Die Kältekammer ist der letzte Schrei auf der Anlage von Roland Garros.
So kann Zverev Djokovic schlagen
© Getty Images
Auch Alexander Zverev nutzt die kalte Sauna. "Das ist so ein Raum, da gehst du rein, hast nichts an außer Handschuhen, Socken und einem Schutz für Ohren und Nase", berichtet er, "da bist du dann drin für drei Minuten und frierst dir einen ab." Drei Minuten Schlottern bei 180 Grad minus? "Drei Minuten", bestätigt Zverev, "und dann biste fertig, dann musste erst mal unter die warme Dusche."
Der Härtetest in der Kältekammer dient der Regeneration. Die hatte Zverev bislang bitter nötig bei den French Open in Paris nach zwei Matches über fünf Sätze und einem Match über vier. (Alle Infos zu den French Open)
Zverev überzeugt mit Kampfposition
Im Viertelfinale, das am Mittwoch wegen Regens verschoben wurden, steht ihm nun die schwerste Aufgabe in diesem Jahr und zugleich die schwerste bei einem Grand Slam bevor: Er trifft auf die Nummer eins der Weltrangliste, Novak Djokovic, der wiederum ohne Satzverlust ins Viertelfinale gepflügt ist.
"Du musst schon dein bestes Tennis spielen, um gegen ihn eine Chance zu haben", weiß Zverev. Bislang erweckte er in Paris nicht den Eindruck, als könne er Djokovic gefährlich werden. Er spielt zu unbeständig, bemerkenswert ist allerdings sein großer Kampfgeist.
Gegen Djokovic muss er an seine starke Aufschlagleistung aus dem Spiel gegen Fabio Fognini (77 Prozent first serves) anknüpfen. Jedoch darf er auch nicht zuviel Risiko, vor allem beim zweiten Aufschlag, eingehen. Denn die Doppelfehler sind Zverevs Achillesferse. 43 davon, also mehr als zehn pro Partie im Schnitt, hat er in Paris bereits zu Buche stehen und führt damit die Statistik an.
Diese Zahl gilt es im Viertelfinale möglichst gering zu halten, denn Djokovic zählt zu den besten Return-Spielern der Tennis-Geschichte. Daher wird es besonders auf die Asse ankommen, auch hier zählt Zverev, der mit 1,99 Meter Körpergröße die idealen Hebel für den Aufschlag besitzt, zu den besten Spielern des Turniers.
Näher an der Grundline agieren
Außerdem muss der Wahl-Monegasse seine Position an der Grundlinie verändern, um eine Chance zu haben. Zverevs Komfortposition ist zwei, drei Meter hinter der Grundlinie. Dort wird er aber gegen den "Djoker" keine Chance haben. Stattdessen muss er sich zwingen, an der Linie zu kleben und sogar ins Feld reingehen.
Die French Open auf SPORT1 täglich im Liveticker
"Mut zum Risiko statt Sicherheit" sollte sein Motto sein, denn je länger der Ballwechsel geht, desto höher wird die Chance, dass der Punkt an Djokovic geht.
Eine weitere Chance für Deutschlands Nummer eins bieten Netzangriffe. Allerdings fühlt sich Zverev sehr unwohl am Netz und Djokovic hat neben Rafael Nadal die wohl besten Passierschläge auf der Tour. Aber auch hier gilt: Dieses Risiko muss der 22-Jährige eingehen.
Positive Erinnerungen an London
Als Mutmacher für Zverev könnten die letzten Duelle dienen. Er hat Djokovic im vergangenen Jahr in Finale von Rom besiegt, auf Asche, und Mitte November im Endspiel des ATP-Finales. "Am besten wie im Finale von London", sagte der ATP-Champion, müsse er spielen, unter anderem also "möglichst aggressiv", damit der Serbe auch beim Grand-Slam-Turnier zu packen ist.
Doch im Gegensatz zu London, wo er teilweise müde wirkte, befindet sich der Serbe bei den Grand-Slams immer in Top-Form. Djokovic, weiß Zverev, "hat die letzten drei Grand Slams gewonnen".
Und auch Djokovic geht in die Kältekammer.