „verdient“ hätte (“Ihr hättet ihn auch gefeuert, wenn ihr ein Geschäft zu leiten hättet“). Er beschuldigte damit zwei Vertraute McMahons, schlecht über ihn geredet zu haben: Bruce Prichard, langjähriges Zentrum des Kreativteams. Und John Laurinaitis, Levesques Vorgänger als Talentchef - mittlerweile über seine Verwicklung in McMahons Sex- und Schweigegeld-Skandal gestolpert.
Als Triple H übernahm, änderte sich die Lage
Als Levesque im Sommer 2022 infolge des Skandals sowohl McMahons als auch Laurinaitis‘ Verantwortungsbereiche erbte, änderte sich die Lage, nicht nur für Wyatt.
Levesque holte zahlreiche Wrestlerinnen und Wrestler zurück, die unter McMahon ihren Job verloren hatten - unter ihnen auch Strowman.
Die Botschaft, die er nach Angaben von „Top Dolla“ AJ Francis - einem anderen Wiederkehrer - dabei übermittelte: Was immer an ungeklärten Konflikten mit McMahon im Raum stehe, sei ihm „egal“, er würde neu anfangen und alle nur daran messen, was in seiner Verantwortung passiere.
Dass er auch auf Wyatt zugehen würde, war früh zu erahnen. Schon vor dessen Rückkehr verdeutlichte Levesque in einem Interview mit dem Journalisten Ariel Helwani seine Wertschätzung.
Wyatt sei „im bestmöglichen Sinne einer der verrücktesten, kreativen Menschen, die ich kenne“. Den „Wirbelwind seiner Gedanken“ zu ordnen und in produktive Bahnen zu lenken sei zwar auch eine Herausforderung, „aber ich liebe es mit ihm zu arbeiten“.
Im Herbst folgte dann das furios inszenierte Comeback Wyatts, der sichtlich bewegt war von dem riesigen Fanzuspruch - und der nebenbei auch die Gelegenheit bekam, seinem verstorbenen Freund und Weggefährten Jonathan Huber (Brodie Lee / Luke Harper) auf großer Bühne ein Denkmal zu setzen.
WWE hatte noch große Pläne mit Wyatt
Unter Levesque spielte Wyatt wieder eine große Rolle bei WWE, beim Jahreshöhepunkt WrestleMania im Frühjahr war ein Match gegen Bobby Lashley geplant. Signalwirkung hatte auch, dass Levesque dem Wyatt-Vertrauten Rob Fee einen zentralen Job als kreativer „Direktor für Langzeit-Storytelling“ gab.
Wyatts schwere Corona-Erkrankung kam zwischen alle weiteren Planungen, ein erneutes Comeback war nun in Planung unter Federführung Levesques, der WWE im Moment wieder in Eigenregie lenkt: Der in diesem Jahr trotz des Skandals zurückgekehrte McMahon erholt sich derzeit von einer massiven Nacken-OP.
Laut Berichten, auch von Wyatts Vater Mike Rotunda, war Wyatts Rückkehr schon weit gediehen. Stattdessen erlitt Wyatt am Donnerstag einen tödlichen Herzinfarkt.
Levesque fiel die traurige Aufgabe zu, die Schreckensnachricht zu verkünden und dem Andenken einen würdigen Rahmen zu geben. Es gelang ihm, nicht zuletzt auch dadurch, dass er den nicht mehr bei WWE aktiven Wyatt-Weggefährten Erick Rowan und dem aktuell verletzten Strowman einen angemessen prominenten Platz bei den Tributgesten einräumte.
Auch einen symbolische Geste im Sinne McMahons brachte Levesque beiläufig unter: Im Tributvideo für Wyatt war auch eine Archivszene zu sehen, in der Wyatt und der Ligagründer sich hinter den Kulissen umarmten.